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09.11.2020 | Fachkräftemangel | Nachrichten

Ausländische Pflegekräfte schneller anerkennen

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Kliniken in Deutschland werben aktiv auch Pflegekräfte aus dem Ausland an. Doch es dauert, bis sie eingesetzt werden können. Die Klinikkette Paracelsus fordert zügigere Visaverfahren und eine schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Pflegekraft aus Mexiko © Valentin Pellio, Paracelsus-Klinik Bad EmsEin neuer Kollege aus Mexiko - seit August in der Paracelsus-Klinik Bad Ems tätig. © Valentin Pellio, Paracelsus-Klinik Bad Ems

Ein Baustein zur Eindämmung des Fachkräftemangels ist die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland. Diesen Weg gehen inzwischen viele Kliniken. „Aber der Weg nach Deutschland ist mit großen bürokratischen Hürden verbunden“, berichtet Martin Schlie, Personalchef der Osnabrücker Klinikkette Paracelsus. „Wir können im Moment nicht abschätzen, wie lange die einzelnen Bewerber brauchen. Da gibt es große zeitliche Schwankungen bei den Visa- und Anerkennungsverfahren, das unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland, manchmal sogar innerhalb einer Behörde.“

Einheitliche Kriterien könnten Verfahren beschleunigen

Bis zu 18 Monate kann es nach den Erfahrungen von Paracelsus dauern, bevor ein neuer Mitarbeiter aus dem Ausland tatsächlich als vollwertige Pflegefachkraft arbeiten darf. „Wir brauchen beschleunigte Verfahren, Planungssicherheit und transparente, objektive bundesweite Kriterien für die kurzfristige Anerkennung von Berufsabschlüssen“, erklärt Dr. med. Dr. jur. Martin F. Siebert, Vorsitzender der Geschäftsführung von Paracelsus. „Wir könnten wesentlich schneller weitere Fachkräfte einstellen, wenn wir nicht mit langwierigen Visa- und Anerkennungsverfahren zu kämpfen hätten.“

Hürde Visum und Anerkennung der Qualifikation

Damit ein ausländischer Mitarbeiter ein Visum beantragen kann, ist zunächst ein fester Arbeitsvertrag nötig. Den gibt es bei Paracelsus nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch, das üblicherweise per Video geführt wird. Danach heißt es warten. Bis zu sechs Monate kann die Ausstellung eines deutschen Visums dauern. Ganz abgesehen davon, dass es teilweise schon viel Zeit braucht, überhaupt einen Termin für die Abgabe der Visumanträge bei der Deutschen Botschaft im Ausland zu bekommen, wie Siebert berichtet.

Weitere Voraussetzungen für die Arbeit in Deutschland sind ein Sprachzertifikat der Stufe „B2“, das zumeist schon im Ausland erworben wird, und eine anerkannte berufliche Qualifikation. Arbeits- und Ausbildungsnachweise des Bewerbers müssen übersetzt und beglaubigt eingereicht werden. In Deutschland folgt dann ein persönliches Gespräch beim Landesverwaltungsamt, das für die Gleichwertigkeitsprüfung zuständig ist. Wer dort nicht besteht, muss einen Anpassungslehrgang bzw. eine Kenntnisprüfung absolvieren. Das kann nach den Erfahrungen der Klinikkette zwischen vier und 18 Monate dauern. Der „Knackpunkt“ dabei ist, dass ausländische Pflegekräfte häufig Abschlüsse haben, die keine Grundkrankenpflege, sondern nur Fachpflege beinhalten. Denn die Grundpflege übernehmen in vielen Ländern die Angehörigen. Die Folge: Ausgebildete Pflegekräfte mit meist mehrjähriger Berufserfahrung und Bachelor- oder Masterabschluss laufen bis zu einem Jahr als „Gesundheits- und Krankenpfleger in Anerkennung“ im Betrieb mit.

Die Alternative: Mit einer Kurzprüfung des tatsächlichen Könnens durch die Klinik vor Ort würde erreicht, dass ausländische Mitarbeiter sofort voll mitarbeiten könnten und alle vorhandenen Ressourcen genutzt würden, betont die Klinikkette. (sk)

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