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10.05.2023 | Langzeitpflege | Nachrichten

Diakonie sieht Langzeitpflege vor dem Kollaps

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Neue Umfrageergebnisse zeigen: Schon heute müssen viele stationäre und ambulante Pflegeanbieter Leistungen einschränken oder neue Pflegekunden abweisen. Diakonie und DEVAP warnen vor einer Pflegekatastrophe.  

© © Bernd Weißbrod / dpaFreie Plätze können bei der Mehrzahl der stationären Pflegeeinrichtungen nicht mehr belegt werden, Pflegedienste müssen Neukunden abweisen. 

Wer heute pflegebedürftig wird, kann nicht darauf vertrauen, dass er zeitnah pflegerische Versorgung findet. Das geht aus einer gemeinsamen Umfrage der Diakonie Deutschlands und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) hervor, die am 9. Mai in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach mussten mehr als Zweidrittel (76 %) der Heime und ambulanten Dienste in der Diakonie in den vergangenen sechs Monaten Leistungen einschränken. Hauptgrund: Personalmangel sowie kurz- und langfristige Erkrankungen von Mitarbeitenden.

In der stationären Pflege konnten 72 % der Träger Leistungen nicht erbringen, was in erster Linie bedeutet, dass freie Betten nicht neu belegt werden konnten. In der ambulanten Pflege sei die Versorgungssituation noch prekärer: 89 % der befragten Dienste mussten in den letzten sechs Monaten Neukund*innen ablehnen, 29 % konnten Leistungen von Bestandskunden nicht aufstocken.

Für die Umfrage hatte der DEVAP im März und April mehr als 650 Pflegeeinrichtungen und Dienste der Diakonie zu ihrer aktuellen Situation befragt. Davon waren 64 % Einrichtungen der stationären Langzeitpflege, 30 % ambulante Pflegedienste, 4 % Tagespflegeeinrichtungen sowie jeweils 1 % Pflegeschulen und Hospize.

Radikales Umdenken in der Politik notwendig

„Wir sind bereits mitten in einer akuten Pflegekrise. Nötig ist ein radikales Umdenken in der Politik, wenn wir die Pflege vor dem Kollaps bewahren wollen“, erklärte Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland. Die Pflegeversicherung brauche eine gesicherte Finanzierung, damit sie pflegebedürftige Menschen, pflegende Angehörige, aber auch die Pflegeanbieter entlaste und handlungsfähig machen kann. „Sonst steuern wir von der akuten Krise in die Katastrophe, in der Pflegebedürftige nicht mehr professionell versorgt und pflegende Angehörige unterstützt werden können“, warnte Lohheide.

Trotz steigender Nachfrage reduziere sich das Versorgungsangebot massiv, stellte der Vorsitzende des DEVAP, Wilfried Wesemann, fest. Insolvenzen nähmen zu. Notwendig sei eine grundlegende Struktur- und Finanzreform der Pflege.

Ruf nach Pflegegipfel

Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für eine „kleine Pflegereform“ sind aus Sicht des DEVAP-Vorsitzenden nicht ausreichend. Trotz sinnvoller Bausteine stünden sie auf einem „sehr brüchigen“ finanziellen Fundament. Die geplante Erhöhung des Beitragssatzes auf 3,4 % reiche bei weitem nicht aus, um die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland hinreichend zu sichern.

Die beiden Verbände fordern daher einen auf höchster politischer Ebene einzuberufenen Pflegegipfel, bei dem ein Masterplan für die Zukunft der Pflege entwickelt werden soll. Die klugen Ideen und Konzepte seien da, um die Katastrophe abzuwenden. (ne)

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