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19.02.2018 | Hygiene | Nachrichten

Wie gefährlich sind resistente Gewässer-Keime?

verfasst von: Wolfgang Geissel

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Aus Gewässer-Stichproben wurden mehr multiresistente Keime isoliert, als bisher gedacht. Fachleute plädieren dafür, die Risiken besser zu erforschen: Sie könnten eine Gefahr für Patienten sein.

Wiesensee im Westerwald  © Eve / Fotolia.comIst dieser See sauber? Systematische Kontrollen auf antibiotika-resistente Keime gibt es in deutschen Gewässern jedenfalls nicht.

Gesundheitsexperten sind besorgt über antibiotika-resistente Keime in deutschen Bächen, Flüssen und Badeseen. Systematische Kontrollen gibt es hierzu zwar nicht. In Stichproben von Gewässern werden solche Erreger aber immer wieder gefunden. Auch bei einer Recherche des NDR ist das jetzt der Fall gewesen.

Im Auftrag des Senders wurden dabei Wasser- und Sedimentproben von zwölf Orten in Niedersachsen getestet, und zwar an der TU Dresden und beim Deutschen Zentrum für Infektionsforschung am Uniklinikum Gießen. In allen Proben seien multiresistente Bakterien nachweisbar gewesen, berichtet der NDR, etwa an der Thülsfelder Talsperre oder am Zwischenahner Meer.

Gefunden wurden vor allem multiresistente gramnegative Stäbchen (MRGN). Dazu gehören Enterobakterien wie E. coli und Klebsiella spp. sowie Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumanii. Für gesunde Menschen sind diese zwar keine große Bedrohung. Sie gefährden aber Säuglinge und alte sowie chronisch kranke und abwehrgeschwächte Patienten.

Bedenkliche Erreger

Zu spaßen ist mit den Keimen daher nicht: Von zehn der gefundenen Erreger wurde der genetische Fingerabdruck genommen. Dabei fanden sich auch Bakterien, die bei Menschen bereits zu schweren Erkrankungen geführt hatten, wie der beteiligte Facharzt für Mikrobiologie, Dr. Can Imirzalioglu aus Gießen, der "Ärzte Zeitung" berichtet hat.

Insgesamt seien 30 Prozent der Keime gegen drei (3MRGN) und 3 Prozent gegen vier (4MRGN) Antibiotikagruppen resistent gewesen (Chinolone, Carbapeneme, Cephalosporine, Acylureidopenicilline).

Bedenklich sei auch das große Potenzial der gefundenen Keime zur Koloniebildung; das heißt, sie können gesunde Menschen besiedeln, die die Bakterien dann an gefährdete Patienten weitergeben könnten. In der Bevölkerung sollte man daher eine gute Hygiene propagieren: Nach Kontakt mit schmutzigem Wasser oder Sedimenten reicht gründliches Waschen aus, um hier vorzubeugen.

Die Untersuchung von Gewässern auf resistente Keime ist bisher vor allem für die Wissenschaft interessant, sagte Professor Trinad Chakroborty von der Gießener Klinik zur "Ärzte Zeitung". Denn als Erreger von nosokomialen Infektionen werden MRGN auch in deutschen Kliniken zunehmend gefunden. "Und belastete Gewässer hatten wir als mögliche Quelle bisher nicht auf dem Radar", sagte er.

Gefahr für geschwächte Menschen?

Jetzt müsse man untersuchen, inwieweit dadurch auch abwehrgeschwächte Menschen zu Schaden kommen könnten. Ebenso müsse geprüft werden, wie sich der hohe Verbrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft senken lässt, was die Resistenzbildung und die Verbreitung der Keime in den Gewässern begünstigt.

Und um die Keimbelastung von Gewässern zu verringern seien auch neue Techniken zur Abwasserreinigung zu prüfen. An Hausärzte appelliert der Hygieniker, Antibiotika zur Resistenzvermeidung generell nur so gezielt und so sparsam wie möglich einzusetzen.

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