Wie wichtig es für die Geburtserfahrung ist, dass die Gebärende die gewünschte Begleitung an ihrer Seite hat, zeigt eine US-amerikanische Umfrage aus der Zeit der Coronapandemie, in der der Zutritt zum Kreißsaal teilweise beschränkt war.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Die Entbindung wird von Gebärenden als belastender erlebt, wenn die Begleitperson ihrer Wahl nicht physisch dabei sein kann. Offenbar erhöht die Abwesenheit dieser Person den Geburtsstress in ähnlichem Maß wie ein Kaiserschnitt. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Umfrage unter mehr als 1000 US-Amerikanerinnen, die während der Coronapandemie, in der die Präsenz von Begleitpersonen im Kreißsaal in vielen Krankenhäusern stark eingeschränkt war, ein Kind zur Welt gebracht haben.
Von den Frauen hatten fast 90% eine Person zur Unterstützung dabei, 8% wurden sogar von mindestens zwei Menschen begleitet, aber fast 2% mussten ganz ohne privaten Beistand entbinden und ein Drittel musste auf die jeweilige Wunschbegleitung verzichten. Wie belastend die Frauen die Geburt erlebten, sollten sie vier Wochen danach anhand einer visuellen Analogskala (VAS) von 0 bis 100 bewerten.
So belastend wie ein Kaiserschnitt
Von den Faktoren, die den emotionalen Beistand betrafen, hatten zwei einen besonders großen negativen Einfluss auf das Geburtserlebnis: die Entbindung ohne eine Begleitperson (Beta-Koeffizient, β = 15,7), aber auch die Entbindung durch Ärztinnen oder Ärzte, die gestresst wirkten (β = 16,0). Die negative Auswirkung dieser Konstellationen war etwas größer als die einer Sectio (β = 12–14) und fast so hoch wie die von anderen Geburtskomplikationen (β = 17–18). Ähnlich einschneidend empfanden die Frauen auch das Fehlen des Partners/der Partnerin (β = 12,5). Etwas weniger gravierend war es, wenn eine Doula, also eine nichtmedizinische Geburtsbegleiterin, dem Kreißsaal fernbleiben musste (β = 5,2). Umgekehrt sank der Geburtsstress mit der Zahl der Begleitenden (β = –20,8). Die rein virtuelle Anwesenheit einer Begleitperson hatte dagegen keinen signifikanten Einfluss auf das subjektive Erleben der Geburt.
„Auch wenn für soziodemografische Faktoren und für Komplikationen adjustiert wird, besteht ein Zusammenhang zwischen emotionaler Unterstützung und dem Geburtsstress“, halten die Studienautorinnen um Zaneta Thayer vom Dartmouth College in Hanover fest. Wenn etwa der Partner nicht, wie geplant, dabei sein könne, habe das „erhebliche Auswirkungen, ähnlich wie beim Auftreten von klinischen Komplikationen“. Das zeige, wie wichtig es sei, den gewünschten Begleitpersonen den Zugang zum Kreißsaal zu ermöglichen – auch im Fall einer gesundheitlichen Notlage. In Deutschland hatte die DGGG schon zu Beginn der Pandemie entsprechende Empfehlungen veröffentlicht. Darin hieß es u. a.: „Die DGGG empfiehlt den Kliniken, dafür Sorge zu tragen, dass die Gebärenden im Kreißsaal durch ihre PartnerInnen während der Geburt unterstützt werden können und entsprechende Regelungen zu schaffen, die gleichzeitig den Schutz aller im Kreißsaal Tätigen unter diesen Bedingungen gewährleisten.“
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie wirkt es sich auf das Erleben der Geburt aus, wenn die Anwesenheit von Begleitpersonen beschränkt wird? Antwort: Vor allem das Fehlen des Partners/der Partnerin führt dazu, dass die Geburt belastender wahrgenommen wird. Der Effekt ist ähnlich wie der von Geburtskomplikationen. Bedeutung: Auch in gesundheitlichen Notlagen sollten Frauen bei der Entbindung die gewünschte emotionale Unterstützung durch Begleitpersonen erhalten können. Einschränkung: Online-Befragung; keine repräsentative Stichprobe. |