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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2/2015

01.02.2015 | Originalien

Institutionalisiertes Sterben in Deutschland

Trends in der Sterbeortverteilung: zu Hause, Krankenhaus und Pflegeheim

verfasst von: S. Sauer, M.A., R. Müller, H. Rothgang

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 2/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund

Das Ziel der Untersuchung ist für Deutschland den alters- und geschlechtsspezifischen Grad des institutionalisierten Sterbens und dessen Entwicklung im Zeitverlauf für die Sterbeorte Krankenhaus, Pflegeheim und eigene Häuslichkeit aufzuzeigen.

Daten und Methoden

Auf Basis prozessproduzierter Routinedaten der Mitglieder der Gmünder Ersatzkasse (GEK) wird eine Hochrechnung der Sterbefälle (n = 59.922) in dieser Population auf die (≥ 30 Jahre alte) Sterbebevölkerung in Deutschland für die Jahre von 2000 bis 2009 durchgeführt.

Ergebnisse

In Deutschland verstarben 2009 248 Tsd. Personen (29 %) zu Hause und 598 Tsd. (71 %) in einer Institution. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Anteil des institutionalisierten Sterbens um 6 Prozentpunkte erhöht. Frauen versterben deutlich häufiger als Männer in einer Institution (74 % vs. 67 %). In höheren Altersstufen verlagert sich das institutionalisierte Sterben vom Krankenhaus hin in das Pflegeheim.

Schlussfolgerung

Demographische und krankheitsspezifische Entwicklungen lassen eine Fortsetzung des Trends zum institutionalisierten Sterben erwarten, obwohl Befragungen regelmäßig deutliche Präferenzen für das häusliche Versterben zeigen.
Fußnoten
1
Eine Mitgliedschaft ist mit der Zahlung von Beiträgen verbunden, Mitversicherte zahlen nicht. Wenn der Austrittsgrund Tod beim Mitglied erfasst ist, kann dies auch fälschlicherweise bei dem Mitversicherten eingetragen sein.
 
2
Entspricht 0,73 % der gesamten Sterbefälle der 30-Jährigen und Älteren in Deutschland von 2000 bis 2009.
 
3
Bisherige Untersuchungen kommen allerdings zu dem Ergebnis, dass für das Hospiz als Sterbeort nicht mehr als 1 bis 2 % für Deutschland angenommen werden können [10, 18].
 
4
Die Kategorisierung richtet sich nach einer Zuordnungslogik und nicht nach der subjektiven Beurteilung, welche Kategorie die wünschenswerte sei. Die Ziffern drücken demnach keine normative Bewertung aus.
 
5
Die Alterskategorien 30–49 Jahren werden zusammengefasst, da hier nur wenige Sterbefälle anfallen und eine Interpretation der differenzierteren Ergebnisse schwierig wäre. Bei den Männern finden sich (exemplarisch 2009) 424 und bei den Frauen 177 Sterbefälle in dieser Alterskategorie der 30–49-Jährigen
 
6
In einem binominalen multivariaten Modell zur Beurteilung der Verteilung der Sterbefälle in einer Institution vs. zu Hause (Sterbefälle der GEK, ≥ 30 Jahre, Todesjahr 2000 bis 2009) wurden die folgenden Variablen eingeschlossen:– Geschlecht (Ref =  männlich vs. weiblich),– Alter (Ref.  = 60 Jahre vs. 30–34, 35–39, … 85 +),– Nationalität (Ref. = deutsch vs. nichtdeutsch),– Agglomerationsraum (Ref. = ländlich vs. verstädtert, agglomeriert und keine Zuordnung möglich) und– Familienstand (Ref. = verheiratet vs. ledig, geschieden und verwitwet).Statistisch signifikant (Irrtumswahrscheinlichkeit p < 0,1 %) sind Geschiedene (OR = 1,212) und Verwitwete (OR = 1,107).
 
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Metadaten
Titel
Institutionalisiertes Sterben in Deutschland
Trends in der Sterbeortverteilung: zu Hause, Krankenhaus und Pflegeheim
verfasst von
S. Sauer, M.A.
R. Müller
H. Rothgang
Publikationsdatum
01.02.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 2/2015
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-013-0547-z

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