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14.04.2025 | Geburtshilfe | Nachrichten

Inzidenz bei starker Adipositas verdoppelt

Mehr perinatale Schlaganfälle bei Kindern von übergewichtigen Müttern

verfasst von: Thomas Müller

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Je höher der BMI der Schwangeren, umso größer ist das Risiko für einen perinatalen Schlaganfall beim Neugeborenen. Die Inzidenz für solche Schlaganfälle ist nach den Daten einer schwedischen Kohortenstudie ab einem BMI von 35 verdoppelt.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Immer mehr übergewichtige und adipöse Schwangere – dieser Trend führt letztlich auch zu mehr perinatalen Komplikationen, und dazu zählen auch perinatale Schlaganfälle. So ist die Inzidenz für ischämische Insulte in der ersten Lebenswoche höher als zu jedem anderen Zeitpunkt im Leben: Etwa eines von 3000–5000 Kindern erleidet in den sieben Tagen nach der Geburt einen Schlaganfall, die überlebenden Kinder entwickeln anschließend nicht selten Folgeschäden wie Zerebralparese, Epilepsie und kognitive Entwicklungsstörungen. Inzwischen sind einige Risikofaktoren für perinatale Infarkte bekannt, darunter Gestationsdiabetes, Präeklampsie, vorzeitige Geburt oder Fruchtwasserinfekte. Viele dieser Risikofaktoren gehen mit Übergewicht und Adipositas einher. Ein Team um Dr. Anna Walås von der Universität in Linköping in Schweden hat nun genauer untersucht, wie stark das perinatale Schlaganfallrisiko vom BMI abhängt. Anhand einer Analyse von rund zwei Millionen Einzelgeburten in Schweden im Zeitraum 1998 bis 2019 kommen sie zu dem Schluss, dass das Risiko mit dem BMI linear zunimmt und sich bei starker Adipositas verdoppelt.

Neugeborenen-Asphyxie häufig bei Babys mit Schlaganfall

Das Team um Walås machte sich zunutze, dass bei der ersten Schwangerschaftsuntersuchung in der Regel auch der BMI der Frauen erfasst wird. Entsprechend teilte das Team die werdenden Mütter nach ihrem BMI in vier Kategorien ein: Normalgewicht (18,5–24,9 kg/m²), Übergewicht (25–29,9 kg/m²), Adipositas Grad I (30–34,9 kg/m²) und Adipositas Grad II/III (≥35 kg/m²). Diese Kategorien wurden mit der Inzidenz von ICD-10-kodierten perinatalen ischämischen Insulten in diversen schwedischen Registern korreliert. Als perinatal galt ein Schlaganfall in den ersten vier Wochen nach der Geburt.

Die Forschenden fanden Angaben zu 415 perinatalen Schlaganfällen, was einer Inzidenz von einem Ereignis auf rund 4700 Geburten entsprach. 54% betrafen Jungen, 10% Frühgeburten. Der Anteil männlicher Babys war etwas höher, der Anteil Frühgeborener doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe ohne Schlaganfälle. Eine Neugeborenen-Asphyxie wurde bei 27% der Kinder mit, aber nur 1% ohne Schlaganfälle beobachtet, 5% der Kinder mit sowie 0,1% ohne Schlaganfälle starben im ersten Lebensmonat.

Wie erwartet hatten Mütter von Säuglingen mit Schlaganfall häufiger Gestationsdiabetes, Schwangerschaftshypertonie, eine Präeklampsie oder Eklampsie sowie eine Chorioamnionitis, auch waren öfter instrumentelle Entbindungen und Kaiserschnitte nötig. Mit 26,0 versus 24,7 lag der mittlere BMI von Müttern mit betroffenen Kindern zudem deutlich höher als in der Kontrollgruppe ohne perinatale Schlaganfälle.

Schlaganfallinzidenz steigt linear mit dem BMI

Schauten die Forschenden nun auf die perinatalen Schlaganfallinzidenzen, erreichten diese bei Kindern von Müttern mit Normalgewicht 19 und bei Übergewichtigen 22 pro 100.000. Die Inzidenz stieg bei Adipositas Grad I auf 35 und bei Adipositas Grad II/III auf 40 pro 100.000. Die Ergebnisse zeigen eine nahezu lineare Zunahme des Schlaganfallrisikos mit steigendem maternalem BMI.

Nach Anpassung für Störfaktoren wie Alter der Mutter, Herkunftsland, Bildungsniveau, Rauchen, Parität und Geburtsjahr ergab sich ein erhöhtes relatives Risiko von 82% für maternale Adipositas von Grad I und knapp 100% für eine Adipositas Grad II/III im Vergleich zu Normalgewicht. Bei übergewichtigen Frauen bestand ein nicht signifikant erhöhtes Risiko von 16%.

Die Forschenden um Walås weisen darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Adipositas und perinatalem Schlaganfall möglicherweise durch inflammatorische Prozesse, Plazentainfarkte oder metabolische Faktoren vermittelt wird. Sie betonen, dass die absolute Risikoerhöhung für einen perinatalen Schlaganfall bei Kindern adipöser Mütter zwar gering, angesichts der oft schwerwiegenden Folgen aber klinisch relevant sei.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie stark bestimmt der maternale BMI das Risiko für einen perinatalen ischämischen Schlaganfall beim Neugeborenen?

Antwort: Das Risiko steigt linear mit zunehmendem BMI, ab einem BMI von 35 ist es verdoppelt.

Bedeutung: Mütterliche Adipositas ist ein relevanter Risikofaktor für perinatale Schlaganfälle. Abspecken vor einer Schwangerschaft könnte das Risiko reduzieren.

Einschränkung: Auch bei adipösen Müttern ist das absolute Risiko recht niedrig. Die Studie basiert auf Registerdaten; Schlaganfälle oder Störfaktoren sind dabei mitunter nicht komplett erfasst.

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Literatur

Walås A et al. Maternal Overweight and Obesity and Risk of Perinatal Ischemic Stroke: A Nationwide Cohort Study. Neurology 2025;104:e213333. https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000213333