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27.08.2019 | Krankenhaus | Nachrichten

Medizinische Risiken: Viele Klinik-Chefs tappen im Dunkeln

verfasst von: Anno Fricke

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Die Wege in der Risikokommunikation in Krankenhäusern sind zu oft verstellt. Darauf verweist eine aktuelle Studie.

Die Vorstände von Krankenhausgesellschaften und Klinikleiter werden nach wie vor nicht umfassend über medizinische Risiken in ihren Häusern informiert. 31 Prozent der kaufmännischen Vorstände und 39 Prozent der Klinikleiter tappen bei diesen Werten im Dunkeln.

Das geht aus der Studie „Controlling im deutschen Krankenhaussektor 2018/19“ hervor, die der Deutsche Verein für Krankenhauscontrolling (DVKC), die Bergische Universität Wuppertal und die Beratungsgesellschaft Curacon am Dienstag in Berlin vorgestellt haben.

Informationen fallen zu häufig unter den Tisch

Über Risiken wie zum Beispiel Hygienemängel werden demnach lediglich 14 Prozent der Spitzenfunktionäre in den Kliniken monatlich informiert. Nicht zum Standardberichtswesen zählen auch die für Steuerungszwecke als besonders relevant eingeschätzten Deckungsbeitragsrechnungen.

Vor allem in Häusern mit weniger als 600 Betten fielen diese Informationen zu häufig unter den Tisch. Um die Standardisierung der Kommunikation in den Krankenhäusern voranzutreiben, will der DVKC nun ein Forschungsprojekt auflegen.

Eine Förderzusage des Bundesgesundheitsministeriums liege bereits vor, sagte Studienautor Professor Björn Maier.

Fehlallokationen ergäben sich auch durch unscharfe Zuordnung von Erlösen, sagte Maier. So würden Kosten zu häufig überwiegend der Gerätemedizin, chirurgischen Eingriffen und der Kardiologie zugeordnet.

Damit entstünden rechnerische Unterdeckungen zum Beispiel in Geriatrien und internistischen Abteilungen. Das könne sich somit auf deren Personal- und Sachausstattung negativ auswirken, sagte Maier.

Keine geeigneten Steuerungsinstrumente

Inhaltlicher Schwerpunkt der aktuellen Untersuchung ist das Controlling in der Pflege. Die zahlreichen politischen Eingriffe in das Personalmanagement der Krankenhäuser scheint sich an dieser Stelle noch nicht überall widerzuspiegeln.

So hätten knapp die Hälfte der somatischen und psychiatrischen Krankenhäuser unabhängig von der Größe der Einrichtungen keine geeigneten Steuerungsinstrumente für den Einsatz von Pflegekräften.

Umgekehrt gebe es lediglich in 38 Prozent der Häuser zentrale Stellen, die ein Controlling im Pflegedienst vornähmen. „Viele Subsysteme in den Krankenhäusern kommunizieren nicht miteinander“, sagte Maier.

Die Studienautoren empfehlen angesichts der hohen Bedeutung, die die Personaluntergrenzen für die Steuerung von Krankenhäusern gewonnen haben, eine Rückkopplung mit dem kaufmännischen Controlling.

Die Studie läuft seit 2011. Große private Krankenhausketten beteiligen sich nicht.

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