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08.10.2020 | Fachkräftemangel | Nachrichten

Kammer: Nur gut ausgebildetes Assistenzpersonal kann entlasten

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20.000 Stellen für Pflegehilfskräfte zusätzlich sollen ab 2021 in den Pflegeheimen geschaffen werden. Ob das zur Entlastung der Fachkräfte beiträgt, hängt auch von der Qualifikation des Assistenzpersonals ab, mahnt die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.

Die Bundesregierung will im Rahmen des Versorgungsverbesserungsgesetzes 20.000 neue Pflegeassistenzstellen in der Langzeitpflege einrichten. Das Bundeskabinett hatte am 23. September einen entsprechenden Gesetzentwurf gebilligt. Die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein befürchtet jedoch eine Zusatzbelastung der Pflegefachkräfte, wenn das Hilfspersonal nicht ausreichend qualifiziert ist.  

Die stationäre Altenpflege brauche dringend deutlich mehr Personal, bestätigte Kammerpräsidentin Patricia Drube mit Verweis auf die Ergebnisse des wissenschaftlichen Projektes zur Personalbedarfsmessung in der Altenpflege. Dieses hatte sogar einen Mehrbedarf von 100.000 zusätzlichen Stellen in der Langzeitpflege ermittelt  - überwiegend für Hilfskräfte. „Allerdings sehen wir die Schaffung von Stellen für unqualifiziertes Hilfspersonal extrem kritisch“, betonte Drube.

Finanzierung der Assistenzausbildung muss geregelt werden

Für eine wirkungsvolle Unterstützung der Fachkräfte fordert die Pflegeberufekammer, die zusätzlichen Stellen ausschließlich mit qualifiziertem Hilfspersonal mit 1- bis 2-jähriger Ausbildung zu besetzen.  In Schleswig-Holstein sei es aber bisher nicht gelungen, eine generalistische Assistenzqualifikation auf den Weg zu bringen. Zudem gehe die Ausbildung von Altenpflegehelferinnen und -helfern dort derzeit zulasten der Fachkräfte-Ausbildung. So erhalten die Betriebe für die Fachkraftausbildung  eine monatliche Pauschale für die Praxisanleitung, für die Helferausbildung jedoch nicht. Die Praxisanleitung für die Pflegehelfer müsse von der der Fachkräfte „abgezwackt werden“. Drube: „Wir brauchen eine Aus- und Weiterbildungsoffensive für pflegerisches Assistenzpersonal. In einem ersten Schritt muss aber die Finanzierung geregelt werden.“

Zusatzbelastung für Fachkräfte verhindern

Die Kammerpräsidentin befürchtet zudem, dass auf die Fachkräfte zusätzliche Belastungen zukommen: „Durch schlecht oder gar nicht qualifiziertes Assistenzpersonal kann es zu einer weiteren Überforderung der Pflegefachpersonen kommen, die im schlimmsten Fall zur Berufsflucht führt.“ Mehr Assistenzpersonal bedeute auch mehr fachliche Anleitung, Supervision und Kontrolle für das Pflegefachpersonal, so Drube. Das könne bei dem ohnehin ausgeprägten Zeitdruck, unter dem die Pflegenden heute arbeiten, „nicht – quasi on-top – noch nebenher“ erledigt werden. Der Fokus müsse daher auf gut ausgebildete Assistenzkräfte gelegt werden, die es zu akquirieren gelte. Drube: „Wenn qualifiziertes Assistenzpersonal fehlt, wird das geplante Stellenprogramm an der desaströsen Personalsituation in der Altenpflege nichts ändern können.“  (ne)

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