Viele Geflüchtete aus Syrien arbeiten in Mangelberufen wie der Pflege oder im Gesundheitswesen. Angesichts der Debatte über die Rückkehr von Syrern in ihre Heimat warnen Branchenverbände jetzt vor den Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.
Nach dem Sturz des Assad-Regimes gab es rasch Stimmen, die eine Rückkehr von Syrerinnen und Syrern in ihr Heimatland forderten. Aber auch Syrerinnen und Syrer selbst denken über eine Rückkehr nach. In jedem Fall hätte dies Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, sagen Verbände.
Wie die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), Isabell Halletz, am Freitag gegenüber BILD betonte, bilden Syrerinnen und Syrer eine „zentrale Säule“ unter den Geflüchteten, die in der Pflege tätig sind. „Eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte wäre ein schwerer Schlag für die Altenpflege“, unterstrich Halletz. Für kleinere Einrichtungen könnte der Weggang der syrischen Beschäftigten das Aus bedeuten.
Auch der Katholische Krankenhausverband (KKVD) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchten spürbare Auswirkungen, für den Fall dass syrische Ärzte und Pflegekräfte in großer Zahl in ihr Heimatland zurückkehren.
Ärzte aus Syrien stellten die größte Gruppe unter ausländischen Medizinern, erklärte KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin in der vergangenen Woche der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wenn sie gehen, dann wird das Lücken reißen.“ Das deutsche Gesundheitssystem sei auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Mit ihrer Einschätzung bestätigte Rümmelin auch Aussagen des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß.
Dieser hatte gegenüber Spiegel-Online die große Bedeutung syrischer Ärztinnen und Ärzte insbesondere für Krankenhäuser in kleineren Städten betont. Die DKG könne verstehe, wenn syrische Ärzte in ihre Heimat zurückkehren wollten. Sie würden dort auch dringend gebraucht. Allerdings werde dies in Deutschland spürbare Folgen haben.
Nach Zahlen der Arbeitsagentur arbeiteten im vergangenen Jahr rund 3.800 Syrerinnen und Syrer in der Altenpflege. Knapp 5.800 Ärztinnen und Ärzte aus Syrien sind in Deutschland tätig – davon sind rund 5.000 in Krankenhäusern beschäftigt. (ne)