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09.05.2025 | Hebammen | e-only | Online-Artikel

Laktation

Längeres Stillen wohl mit weniger Entwicklungsverzögerungen assoziiert

verfasst von: Dr. Miriam Sonnet

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Ausschließliches oder längeres Stillen ist einer Kohortenstudie zufolge mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Entwicklungsverzögerungen sowie sprachlichen oder sozialen Störungen der Kinder assoziiert. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, die frühe kindliche Entwicklung zu fördern.

Isrealische Forschende um Dr. Inbal Goldshtein, KI Research Institute, Kfar Malal, untersuchten in ihrer retrospektiven Kohortenstudie, wie sich eine längere Stillzeit bzw. ausschließliches Stillen auf die Entwicklung der Kinder auswirkt [1].

Dazu nutzten sie die Daten eines nationalen Netzwerks für die routinemäßige Überwachung der kindlichen Entwicklung in Israel. Diese wurden verknüpft mit Daten aus dem National Insurance Institute of Israel, aus dem die Autorinnen und Autoren Informationen über Kinder mit neurologischen Entwicklungsstörungen zogen.

Mehr als eine halbe Million Kinder inkludiert

Kinder, die zwischen Januar 2014 und Dezember 2020 nach mindestens 35 Schwangerschaftswochen ohne schwere Morbidität geboren wurden, nahmen teil. Sie hatten mindestens einen Follow-up-Termin im Alter von zwei bis drei Jahren wahrgenommen.

Von den 570.532 Kindern waren 20.642 (3,6 Prozent) zu früh geboren worden und 38.499 (6,7 Prozent) zu klein für das Gestationsalter. 37.450 (6,5 Prozent) erreichten Entwicklungsmeilensteine verzögert und 14.446 hatten eine neurologische Entwicklungsstörung. 297.571 (52,1 Prozent) wurden mindestens sechs Monate lang gestillt, davon 123.984 (41,7 Prozent) ausschließlich.

Mindestens sechs Monate stillen wirkt sich positiv aus

Eine mindestens sechsmonatige Stilldauer war im Vergleich zu einer Stillzeit von weniger als sechs Monaten mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit assoziiert, dass die Kinder sprachliche, soziale oder motorische Entwicklungsmeilensteine verzögert erreichten (adjustierte Odds Ratio [AOR] 0,73 für ausschließliches Stillen; AOR 0,86 für nicht ausschließliches Stillen). Die Odds Ratios sanken dabei mit einer längeren Stillzeit, insbesondere in den ersten Lebensmonaten, und bildeten nach zehn bis zwölf Monaten nahezu ein Plateau.

Auch unter den 37.704 untersuchten Geschwisterpaaren zeigten Kinder, die mindestens sechs Monate gestillt wurden, seltener Verzögerungen beim Erreichen von Entwicklungsmeilensteinen (OR 0,91) oder wurden mit neurodevelopmentalen Störungen diagnostiziert (OR 0,73).

Unangemessenes Marketing verringern

Die Säuglingsnahrungsindustrie gibt laut den Forschenden jährlich 55 Milliarden US-Dollar aus, um ihre Produkte zu bewerben – mit Methoden, die das Vertrauen von Frauen in ihre Fähigkeit, erfolgreich zu stillen, untergraben könnten. Daher sei es wichtig, sich für stillfreundliche Elternzeit- und Beschäftigungsrichtlinien einzusetzen und unangemessene Marketingtaktiken für Säuglingsnahrung zu reduzieren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Anschließend soll weiterhin zwei Jahre oder länger gestillt werden, in Kombination mit gesunden, ergänzenden Lebensmitteln. Auch die Nationale Stillkomission rät dazu, mindestens bis zu Beginn des fünften Monats ausschließlich zu stillen, wenn dies für die Mutter möglich ist. Frühestens dann, aber spätestens zu Beginn des siebten Monats, sollte zusätzlich zum Stillen mit Beikost begonnen werden.

aerztezeitung.de

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Literatur

[1] Goldshtein I et al. Breastfeeding Duration and Child Development. JAMA Netw Open. 2025;8(3):e251540. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.1540

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