Skip to main content
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2/2010

01.04.2010 | Beiträge zum Themenschwerpunkt

Kommunale Pflegeplanung zwischen Wettbewerbsneutralität und Bedarfsorientierung

Am Beispiel der Pflegestrukturplanung des Landes Rheinland-Pfalz

verfasst von: Prof. Dr. T. Klie, Dipl.-Soz.-Arb. T. Pfundstein

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 2/2010

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung mit Pflegediensten und -einrichtungen gewinnt angesichts des demographischen und sozialen Wandels an Bedeutung. Mit Einführung der deutschen Pflegeversicherung 1994 behielten die Länder und Kommunen die Verantwortung zwar bei, sie verloren allerdings angesichts der Marktorientierung und Wettbewerbsneutralität des Pflegeversicherungsrechts ihre klassischen Instrumente der Bedarfsplanung und Steuerung der Infrastruktur. Dies führt zu neuen Herausforderungen für Länder und Kommunen: Ihre klassischen richtwerteorientierten Planungen entbehren fachlich und juristisch der Legitimation. Bedarfsanalysen müssen auf neue methodische Grundlagen und fachliche Expertise gestellt werden. Um ihren Einfluss auf die Infrastrukturentwicklung wahrnehmen zu können, bedarf es anderer Instrumente der Bedarfsplanung als die der Subventionierung. Am Beispiel des Landes Rheinland-Pfalz und der dort neu eingeführten Pflegestrukturplanung wird das Konzept des Pflegemonitorings vorgestellt und werden Instrumente der Einflussnahme auf die Infrastrukturentwicklung skizziert.
Fußnoten
1
So sind z. B. die Auslastungsquoten der Pflegeheime in Berlin von 93,4% (2001) auf 83,7% (2008) gesunken (vgl. [20]).
 
2
Auf eine 2007 durchgeführte Umfrage im Vorfeld des Modellprojektes Pflegestrukturplanung reichten von den 36 Landkreisen und kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz 23 Gebietskörperschaften eine Planung ein, davon waren 15 Altenpläne nach 1999 und 5 Altenpläne ab 2005 erstellt worden.
 
3
Die Orientierung am sozialen Raum hat in den letzten Jahren vor allem im Kontext der kommunalen Jugendhilfeplanung an Popularität gewonnen, weil sich damit Ressourcen nicht nur personell, sondern auch quartiersbezogen steuern lassen. Die Praxis der Sozialraumanalyse ist dabei sehr heterogen, eine allgemeine Methodik hat sich nicht herausgebildet (vgl. hierzu [18]).
 
4
Mit den Daten der Pflegestatistik lassen sich drei grobe Pflegearrangements differenzieren: vorwiegend familiäre Arrangements (Geldleistung), gemischte Arrangements (Sach-, Kombileistung) und stationäre Arrangements (vgl. [2]).
 
5
Die Spitzenverbände der Pflegekassen melden die Daten der Geldleistungsnehmer/innen anonym an das statistische Bundesamt. Die Postleitzahl ist das Merkmal, mit dem die Daten dem Raum zugeordnet werden.
 
6
Die Pflegestatistik weist 60.000 Pflegebedürftige (3%) mehr aus, als die Stichtagserhebung der SPV und PPV ergeben hat. (Zur Begründung vgl. [21]).
 
7
Die Erhebung wurde von den Stadt- und Kreisverwaltungen gesondert durchgeführt, da zum dortigen Zeitpunkt die Bundesstatistik nicht einfach ergänzt werden konnte.
 
8
Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen der Kassel-Studie, nach der in städtischen Regionen eine höhere Präferenz zur vollstationären Versorgung besteht (Vgl. hierzu [2]).
 
9
Fernunterbringung ist definiert, wenn der letzte Wohnort vor Heimübersiedlung nicht im Bezugsgebiet (Stadt, Landkreis) und keinem der umliegenden Landkreise lag.
 
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Blaumeiser H et al (2002) Handbuch kommunaler Altenplanung. Grundlagen. Prinzipien. Methoden. Eigenverlag Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Frankfurt a. M. Blaumeiser H et al (2002) Handbuch kommunaler Altenplanung. Grundlagen. Prinzipien. Methoden. Eigenverlag Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Frankfurt a. M.
2.
Zurück zum Zitat Blinkert B, Klie T (2004) Solidarität in Gefahr? Pflegebereitschaft und Pflegebedarfentwicklung im demographischen und sozialen Wandel. Vincentz, Hannover Blinkert B, Klie T (2004) Solidarität in Gefahr? Pflegebereitschaft und Pflegebedarfentwicklung im demographischen und sozialen Wandel. Vincentz, Hannover
3.
Zurück zum Zitat Blinkert B, Klie T (2004) Demographischer Wandel und demographische Veränderungen als Herausforderung für die Sicherstellung der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Sozialer Fortschritt 53:319–325 Blinkert B, Klie T (2004) Demographischer Wandel und demographische Veränderungen als Herausforderung für die Sicherstellung der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Sozialer Fortschritt 53:319–325
4.
Zurück zum Zitat Damkowski W (1997) Ambulante Pflegedienste – Veränderungen wahrnehmen, Ideen umsetzen. Vincentz, Hannover Damkowski W (1997) Ambulante Pflegedienste – Veränderungen wahrnehmen, Ideen umsetzen. Vincentz, Hannover
5.
Zurück zum Zitat Fürst D, Scholles F (2008) Handbuch Theorien und Methoden der Raum- und Umweltplanung. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund Fürst D, Scholles F (2008) Handbuch Theorien und Methoden der Raum- und Umweltplanung. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund
6.
Zurück zum Zitat Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) (2009) Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz, Nr. 20, S 399–412 Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) (2009) Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz, Nr. 20, S 399–412
7.
Zurück zum Zitat Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur (LPflegeASG) (2005) Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz. G 3231, Nr. 16 Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur (LPflegeASG) (2005) Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz. G 3231, Nr. 16
8.
Zurück zum Zitat Klie T, Spiegelberg R (1998) Fürs Alter sorgen. Grundlagen kommunaler Altenplanung. Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung, Freiburg Klie T, Spiegelberg R (1998) Fürs Alter sorgen. Grundlagen kommunaler Altenplanung. Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung, Freiburg
9.
Zurück zum Zitat Klie T (Hrsg) (2002) Fürs Alter planen – Beiträge zur kommunalen Altenplanung. Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung, Freiburg Klie T (Hrsg) (2002) Fürs Alter planen – Beiträge zur kommunalen Altenplanung. Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung, Freiburg
10.
Zurück zum Zitat Klie T, Pfundstein T (2007) Grundlagen zur Pflegestrukturplanung nach dem Landespflegestrukturgesetz in Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz (MASGFF), Mainz Klie T, Pfundstein T (2007) Grundlagen zur Pflegestrukturplanung nach dem Landespflegestrukturgesetz in Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz (MASGFF), Mainz
11.
Zurück zum Zitat Klie T, Pfundstein T (2008) Von der kommunalen Altenhilfeplanung zum Kultur- und Systemmanagement. Die neue Rolle der Kommunen in der Seniorenpolitik. Informationsdienst Altersfragen 35:8–10 Klie T, Pfundstein T (2008) Von der kommunalen Altenhilfeplanung zum Kultur- und Systemmanagement. Die neue Rolle der Kommunen in der Seniorenpolitik. Informationsdienst Altersfragen 35:8–10
12.
Zurück zum Zitat Klie T (2009) Zukunft Quartier – Lebensräume zum Älterwerden. Sozialpolitische Neuorientierung und Neuakzentuierung rechtlicher Steuerung. Expertise im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, Bielefeld Klie T (2009) Zukunft Quartier – Lebensräume zum Älterwerden. Sozialpolitische Neuorientierung und Neuakzentuierung rechtlicher Steuerung. Expertise im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, Bielefeld
13.
Zurück zum Zitat Klie T, Krahmer U (2009) Sozialgesetzbuch XI. Soziale Pflegeversicherung. Lehr- und Praxiskommentar. Nomos, Baden-Baden Klie T, Krahmer U (2009) Sozialgesetzbuch XI. Soziale Pflegeversicherung. Lehr- und Praxiskommentar. Nomos, Baden-Baden
14.
Zurück zum Zitat MAGS – Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (1995) Indikatorengestütze Bedarfsplanung in der kommunalen Altenpolitik und Altenarbeit in Nordrhein-Westfalen. Band I und II. Planungshilfen für Kommunen, Düsseldorf MAGS – Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (1995) Indikatorengestütze Bedarfsplanung in der kommunalen Altenpolitik und Altenarbeit in Nordrhein-Westfalen. Band I und II. Planungshilfen für Kommunen, Düsseldorf
15.
Zurück zum Zitat MASGFF – Ministerium für Arbeit, Soziales, Senioren, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz (2010) Kommunale Pflegestrukturplanung. Ein Handbuch für die kommunale Praxis. MASGFF, Mainz (in Druck) MASGFF – Ministerium für Arbeit, Soziales, Senioren, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz (2010) Kommunale Pflegestrukturplanung. Ein Handbuch für die kommunale Praxis. MASGFF, Mainz (in Druck)
16.
Zurück zum Zitat Osner A (2009) Wie kann kommunale Politik gestaltet werden? In: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg) Initiieren – Planen – Umsetzen. Handbuch kommunaler Seniorenpolitik. Eigenverlag, Gütersloh, S 49 Osner A (2009) Wie kann kommunale Politik gestaltet werden? In: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg) Initiieren – Planen – Umsetzen. Handbuch kommunaler Seniorenpolitik. Eigenverlag, Gütersloh, S 49
17.
Zurück zum Zitat Pfundstein T (2002) Möglichkeiten und Grenzen der Infrastukturplanung – die Planungskonzepte der Länder. In: Klie T (Hrsg) Fürs Alter planen. Beiträge zur kommunalen Altenplanung. FIVE, Freiburg, S 17–39 Pfundstein T (2002) Möglichkeiten und Grenzen der Infrastukturplanung – die Planungskonzepte der Länder. In: Klie T (Hrsg) Fürs Alter planen. Beiträge zur kommunalen Altenplanung. FIVE, Freiburg, S 17–39
18.
Zurück zum Zitat Riege M, Schubert H (Hrsg) (2005) Sozialraumanalyse, Grundlagen – Methoden – Praxis. VS, Wiesbaden Riege M, Schubert H (Hrsg) (2005) Sozialraumanalyse, Grundlagen – Methoden – Praxis. VS, Wiesbaden
19.
Zurück zum Zitat Rothen HJ (2009) Weiterentwicklung kommunaler Seniorenpolitik – Alter neu denken. In: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg) Initiieren – Planen – Umsetzen. Handbuch kommunaler Seniorenpolitik. Eigenverlag, Gütersloh, S 15–24 Rothen HJ (2009) Weiterentwicklung kommunaler Seniorenpolitik – Alter neu denken. In: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg) Initiieren – Planen – Umsetzen. Handbuch kommunaler Seniorenpolitik. Eigenverlag, Gütersloh, S 15–24
20.
Zurück zum Zitat Senatsverwaltung Soziales Berlin (2009) Ausgewählte Ergebnisse der Zusatzerhebung in Langzeitpflegeeinrichtungen 2007/2008 – in der Zeitreihe seit 2001. http://www.berlin.de/pflege/angebote/erhebung_lap.html, gesehen am 22.1.2010 Senatsverwaltung Soziales Berlin (2009) Ausgewählte Ergebnisse der Zusatzerhebung in Langzeitpflegeeinrichtungen 2007/2008 – in der Zeitreihe seit 2001. http://​www.​berlin.​de/​pflege/​angebote/​erhebung_​lap.​html, gesehen am 22.1.2010
21.
Zurück zum Zitat Statistische Ämter der Länder (2007) Pflegestatistik 2005. Deutschlandergebnisse. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, S 27 Statistische Ämter der Länder (2007) Pflegestatistik 2005. Deutschlandergebnisse. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, S 27
22.
Zurück zum Zitat Statistische Ämter der Länder (2008) Pflegestatistik 2005. Kreisvergleich. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, S 7 Statistische Ämter der Länder (2008) Pflegestatistik 2005. Kreisvergleich. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, S 7
23.
Zurück zum Zitat Weidner F, Schulz-Nieswandt F, Brandenburg H (2009) Pflege und Betreuung im Wohnquartier. Expertise im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz. Philosophisch-theologische Hochschule Vallendar Weidner F, Schulz-Nieswandt F, Brandenburg H (2009) Pflege und Betreuung im Wohnquartier. Expertise im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz. Philosophisch-theologische Hochschule Vallendar
Metadaten
Titel
Kommunale Pflegeplanung zwischen Wettbewerbsneutralität und Bedarfsorientierung
Am Beispiel der Pflegestrukturplanung des Landes Rheinland-Pfalz
verfasst von
Prof. Dr. T. Klie
Dipl.-Soz.-Arb. T. Pfundstein
Publikationsdatum
01.04.2010
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 2/2010
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-009-0063-3

Weitere Artikel der Ausgabe 2/2010

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2/2010 Zur Ausgabe

Beiträge zum Themenschwerpunkt

Kommunen im demographischen Wandel