Der International Council of Nurses (ICN) fordert schärfere Regelungen für die internationale Rekrutierung von Pflegefachpersonen. Der Pflegeweltverband sieht Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen durch den aktuellen WHO-Verhaltenskodex nur unzureichend geschützt.
Internationales Pflegeteam: Für die Anwerbung von Pflegefachpersonen aus dem Ausland muss es aus Sicht des ICN strengere und vor allem faire Regeln geben.
Nach Angaben des ICN kommt es trotz des WHO-Kodex auch in Ländern auf der sogenannten "Roten Liste" der Weltgesundheitsorganisation zu einer „aggressiven und zügellosen“ Rekrutierung von Pflegekräften – darunter leitende Pflegefachpersonen mit unersetzlichem Fachwissen. Das heißt, es sind auch Länder betroffen, deren Gesundheitssysteme als so gefährdet gelten, dass es von dort keine internationale Rekrutierung geben sollte. Zunehmende Besorgnis bereiten dem ICN auch einige private Arbeitsagenturen, die die Einhaltung des WHO-Kodex umgehen und Pflegekräfte "unter dem Radar" in wohlhabendere Ländern rekrutieren.
Mehr Fairness erforderlich
Notwendig sind aus Sicht des ICN faire Abkommen, die angemessene Entschädigungen für Herkunftsländer mit schwächeren Gesundheitssystemen vorsehen, die ihre erfahrenen Pflegefachpersonen verlieren.
Als Beispiel nennt der CEO des Pflegeweltverbands, Howard Catton, Ghana. Dort verlassen Berichten zufolge jeden Monat zwischen 400 und 500 Pflegefachpersonen das Land, um im Ausland zu arbeiten. Dies übe einen enormen zusätzlichen Druck auf das Gesundheitssystem und die verbleibenden Pflegekräfte aus, die täglich darum kämpften, die grundlegende Versorgung der Menschen zu gewährleisten, so Catton.
Viele Vereinbarungen sind zu schwach
"Der WHO-Kodex verlangt, dass jede aktive Rekrutierung aus Ländern der Roten Liste durch bilaterale Abkommen zwischen den Regierungen geschützt wird, aber in der Praxis werden nur wenige bilaterale Vereinbarungen verwendet“, erklärt Catton. Eine eigene Analyse der WHO habe zudem gezeigt, dass viele Vereinbarungen zu schwach seien, um Wirkung zu entfalten.
Details der wenigen Vereinbarungen und die Höhe der Entschädigung, die Ghana gegebenenfalls erhalte, seien nicht bekannt. Berichten aus dem Land zufolge, habe die derzeitige Rekrutierungsaktivität jedoch enorme negative Auswirkungen auf die Versorgungssituation im Land, so Catton weiter.
Daher sei sicherzustellen, dass es faire Abkommen für alle Herkunftsländer gibt, einschließlich einer Vergütung, die direkt in die Stärkung der Pflege in den Ländern fließe. Wie Catton betont, sparen wohlhabende Länder Tausende von Dollar für jede Pflegekraft, die sie im Ausland rekrutieren, statt sie im eigenen Land auszubilden. (ne)