Baden-Württemberg will einen Ideenwettbewerb starten. Ausgezeichnet werden sollen Einrichtungen und Krankenhäuser, die gute Wege gefunden haben, Pflegende zur Rückkehr in den Beruf zu bewegen und zu halten. Dem DBfK Südwest greift das zu kurz.
Um Pflegende wieder in den Beruf zu locken oder zu halten, braucht es aus Sicht des DBfK Südwest mehr als einen Ideenwettbewerb.
Angesichts der "alarmierenden Personalsituation in der Pflege" will Baden-Württemberg den Fachkräftemangel stärker angehen. Die Forderung nach einer Trendwende durch kurzfristige und schnell wirkende Maßnahmen werde immer nachdrücklicher, heißt es aus dem Kabinett.
Der Ministerrat hat daher am Dienstag in der Kabinettssitzung dem "Sofortprogramm Pflege – Ideenwettbewerb zum Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf“ zugestimmt.
Damit sollen Maßnahmen für den Wiedereinstieg und längeren Verbleib im Pflegeberuf bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gesammelt, prämiert und in der Breite bekannt gemacht werden. Mit bis zu 80 000 Euro sollen zwischen zehn und 15 Einrichtungen ausgezeichnet werden, die gute Wege gefunden haben, Pflegekräfte zur Rückkehr in den Beruf zu bewegen und zu halten, berichtet die Schwäbische Zeitung.
DBfK Südwest: Effekt kann schnell verpuffen
Der DBfK-Südwest sieht in dem Ideenwettbewerb zwar einen „Schritt in die richtige Richtung“, machte aber deutlich, dass er nur deshalb gegangen werden müsse, weil „viele vorherige Schritte nicht oder zu zögerlich gemacht wurden.“
„Natürlich spricht nichts gegen neue Ideen und Best-Practice-Modelle. Allerdings haben viele Einrichtungen bereits diesbezügliche Programme aufgelegt, einige weitere werden sich durch den Ideenwettbewerb vielleicht dazu anregen lassen“, erklärte die Vorsitzende des DBfK-Südwest Andrea Kiefer am Mittwoch. Der Effekt solcher Maßnahmen werde jedoch ausbleiben oder schnell verpuffen, wenn die Rahmenbedingungen, nicht grundsätzlich angegangen würden.
Grundlegende Veränderungen notwendig
Aus Sicht des DBfK sind dafür u.a. ein höheres Einstiegsgehalt für Pflegende, die Umsetzung wissenschaftlich gestützter Personalbemessung, lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle, die Anerkennung der Kompetenz von Pflegefachpersonen und Mitbestimmungsrechte in politischen Gremien notwendig.
„Wir betonen schon lange, dass Pflege nach Corona eine andere sein muss als zuvor – ein Ideenwettbewerb wird dazu wohl nicht ausreichen“, bekräftigte Kiefer.
Erst Anfang Mai hatte die Studie "Ich pflege wieder, wenn ..." das riesige Potenzial ermittelt, das in der Pflege derzeit nicht mobilisiert werden kann: Mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegefachkräfte stünden durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zusätzlich zur Verfügung – sofern sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege deutlich und nachhaltig verbessern. (ne)