Viel hilft viel. Dieses Motto gilt für die Flüssigkeitszufuhr nur eingeschränkt. Gesunde Menschen sollten sich lieber auf ihr Durstgefühl verlassen, empfiehlt Prof. Ernst-H. Scheuermann vom KfH-Nierenzentrum in Frankfurt
In der Juli-Ausgabe von Heilberufe räumt der Nephrologe mit einem weit verbreiteten Trend auf. Viele Menschen trinken heute über den empfohlenen Richtwert hinaus bis zu 2 Liter Wasser zusätzlich. Der Irrglaube, mit viel Trinken könnten Gesundheit, Energie und Jugend bewahrt werden, habe eine anhaltende „Wasserflaschenepidemie“ ausgelöst, so Scheuermann. „Für die These, dass eine nur vom Durstgefühl regulierte Flüssigkeitszufuhr eine chronische Dehydratation zur Folge hat, fehlen jegliche wissenschaftlichen Belege“. Hingegen habe eine Amerikanische Untersuchung gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der gesunden Bevölkerung eine adäquate Flüssigkeitszufuhr erreicht, wenn sich durch ihren Durst leiten lässt.
Eine gesteigerte Diurese durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr ist nach Auffassung des Experten nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Das sei beispielsweise dann der Fall, wenn nierenschädliche Medikamente oder Kontrastmittel ausgeschieden werden sollen.
Einschränkend plädiert Scheuermann aber auch für eine aufmerksame Patientenbeobachtung in der Pflege. Da bei Senioren das Durstgefühl häufig beeinträchtigt ist, können hier besondere Maßnahmen zur adäquaten Flüssigkeitsversorgung notwendig sein. (ne)