16.04.2018 | Originalien
Einzelaktivierung von Menschen mit Demenz im häuslichen Setting
Eine randomisierte kontrollierte Studie
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2019
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Hintergrund, Ziel der Arbeit
Das vorliegende Projekt untersuchte die Hypothese, dass eine multimodale Einzelaktivierung von Menschen mit einer leichten bis mittelgradigen Demenz im häuslichen Setting während eines 6‑monatigen Interventionszeitraums im Vergleich zur Kontrollgruppe zu verbesserten alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten führt.
Material und Methoden
Intervention: alltagspraktische Einzelaktivierung an 6 Tagen/Woche durch Angehörige; kognitive Aktivierung einmal wöchentlich durch externe Personen. Die Angehörigen wurden durch Projektmitarbeiterinnen begleitet und beraten. Evaluation mittels eines multizentrischen „randomized controlled trial“ (RCT) mit 72 an Demenz erkrankten Teilnehmer/-innen (Mini-Mental Status Test [MMST] ≤ 24 und ≥ 12 Punkte); je 36 Teilnehmer/-innen in der Interventions- und Kontrollgruppe. Der Interventions- und der Follow-up-Zeitraum umfassten jeweils 6 Monate. Primäre Outcome-Variablen: ADL-Fähigkeiten (Erlangen Test of Activities of Daily Living [E-ADL-Test]) und kognitive Fähigkeiten (Alzheimer’s Disease Assessment Scale Cognition [ADAS-Cog]); sekundäre Outcome-Variablen: Pflegeabhängigkeit (Pflegeabhängigkeitsskala [PAS]) und geriatrische Symptomatik, inkl. instrumenteller Fähigkeiten (Nurses’ Observation Scale for Geriatric Patients [NOSGER-Skala], inkl. Instrumental Activities of Daily Living Scale [IADL-Test]); Lebensqualität (World Health Organization Quality of Life - Kurzversion [WHOQOL-BREF]) und Belastung der pflegenden Angehörigen (Häusliche Pflege-Skala [HPS]). Die Evaluation erfolgte in Form eines Pre-Post-Tests (t0/t1/t2) durch Mittelwertvergleiche für die Differenzen zwischen den Pre- und Posttestwerten.
Ergebnisse
Nach Abschluss des 6‑monatigen Interventionszeitraums (t1) zeigen sich positive Effekte auf die alltagspraktischen Fähigkeiten der Menschen mit leichter Demenz (Cohens d = 0,37), aber keine Effekte bei mittelschwerer Demenz (Cohens d = 0,00). In Bezug auf die kognitiven Fähigkeiten zeigen sich leichte Effekte (Cohens d = 0,26) bei Menschen mit mittelschwerer Demenz, nicht aber bei leichter Demenz (Cohens d = 0,04). Die Ergebnisse sind allerdings nicht signifikant. Bei der Pflegeabhängigkeit ergeben sich ein nichtsignifikanter Effekt bei leichter Demenz (Cohens d = 0,33) und ein signifikanter Effekt bei mittelschwerer Demenz (Cohens d = 0,87, p = 0,025, Mann-Whitney-U-Test). Bei der NOSGER-Subskala soziales Verhalten zeigt sich bei mittelschweren Störungen ein starker signifikanter Effekt (Cohens d = 1,03, p = 0,013). Sechs Monate nach dem Ende der Intervention (t2) sind diese Effekte nicht mehr feststellbar. Bezogen auf die aktivierenden Angehörigen konnten keine Effekte festgestellt werden.
Diskussion
Die Hypothese konnte nicht bestätigt werden. Da die angestrebte Stichprobengröße nicht erreicht wurde, waren signifikante Ergebnisse nicht zu erwarten. Die Berechnung der Effektstärken liefert gleichwohl Hinweise auf mögliche Wirkungen der multimodalen Aktivierung.
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