Hygiene in der Pflege bietet Schutz vor Infektionen. Hygienemaßnahmen wie etwa das Desinfizieren der Hände sollen die Übertragung von Krankheitskeimen verhindern. Diese Maßnahmen sind in allen Bereichen der Pflege sinnvoll: in der ambulanten Pflege, im Pflegeheim und im Krankenhaus.
Hygiene: Definition und Bedeutung
Doch was genau ist damit gemeint? Eine allgemeine Hygiene-Definition lautet: Hygiene umfasst das Erkennen aller Faktoren, die die Gesundheit eines einzelnen Menschen oder der Gesellschaft beeinflussen. Solche schädlichen Einflüsse sind zum Beispiel bestimmte Viren und Bakterien. Dafür ist eine methodische Erfassung, Beurteilung sowie Vermeidung schädlicher Einflüsse nötig.
Die Aufgabe der Pflege ist es, die Gesundheit des Menschen wiederherzustellen und zu erhalten. Manche Fachleute meinen deshalb, Hygiene sei die pflegerische Aufgabe überhaupt. Passenderweise leitet sich der Begriff Hygiene von der griechischen Göttin „Hygieia“ ab. Sie stand in der Mythologie für Gesundheit und die Prävention von Krankheiten.
Im pflegerischen Alltag gibt es viele konkrete Beispiele, in denen Hygiene wichtig ist: von der Hände- über die Körperhygiene bis hin zur Hygiene beim Verbandswechsel.
Händedesinfektion: wann und wie - die 5 Indikatoren der WHO
Sowohl auf der menschlichen Haut wie auch auf jeder unbelebten Oberflächen können Krankheitserreger unterschiedlich lange überleben und über die Hände an einen anderen Ort transportiert werden.
Die Händedesinfektion ist ein einfacher, aber sehr effektiver Weg, die Ausbreitung von Krankheitserregern zu reduzieren. Ein Patient hat täglich beispielsweise mit Ärzten, Pflegenden, Physiotherapeuten, Praktikanten, Service- und Reinigungskräften oder Angehörigen Kontakt, welche wiederum mit anderen Patienten in Kontakt treten.
Eine nicht oder mangelhaft durchgeführte Händedesinfektion kann zu einer großflächigen Verteilung eines Erregers führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mit ihrem Modell zur Händedesinfektion "5 Indikationen der Händedesinfektion" einen einfachen Standard für die Händehygiene in der Pflege entwickelt:
- Vor Patientenkontakt. Um den Patienten zu schützen.
- Vor aseptischen Tätigkeiten (also Tätigkeiten, die die Beseitigung aller Krankheitserreger erfordern). Um den Patienten vor dem Eindringen schädlicher Erreger in sterile oder nicht kolonisierte Körperbereiche zu schützen.
- Nach Kontakt mit potenziell ansteckendem Material. Um das Personal und nachfolgende Patienten zu schützen.
- Nach Patientenkontakt. Um das Personal und nachfolgende Patienten zu schützen.
- Nach Kontakt mit Oberflächen in der Nähe eines Patienten. Um das Personal und nachfolgende Patienten zu schützen.
Weitere Informationen bietet die WHO in englischer Sprache auf ihrer Website (www.who.int/gpsc/tools/Five_moments/en).
Desinfektionsmittel anwenden: Wie lange dauert es, bis Keime abgetötet sind?
Das Ziel der hygienischen Händedesinfektion ist es, die Krankheitserreger auf den Händen abzutöten. Allein mit Wasser und Seife lässt sich das nicht erreichen. Das gilt nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in anderen Bereichen der Pflege wie der ambulanten Pflege und im Pflegeheim.
Als Händedesinfektion bezeichnet man in der Pflege und der Medizin das fachgerechte Einreiben der Hände mit einem Desinfektionsmittel. Die meisten gebräuchlichen Händedesinfektionsmittel wirken auf Alkoholbasis. In der Regel muss eine Einwirkzeit von 30 Sekunden gewährleistet sein, damit alle relevanten Erreger abgetötet werden.
Die Wahl des richtigen Desinfektionsmittels hängt vom Einsatzgebiet ab. Manche Erreger können nur mit speziellen Desinfektionsmitteln und Hygienemaßnahmen bekämpft werden. Dies muss jedoch im konkreten Fall mit der zuständigen Hygienefachkraft unter Berücksichtigung des Hygieneplanes besprochen werden. Um Allergien, Hautekzemen oder schlicht trockenen Händen vorzubeugen, enthalten viele Desinfektionsmittel hautpflegende Substanzen.
Hintergrund Krankheitserreger: Bakterien, Viren und Pilze
Aber was sind Krankheitserreger eigentlich? Als Krankheitserreger bezeichnet man pathogene Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Viele Bakterien gehören zur natürlichen Flora des menschlichen Körpers; sie existieren etwa auf unserer Haut oder in unserem Darm und tragen dort zur natürlichen Körperfunktion bei. Gelangen sie in andere Körperbereiche, zum Beispiel in Wunden, können sie Krankheiten hervorrufen.
Ein Beispiel: Das Bakterium Enterococcus faecalis, ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Darmflora, kann nach dem Besuch der Toilette an der Hand verbleiben. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem kann dieses Bakterium schwere Infektionen auslösen.
Ein weiterer Krankheitserreger, von dem man häufig liest, ist MRSA (methicillinresitenter Staphylococcus aureus oder auch multi-resistenter Staphylococcus aureus). Auch Staphylococcus aureus besiedelt die Haut vieler gesunder Menschen. Er richtet dort in der Regel keinen Schaden an. Gefährlich wird dieses Bakterium erst bei immungeschwächten Menschen oder bei invasiven Eingriffen. Kommt es zu einer Infektion, etwa über einen zentralvenösen Zugang, wird die Behandlung dadurch erschwert, dass MRSA gegen viele der gängigen Antibiotika resistent ist.
Auch weil der Staph. aureus auf unbelebten Flächen bis zu sechs Monate überleben kann, sind konsequenten Hygienemaßnahmen von größter Wichtigkeit. Kommt es doch zu einer Ansteckung mit einem solchen im Krankenhaus erworbenen Keim, spricht man von einer nosokomialen Infektion.
Krankenhaushygiene: Warum ist sie so wichtig?
Die Krankenhaushygiene ist ein Fachgebiet der Medizin und erforscht, wie spezielle hygienische Maßnahmen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen umgesetzt werden können. Diese hygienischen Maßnahmen dienen nicht nur dem Patientenschutz sondern auch der Arbeitssicherheit des Personals. Grundlage für die Infektionsprävention bilden die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (KRINKO).
Hygieneplan: Risiken erkennen und minimieren
Die KRINKO unterstützt die Erstellung eines Hygieneplanes in Form von verbindlichen Leitlinien und Empfehlungen.
Ein Hygieneplan im Krankenhaus dient der Infektionsprävention, dem Schutz der Patienten und Mitarbeiter vor Infektionen. Außerdem soll er die Behandlungsqualität einer Einrichtung sichern. Ein Hygieneplan empfohlener Maßnahmen ist wie folgt aufgebaut:
- An erster Stelle steht die Gefährdungsanalyse, hier wird festgestellt, welcher Bereich oder Arbeitsplatz welche potenziellen Risiken für Personal und Patienten birgt.
- Darauf folgen die Präventionsmaßnahmen in Form von zum Beispiel Verfahrensanweisungen, Verhaltensnormen und entsprechenden Schulungen.
- Des Weiteren werden Maßnahmenstrukturen festgelegt, Basismaßnahmen wie etwa Händedesinfektion oder Schutzkleidung sind allgemein gültig. Gefährdungsspezifisch spezielle Maßnahmen sind nur bei besonderen Gefährdungen wie speziellen Erregereigenschaften (zum Beispiel ein Norovirusausbruch) oder bestimmten Tätigkeiten wie Operationen oder Punktionen anzuwenden.
Die Mitarbeiter der Einrichtung müssen den Hygieneplan jederzeit einsehen können, außerdem muss der Arbeitgeber jährlich Schulungen zum Hygieneplan durchführen.