In einer groß angelegten Studie aus den USA wurde untersucht, zu welchen Problemen es bei Frauen mit Herzklappenerkrankungen bei der Geburt kommen kann. Sind dabei nur die Patientinnen mit Stenosen betroffen?
Während der Schwangerschaft kommt es zu zahlreichen hämodynamischen Veränderungen. Schlagvolumen und Herzfrequenz sind erhöht, auch das Blutvolumen nimmt zu. Die Hämodynamik von schwangeren Patientinnen mit Herzklappenfehlern kann sich deshalb verschlechtern. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore/USA haben deshalb geburtshilfliche oder kardiovaskuläre Komplikationen von Patientinnen mit Herzklappenfehlern und ihren Kindern mit denen von gesunden Frauen verglichen.
Von insgesamt 11.284.712 Entbindungen fanden 20.349 bei Frauen mit Herzklappenstenosen und -insuffizienz statt. Die häufigsten Störungen waren eine Mitralklappeninsuffizienz bei 45% der Frauen, eine Mitralklappenstenose bei 26% und eine Trikuspidalklappeninsuffizienz bei 13%. Das mediane Alter (31 Jahre bei den Patientinnen mit Herzklappenfehler vs. 29 Jahre bei Frauen ohne Herzfehler), die Verweildauer im Krankenhaus (drei Tage vs. zwei Tage) und die Krankenhauskosten (21.325 US-Dollar vs. 16.081 US-Dollar) lagen bei den Frauen mit Herzklappenerkrankungen höher. Sie litten außerdem häufiger an weiteren kardiovaskulären Erkrankungen wie Hypertonie (5,1% vs. 0,1%), kongestiver Herzinsuffizienz (8,6% vs. < 0,1%) oder pulmonaler Hypertonie (7,0% vs. < 0,1%). Auch andere Komorbiditäten, wie Diabetes mellitus, chronisches Nierenversagen und Dyslipidämie, waren bei den Frauen mit veränderten Herzklappen öfters vertreten.
Bei der Geburt kam es häufiger zu Geburtskomplikationen: Das Risiko für eine Präeklampsie und/oder Eklampsie war bei den Frauen mit Herzklappenfehlern um 90% erhöht (adjustierte Odds Ratio [aOR] 1,9), außerdem wurden häufiger Blutungen während oder nach der Geburt (aOR 1,4) verzeichnet. Kardiovaskuläre Komplikationen traten unter der Geburt ebenfalls häufiger auf. Bei gut 10% der Patientinnen mit geschädigten Herzklappen kam es zu einem Herzversagen, bei knapp 8% zu einer Kardiomyopahtie um die Geburt herum und bei 5,5% zu Arrhythmien. Das Risiko für ein Lungenödem war ebenfalls erhöht (aOR 17), ebenso für eine koronare Herzkrankheit (aOR 19). Aufseiten der Kinder wurde häufiger eine Wachstumsretardierung beobachtet.
Neue Risikoeinschätzung vornehmen
Bei Gebärenden mit Herzklappenerkrankungen kommt es häufiger zu geburtshilflichen, fetalen und kardiovaskulären Komplikationen im Vergleich zu gesunden Frauen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob es sich um Herzklappenstenosen oder -insuffizienzen handelt oder um die linke beziehungsweise rechte Herzhälfte. Eine Herzklappeninsuffizienz wird häufig als „benigne“ angesehen. „Jedoch haben wir signifikante Komplikationen auch bei Herzklappeninsuffizienz gefunden, vergleichbar mit denen bei Stenosen“, schreiben die Studienautoren. Bestehende Risikoeinschätzungen sollten deshalb überdacht werden.
Zusätzlich sind auch kardiovaskuläre Komorbiditäten wie eine Hypertonie häufiger anzutreffen. Laut den Autoren sollte vor allem dem um 90% erhöhten Risiko für eine Präeklampsie Beachtung geschenkt werden. Sie plädieren dafür, den Frauen ein multidisziplinäres Team aus Kardiologen und Geburtshelfern zur Seite zu stellen.