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07.04.2025 | Geburtshilfe | Nachrichten

Weltgesundheitstag 2025

WHO fordert bessere Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen

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Die Weltgesundheitsorganisation stellt zum diesjährigen Weltgesundheitstag am 7. April die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen in den Mittelpunkt. Unter dem Motto „Healthy beginnings, hopeful futures“ beginnt eine einjährige Kampagne, die auf Missstände in der Gesundheitsversorgung in der Geburtshilfe aufmerksam macht.

Trotz medizinischer Fortschritte könnte die gesundheitliche Lage von Müttern und Neugeborenen besser sein, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut ihrer Angaben starben im Jahr 2023 weltweit rund 260.000 Frauen an Komplikationen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft. Die stagnierende oder gar rückläufige Versorgungsqualität in der Europäischen Region zeige, dass akuter Handlungsbedarf bestehe.

Ein fairer und bezahlbarer Zugang zur Gesundheitsversorgung – unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder rechtlicher Situation – sei dabei grundlegend für eine bessere Versorgung. Auch die psychische Gesundheit von Schwangeren und jungen Müttern werde bislang zu wenig beachtet, obwohl Belastungen wie Depressionen weit verbreitet sind und langfristige Folgen für Mutter und Kind haben können. Systembedingte Probleme würden Frauen häufig daran hindern, notwendige psychosoziale Leistungen in Anspruch zu nehmen. Zudem sei Gewalt gegen Schwangere und Mütter ein schwerwiegendes Problem, das massive gesundheitliche Risiken birgt und konsequent bekämpft werden muss.

Gleichzeitig brauche es eine stärkere Unterstützung und Anerkennung von Hebammen und Geburtshelferinnen, die eine tragende Rolle in der Versorgung spielen, aber häufig unter prekären Bedingungen arbeiten.

Fünf konkrete Ziele für Europa

All diese Themen sind laut WHO eng miteinander verknüpft und entscheidend für einen gesunden Start ins Leben – für Mütter ebenso wie für ihre Kinder. Die Organisation fordert in ihrer europäischen Kampagne deshalb sofortiges Handeln in fünf zentralen Handlungsfeldern.

  1. Die Stagnation und Verschlechterung der Gesundheitslage von Müttern und Neugeborenen soll gestoppt werden.
  2. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung muss für alle werdenden und neuen Mütter bezahlbar sein.
  3. Hebammen und Geburtshelferinnen sollen besser unterstützt, geschützt und angemessen entlohnt werden.
  4. Die psychische Gesundheit von Schwangeren und Müttern soll stärker berücksichtigt werden.
  5. Gewalt gegen Schwangere und Mütter soll mit null Toleranz begegnet werden.

Breite Unterstützung der Kampagne

Die Forderungen der WHO stoßen auch in Deutschland auf Zustimmung. So unterstützt der Deutsche Hebammenverband (DHV) die Ziele der Kampagne. Mit einer Petition setzt sich der DHV für eine 1:1-Betreuung von Gebärenden ein – ein zentraler Aspekt für mehr Qualität in der Geburtshilfe. Bereits rund 60.000 Menschen haben unterschrieben. Die Übergabe der Unterschriften ist für den 7. Mai an Bundestag und Regierung geplant. „Bislang wird die gute Geburtshilfe in den Koalitionsverhandlungen lediglich als Randnotiz geführt. Dabei ist der Reformbedarf in der Geburtshilfe riesig!”, erklärt die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes Ulrike Geppert-Orthofer.

Auch weitere Organisationen machen anlässlich des Aktionstages auf wichtige Aspekte der Versorgung aufmerksam: Das Netzwerk Gesund ins Leben hebt die Bedeutung des Stillens hervor. Neben Vorteilen für das Kind schütze Stillen auch die Mutter vor Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und bestimmten Krebsarten. Dennoch stillen in Deutschland nur 13% der Mütter ihre Kinder ausschließlich sechs Monate lang – so wie von der WHO empfohlen. „Derzeit fehlt noch die verbindliche Beratung während der Schwangerschaft, diese sollte in die vorhandenen Vorsorgeuntersuchungen integriert werden, so wie es bereits bei der Wochenbettbetreuung der Fall ist“, so Maria Flothkötter, Leiterin des Netzwerks.

Auch von ärztlicher Seite kommt Rückendeckung für die Forderungen: Laut Bundesärztekammer ist das Überleben von Kindern weiterhin zu stark vom Geburtsort abhängig – Armut, mangelnde Bildung und eine schwache Gesundheitsinfrastruktur seien zentrale Ursachen. Weltweit sterben jährlich rund fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren, darunter 2,3 Millionen Neugeborene. Alle zwei Minuten kommt eine Frau durch vermeidbare Komplikationen in Schwangerschaft oder Geburt ums Leben. „Diese Zahlen sind erschütternd. Zugleich sollten sie uns allen Mahnung sein, die Gesundheitssysteme in ärmeren Ländern endlich so zu stärken, dass sie Mütter und Kinder wirksam schützen können.“ erklärte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Angesichts des Rückzugs der USA aus der Weltgesundheitsorganisation sei es umso dringlicher, dass Deutschland seinen finanziellen Beitrag signifikant erhöhe.

Hintergrund

Der Weltgesundheitstag wird jedes Jahr am 7. April begangen. Er erinnert an die Gründung der WHO im Jahr 1948 und rückt jährlich ein zentrales Gesundheitsthema in den Fokus der Öffentlichkeit. (jr)

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