Zwillingsschwangerschaft oder Beckenendlage – häufig heißt es dann Kaiserschnitt. Nicht immer ist das medizinisch notwendig. In Hannover beraten Ärzt*innen und Hebammen Schwangere und helfen ihnen bei der Entscheidungsfindung.
Nicht immer ist ein Kaiserschnitt die beste Lösung für Mutter und Kind.
Die Kaiserschnittrate in Deutschland hat sich in den vergangenen 30 Jahren nahezu verdoppelt. 2019 betrug sie fast 30%. Dieser Anstieg hat unterschiedliche Gründe, betonen Expert*innen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Im Gesamtergebnis sei er jedoch nicht mit einer besseren Gesundheit von Mutter und Kind verbunden.
Selbst wenn eine Schwangere Zwillinge erwarte oder das Ungeborene in der Beckenendlage liegt, heiße das nicht automatisch, dass sie nur durch einen Kaiserschnitt entbinden kann. In der MHH-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe gibt es daher für werdende Eltern „Geburtsmodus-Gespräche“.
Sachliche Information gegen Ängste
Ein Team aus Ärzt*innen und Hebammen berät und begleitet die Schwangeren in den letzten Wochen der Schwangerschaft. Durch sachliche Information wollen sie aufklären und unbegründete Ängste nehmen. „Unser Ziel ist es, die Schwangeren so gut zu informieren, dass sie schließlich selbst die richtige Entscheidung treffen können“, sagt Rüdiger Klapdor, Oberarzt in der Frauenklinik.
Seit dem Frühjahr gibt es die Spezialsprechstunde. Es sei besser, die Schwangeren, über einen längeren Zeitraum bis zur Geburt zu begleiten, stellt Klapdor fest. Häufig seien die Frauen von vornherein fest davon überzeugt, dass es für sie keine Alternative zum Kaiserschnitt gibt. Dabei sei dies nicht automatisch die bessere Variante. „Es gibt Gründe dafür und dagegen“, so Klapdor. Es komme immer auf den Einzelfall an.
„In der Spezialsprechstunde für Zwillingsgeburten und Beckenendlage sehen wir die schwangeren Frauen mehrmals und können mit ihnen die Entwicklung der Kinder oder des Kindes verfolgen“, betont auch Hebamme Nina Meier.
Als Perinatalzentrum Level 1, werden in der MHH-Frauenklinik zahlreiche Patientinnen mit Risikoschwangerschaften betreut, bei denen ein Kaiserschnitt indiziert ist. Dennoch betrug die Kaiserschnittrate laut MHH im Jahr 2019 nur 29,8 %. Das ist deutlich weniger als beim Durchschnitt der deutschen Level 1-Geburtskliniken. Hier liegt der Anteil der Entbindungen per Kaiserschnitt bei 35 %. (ne)