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05.05.2020 | Hebammen | Nachrichten

Lob für Hebammen

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Der diesjährige Internationale Hebammentag am 5. Mai fällt mitten in das von der WHO ausgerufene Jahr der Pflegenden und Hebammen – und mitten in die Corona-Krise. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Hebamme © Monkey Business_stock.adobe.comDer Hebammentag findet jährlich am 5. Mai statt. Aktionen und Infoveranstaltungen weisen weltweit auf die wichtige Arbeit der Hebammen hin.

Anlässlich des 200. Geburtstags von Florence Nightingale rief die WHO 2020 zum Jahr der Pflegenden und Hebammen aus. Ein Jahr, das durch Festlichkeiten und gemeinsamen Aktionen auf die wichtige Arbeit dieser beiden Gesundheitsberufe aufmerksam machen soll. Aber dann breitete sich das Corona-Virus aus und forderte die Weltgemeinschaft zum Handeln und Umdenken heraus. Was bedeutet Corona für die Hebammen in Deutschland? Wie betreuen sie Schwangere und Wöchnerinnen in Zeiten von Kontaktsperren oder Ausgangsverboten? Auch dürfen auf einmal Väter nicht mehr bei der Geburt ihres Kindes im Kreißsaal dabei sein. Besuch von Großeltern und Freunden, die das Neugeborene willkommen heißen möchten, ist plötzlich verboten. Zusätzlich sind auch Hebammen von fehlender Schutzausrüstung stark betroffen. Existenzängste aufgrund mangelnder Kinder-Notbetreuung, Homeschooling und Kontaktbeschränkungen sind auch unter Hebammen allgegenwärtig.

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) hat deshalb in den letzten Wochen wiederholt die Bundesländer dazu aufgefordert, Hebammen bei den Bestimmungen für systemrelevante Berufe einzubeziehen und sie beispielweise bei der Verteilung von Schutzmasken und -kleidung oder für die Kindernotbetreuung zu berücksichtigen. Dies geschieht nach Angaben des DHV jedoch nur vereinzelt. Außerdem sei bis zum heutigen Tag kein Schutzschirm für freiberuflich tätige Hebammen angedacht, um ihre teils hohen finanziellen Ausfälle abzumildern.

„Wir alle können den Millionen Menschen, welche uns durch die Krise helfen, nicht genug danken. Aber deutlich wird auch mehr denn je: Das bisherige Wertesystem spiegelt nicht wider, welche Berufsgruppen für ein gesundes und sicheres Zusammenleben notwendig sind. Das muss sich ändern“, betont Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. Ihre Forderung: „Wir brauchen neue Wege für die Geburtshilfe“, eine Rückkehr zur alten Normalität sei für sie keine Option.

Die Politik bringt Unterstützung auf den Weg

Anlässlich des Internationalen Hebammentages geht Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher auf die Sorgen und Forderungen der Hebammen ein. Diese seien ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitssystems. Durch die Corona-Krise hätten sich die Arbeitsbedingungen der Hebammen erschwert: „Wir sehen, dass besonders freiberuflich tätige Hebammen unter deutlichen Fallzahleinbußen leiden, da aufgrund der Angst vor einer möglichen Ansteckung Hebammenleistungen derzeit weniger nachgefragt werden.“

Doch werdende Mütter bräuchten Informationen und Rat. Nonnemacher begrüßte daher, dass viele Hebammen jetzt verstärkt Kurse und Beratungen online über Webinare, Videokonferenzen oder per Telefon anbieten. Die Landesregierung setze sich für eine verlässliche und flächendeckende Geburtshilfe in ganz Brandenburg ein. Die Versorgung mit Hebammen für Frauen vor, während und nach der Geburt ihrer Kinder sowie die Arbeitsbedingungen von Hebammen seien für das Ministerium von großer Bedeutung.

Digitalisierung und Kreativität bestimmen jetzt den Berufsalltag

Die Hochschule für Gesundheit, die hsg Bochum, weist anlässlich des Internationalen Hebammentages ebenfalls auf die besondere Situation der Hebammen in der Corona-Pandemie hin. Professorin Dr. Nicola Bauer, Hebammenwissenschaftlerin an der hsg Bochum und Leiterin des Studienbereichs Hebammenwissenschaft, hebt hervor, dass während der Corona-Krise die Betreuung von Schwangeren, Neugeborenen, Müttern und Familien zum Teil nur begrenzt und unter Auflagen möglich - aber extrem wichtig sei, da Frauen stark verunsichert sind. „Kinder kommen immer zur Welt und Frauen benötigen Unterstützung durch Hebammen, so dass Hebammen im klinischen und auch ambulanten Bereich weiterhin tätig sind“.

Auch Bauer verweist auf die Notwendigkeit von ausreichenden Schutzmaterialien sowie einer Kinderbetreuung für Hebammen als Angehörige eines systemrelevanten Berufs.

Seit Anfang April 2020 gilt eine Sonderregelung während der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2. Hebammen können bestimmte Leistungen wie Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse sowie Wochenbettbetreuungen auch online erbringen. Das könne die Arbeit erleichtern und reduziere die persönlichen Kontakte, führe aber auch zu Herausforderungen. „Mein Eindruck ist, dass die Hebammen in Deutschland sehr schnell und flexibel reagiert haben. Sie machen in dieser besonderen Zeit viel möglich und das im Sinne der Frauen, ihrer Kinder und Familien“, betonte Bauer. (jb)

Der Internationale Hebammentag findet seit 1992 statt. Hebammen und ihre Unterstützer weisen jedes Jahr am 5. Mai weltweit mit Aktionen und Infoveranstaltungen auf den Wert von Hebammenarbeit für Frauen und Neugeborene hin.

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