Zusammenfassung
Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) betreffen überwiegend Frauen in der Lebensphase möglicher Reproduktion und dauern meist über Jahre an. Häufige Fragestellungen umfassen daher Zyklusstörungen, die Empfängnisfähigkeit, einen bestehenden Kinderwunsch oder Aspekte der Schwangerschaft und Mutterschaft. Infolge von Fehl- und Mangelernährung treten hormonelle Störungen auf, die auch ohne massiven Gewichtsverlust auftreten können und u. U. die Fertilität herabsetzen. So gibt es Hinweise auf niedrigere Geburtenraten und häufigere Inanspruchnahme reproduktionsmedizinscher Behandlung durch Frauen mit aktuellen oder in der Vergangenheit liegenden Essstörungen. In Bezug auf die Schwangerschaft zeigen Studien sowohl für Frauen mit AN als auch BN erhöhte Raten an Spontanaborten, geringere Geburtsgewichte der Neugeborenen und häufigere Kaiserschnittentbindungen als bei gesunden Frauen. Auch das Risiko für postnatale Depression ist wesentlich erhöht. Schwangerschaften bei Frauen mit Essstörungen oder mit der Vorgeschichte einer solchen Erkrankung sollten daher als Risikoschwangerschaften betrachtet werden.