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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2016

01.04.2016 | Beiträge zum Themenschwerpunkt

Familienbegleitung

Neue Facette in der Begleitung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz

verfasst von: Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, Thomas Brijoux, MSc

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2016

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Zusammenfassung

Hintergrund

Unterstützungs- und Entlastungsangebote für häusliche Pflegesettings, in denen Menschen mit Demenz von Angehörigen und nahestehenden Personen betreut werden, differenzieren sich immer stärker aus. Deutliche Defizite bestehen aber in der Vernetzung der verschiedenen Angebotsformen im Sinne eines Pflegemix. Pflegende Angehörige fühlen sich vielmehr oft damit überfordert, die für ihre Situation angemessenen Formen und Leistungen zu identifizieren und in Anspruch zu nehmen. Vor diesem Hintergrund erscheinen Begleitungsmodelle sinnvoll, die auf die psychosoziale Unterstützung für pflegende Familien und auf die Funktion als Brückenbauer ins Hilfesystem zielen.

Ziele

Im Rahmen des Programms „Zukunftswerkstatt Demenz“, gefördert von 2012 bis 2015 vom Bundesgesundheitsministerium (BMG), sollte im Projekt FABEL eine von Freiwilligen getragene Intervention entwickelt werden, die die Bedarfe der Angehörigen nach einer niedrigschwelligen Unterstützung aufgreift und die Vernetzung der verschiedenen Akteure im häuslichen Pflegesetting fördert. Die dafür entwickelte vorbereitende Qualifizierung für Freiwillige, die einerseits auf den Erwerb von Wissen zum Thema Demenz und andererseits auf ein systemisches Verständnis von Dynamiken in pflegenden Familien setzt, steht im Mittelpunkt dieses Beitrags.

Material und Methoden

Das neu entwickelte Schulungsmodell richtete sich in der Modellphase an bereits vorqualifizierte Pflegebegleitungen, ausgebildet in der Logik des von 2003 bis 2008 an über 100 Modellstandorten erfolgreich durchgeführten Bundesmodellprojekts „Pflegebegleiter“, das mittlerweile in der Praxis gut etabliert ist. Daran knüpft die 68 Einheiten umfassende demenzspezifische Weiterbildung an, die thematische Bausteine zum Krankheitsbild Demenz, zum systemisch-lösungsorientierten Denken, zu Netzwerkarbeit und zur eigenen Rollenentwicklung enthält.

Ergebnisse

Im Projektzeitraum wurden 27 Freiwillige qualifiziert, die 73 Familien im ländlichen Raum begleiteten – darauf fokussierte ganz speziell die Förderung durch das BMG. Die entwickelte Qualifizierung befähigt dazu, die Familienbegleitung sehr beziehungsorientiert und wertschätzend zu gestalten, den pflegenden Angehörigen zuzuhören und sie zur Selbstpflege anzuregen. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität und stabilisiert das häusliche Pflegesetting. Im Rahmen einer gesundheitsökonomischen Modellrechnung zur Wirkung des neuen Ansatzes überwiegen die pekuniären Gewinne im Kontext der Weiterbildung die dabei entstehenden Kosten deutlich. Es kann also insgesamt von einem kostenneutralen bzw. leicht kostenreduzierenden Angebot gesprochen werden. Das entwickelte Curriculum liegt, zusammen mit einer Material-CD, in Buchform vor.

Diskussion

Familienbegleitung erweist sich als wirksame, bedarfsentsprechende und kostendeckende Interventionsform für pflegende Familien bei Demenz und ist ein neues Modell, das Verbreitung finden sollte.
Literatur
2.
Zurück zum Zitat Brijoux T, Kricheldorff C (2015) Zugehende Familienbegleitung bei Demenz im ländlichen Raum – FABEL. Bislang unveröffentlichter Abschlussbericht ans BMG Brijoux T, Kricheldorff C (2015) Zugehende Familienbegleitung bei Demenz im ländlichen Raum – FABEL. Bislang unveröffentlichter Abschlussbericht ans BMG
3.
Zurück zum Zitat Bubolz-Lutz E, Kricheldorff C, (2006) Freiwilliges Engagement im Pflegemix. Neue Impulse. Lambertus Verlag, Freiburg Bubolz-Lutz E, Kricheldorff C, (2006) Freiwilliges Engagement im Pflegemix. Neue Impulse. Lambertus Verlag, Freiburg
4.
Zurück zum Zitat Bubolz-Lutz E, Kricheldorff C (2011) Abschlussbericht Pflegebegleiter. Schriftenreihe Modellprogramm zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. Bd 6, GKV-Spitzenverband, Berlin Bubolz-Lutz E, Kricheldorff C (2011) Abschlussbericht Pflegebegleiter. Schriftenreihe Modellprogramm zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. Bd 6, GKV-Spitzenverband, Berlin
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Zurück zum Zitat Buijssen H (1996) Die Beratung pflegender Angehöriger. Beltz Psychologie Verlags Union, Weinheim Buijssen H (1996) Die Beratung pflegender Angehöriger. Beltz Psychologie Verlags Union, Weinheim
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Zurück zum Zitat Gutzmann H, Zank S (2005) Demenzielle Erkrankungen. Medizinische und psychosoziale Interventionen. Kohlhammer, Stuttgart Gutzmann H, Zank S (2005) Demenzielle Erkrankungen. Medizinische und psychosoziale Interventionen. Kohlhammer, Stuttgart
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Zurück zum Zitat Hartmann S, Brijoux T, Bonfico S (2015) Manual für die Durchführung von Qualifizierungen für „Familienbegleitungen bei Demenz“. In: Kricheldorff C, Brijoux T (Hrsg) Familienbegleitung. Freiwilliges Engagement in der Begleitung von Familien bei Demenz. Pabst Science Publishers, Lengerich Hartmann S, Brijoux T, Bonfico S (2015) Manual für die Durchführung von Qualifizierungen für „Familienbegleitungen bei Demenz“. In: Kricheldorff C, Brijoux T (Hrsg) Familienbegleitung. Freiwilliges Engagement in der Begleitung von Familien bei Demenz. Pabst Science Publishers, Lengerich
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Zurück zum Zitat Hilse T, Opielka M, Strumpen S (2014) Koproduktion im Hilfesystem Demenz. Nachrichtendienst Deutscher Verein 9:403–410 Hilse T, Opielka M, Strumpen S (2014) Koproduktion im Hilfesystem Demenz. Nachrichtendienst Deutscher Verein 9:403–410
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Zurück zum Zitat Kricheldorff C, Klott S, Tonello L, (2015) Sorgende Kommunen und Lokale Verantwortungsgemeinschaften. Modellhafte Ansätze zur Sicherung von gelingendem Altern und Pflege im Quartier. Z Gerontol Geriatr 48(5):408–414CrossRefPubMed Kricheldorff C, Klott S, Tonello L, (2015) Sorgende Kommunen und Lokale Verantwortungsgemeinschaften. Modellhafte Ansätze zur Sicherung von gelingendem Altern und Pflege im Quartier. Z Gerontol Geriatr 48(5):408–414CrossRefPubMed
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Zurück zum Zitat Kricheldorff C, Brijoux T (2015) Familienbegleitung – Freiwilliges Engagement in der Begleitung von Familien bei Demenz. Manual – Handreichungen – Materialien. Pabst Science Publishers, Lengerich Kricheldorff C, Brijoux T (2015) Familienbegleitung – Freiwilliges Engagement in der Begleitung von Familien bei Demenz. Manual – Handreichungen – Materialien. Pabst Science Publishers, Lengerich
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Zurück zum Zitat Matter C (2009) Angehörige von Demenzkranken. In: Mahlberg R, Gutzmann H(Hrsg.) Demenzerkrankungen. erkennen, behandeln, versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln, S 222–231 Matter C (2009) Angehörige von Demenzkranken. In: Mahlberg R, Gutzmann H(Hrsg.) Demenzerkrankungen. erkennen, behandeln, versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln, S 222–231
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Zurück zum Zitat Mittelman M, Epstein C, Pierzchala A (2003) Counseling the Alzheimer’s Caregiver. A Resource for Health Care Professionals. AMA Press, Chicago Mittelman M, Epstein C, Pierzchala A (2003) Counseling the Alzheimer’s Caregiver. A Resource for Health Care Professionals. AMA Press, Chicago
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Zurück zum Zitat Rosenbladt B (2000) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Freiwilligensurvey 1999. Ergebnisse der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. Bd 1: Gesamtbericht: Schriftenreihe des BMFSFJ. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 194:1 Rosenbladt B (2000) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Freiwilligensurvey 1999. Ergebnisse der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. Bd 1: Gesamtbericht: Schriftenreihe des BMFSFJ. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 194:1
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Zurück zum Zitat Ware J Jr, Kosinski M, Keller SD (1996) A 12-Item Short-Form Health Survey: construction of scales and preliminary tests of reliability and validity. Med Care 34(3):220–233CrossRefPubMed Ware J Jr, Kosinski M, Keller SD (1996) A 12-Item Short-Form Health Survey: construction of scales and preliminary tests of reliability and validity. Med Care 34(3):220–233CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Familienbegleitung
Neue Facette in der Begleitung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz
verfasst von
Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff
Thomas Brijoux, MSc
Publikationsdatum
01.04.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 3/2016
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-016-1038-9

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