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12.12.2019 | Hautschutz | Nachrichten

Peristomale Hautschäden einschätzen

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Peristomale Hautschäden sind die häufigste Komplikation nach einer Stomaanlage. Zwischen zehn und 70 Prozent aller Stomaträger erleiden einen Hautschaden. Eine Umfrage erhob, ob und in welchem Ausmaß und Setting in Österreich Assessmentinstrumen­te zur Einschätzung peristomaler Haut­schäden zur Anwendung kommen.

Zuerst wurde erhoben, wie viele Kontinenz- und Stomaberater oder Pflegefachkräfte mit Erfahrung in der Stomaversorgung in Österreich die Assessmentinstrumente für die Erhebung und Einschätzung eines peristomalen Hautschadens kennen und in ihre Tätigkeit integrieren. Weitere Ziele der Umfrage waren mögliche Gründe zu eruieren, warum standardisierte Assessmentinstrumente im Pflegealltag nicht verwendet werden und welche anderen Einschätzungsmaßnahmen angewandt werden.

Generell war bei den Ergebnissen auffallend, dass mehr Personen die beiden empfohlenen Scores, den SACS-Score und den DET-Score, kennen als sie in ihre Arbeit integrieren. Zudem zeigte sich, dass der Anteil der Pflegekräfte, die die Scores verwenden, gering ist. Das heißt, eine re­gelmäßige Anwendung findet in der Praxis nur selten statt. Dabei ist der SACS-Score, eine Klassifikation der peristomalen Hautveränderungen der Studio Alterazioni Cutanee Stomali Studiengruppe, bekannter als der DET-Score, welcher ebenso ein standardisiertes Punktesystem ist, um die Haut rund ums Stoma zu beurteilen. Er wird auch häufiger eingesetzt.

Auffallend ist, dass die unter sechs Jahre in der Versorgung Tätigen die Scores seltener ken­nen als Pflegekräfte, die länger in diesem Bereich tätig sind. Diese gehen seltener stan­dardisiert vor, um peristo­male Hautschäden mit pflegerischen Maßnahmen zu beheben. Man müsste annehmen, dass gerade sie in der Handhabung geschult sind.

Kernkompetenz richtig verstehen

Es gibt kein einheitliches strukturiertes Vorgehen in der Einschätzung von peristomalen Hautschäden. Nur 19 Personen von 65 der Befrag­ten war bewusst, dass die Einschätzung bzw. das Assessment von peristomalen Hautschäden zur Kernkompetenz jeder/s Diplomkrankenpflegerin/-pflegers gehört. Der Grund dafür könnte sein, dass die Frage zur Kernkompetenz bei medizinischer Dia­gnostik und Therapie vielleicht falsch ver­standen wurde. Mögliche Gründe eines nicht strukturellen Vorge­hens sind fehlende digitale und interdiszipli­näre Dokumentationssysteme sowie fehlende Vor­gaben des Qualitäts- und Risikomanagements der Einrichtung. Auch die fehlende kontroverse Diskussion zur Not­wendigkeit von Assessmentinstrumenten scheint eine Rolle zu spielen.

Ausblick für einen künftigen Umgang in der Praxis

Primär sollte allen Stomaberatern die Not­wendigkeit und Handhabung der Instru­mente klar sein. Ohne die Anwendung von einheitlichen Assessmentinstrumenten ist eine lückenlose Dokumentation von peri­stomalen Hautproblemen nicht möglich. Auch eine Überprüfung der Wirk­samkeit von getroffenen Maßnahmen bei peristomalen Hautschäden ist im Dokumen­tationsverlauf nicht nachvollziehbar.

Im Idealfall sind in der Praxis beide Scores gleichzeitig anzuwenden. Würde man sich nur für einen der beiden entscheiden, würden zum einen die Topografie und Tiefe fehlen, zum anderen könnte die nachfolgende Pflegeperson einen Erfolg durch die gesetzte Maßnahme nicht unmittelbar erkennen. (sts)

Quelle: G. Wiesinger, K. Meyer, E. Habermann: Einschätzung von peristomalen Hautschäden - Nutzung der Instrumente durch die Stomaberater in Österreich.  Pro Care 10/2019

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