Wenn es um Sex im Alter geht, hört die Toleranz in Pflegeeinrichtungen schnell auf. Kuscheln und Händchenhalten sind noch akzeptiert. Aber mehr?
Was selbstverständlich klingt, wird in Pflegeeinrichtungen nach wie vor gerne verdrängt: Mit dem Einzug ins Heim lösen sich die sexuellen Bedürfnisse der Menschen nicht einfach in Luft auf. „Es schwinden aber die Möglichkeiten, sich sexuell auszudrücken“, erklärt Altenpfleger und Pflegewissenschaftler Georg Franken von der Universität Witten/Herdecke im Heilberufe Spezial "Der alte Patient".
Alte Menschen sind keine einheitliche Gruppe, gibt er zu bedenken. Das Bedürfnis nach Sexualität und Intimität ist daher ebenfalls sehr unterschiedlich ausgeprägt. Aber es ist da. Um ihm Raum zu geben bräuchte es in den Einrichtungen eine Kultur der Anerkennung und Unterstützung. Denn: Privatsphäre ist nach wie vor vielerorts ein Fremdwort. Auch das Verhalten der Mitarbeiter setzt den intimen Bedürfnissen der Bewohner häufig rigide Grenzen. „Pflege ist primär auf Sicherheit bedacht,“ hat Franken festgestellt. Aus seiner Sicht tun Einrichtungen gut daran, sich mit dem Thema Sexualität bei Bewohnern auseinanderzusetzen. Sei es durch Schulungen der Mitarbeiter oder auch durch konkrete Maßnahmen wie der Schaffung von Zimmern für Paare. Die intimen Bedürfnisse der Bewohner müssten sowohl im Pflegeplan als auch in den Leitlinien des Hauses Berücksichtigung finden. (ne)