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27.01.2025 | Digitalisierung | Nachrichten

Digitalisierung in der Pflege

Mit guten Voraussetzungen in die digitale Zukunft 

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Die Voraussetzungen für die digitale Transformation in der Pflege sind gut. Das geht aus einer Umfrage zur digitalen Kompetenz in der Pflege hervor. Die Berufsgruppe zeigt sich digitalen Technologien gegenüber aufgeschlossen und ist hochmotiviert sie einzusetzen. 

© AzmanL / Getty Images / iStockDie große Mehrheit der Pflegefachpersonen steht digitalen Anwendungen im Versorgungsalltag positiv gegenüber.© AzmanL / Getty Images / iStock

Digitale Technologien werden in der pflegerischen Versorgung immer wichtiger. Ab Juli sollen auch professionell Pflegende mit der Telematikinfrastruktur arbeiten. Doch wie gut sieht sich die Pflege auf die digitale Zukunft vorbereitet? Dieser Frage ging eine Online-Umfrage von Springer Nature und der Berliner Akkon Hochschule für Humanwissenschaften nach. Dabei sollten Pflegende die eigene Digitalkompetenz und Nutzung digitaler Technologien einschätzen – auch mit Blick auf den Patientennutzen. 

„Die Pflege-Branche in Deutschland sieht sich in Zeiten großer digitaler Veränderung gut mit digitalen Kompetenzen gewappnet und ist hoch motiviert, dazuzulernen", kommentierte Studienleiter Professor Denny Paulicke von der Akkon Hochschule am Freitag auf dem Kongress Pflege die ersten Ergebnisse. Handlungsbedarf sieht er jedoch beim Zugang zu zielgerichteten Fortbildungsangeboten. Auch der konkrete Nutzen des digitalen Fortschritts für den Patienten müsse deutlicher werden. 

Große Aufgeschlossenheit und Fortbildungsbereitschaft 

An der Befragung hatten sich im Oktober und November 2024 insgesamt 226 Pflegende aus der direkten und indirekten Versorgung beteiligt. Es zeigte sich ein starkes Engagement und Interesse der Berufsgruppe an kontinuierlicher Weiterbildung zum Thema. Die eigene Haltung gegenüber digitalen Technologien wird einheitlich offen und positiv eingeschätzt. 

Für 92 Prozent der Befragten steht die Relevanz digitaler Technologien für ihre berufliche Zukunft außer Frage. 95 Prozent geben an, ihre digitalen Kompetenzen durch Schulungen auszubauen. In der sogenannten „Boomer-Generation“ sei dieses Engagement besonders ausgeprägt, so Paulicke.

Diese Grundeinstellung wertet der Gesundheits- und Pflegewissenschaftler als gutes Zeichen dafür, dass Pflegekräfte Innovationen offen gegenüberstehen und bereit sind, neue Technologien in ihre Arbeit zu integrieren. Die große Mehrheit der Befragten sei davon überzeugt, dass sich die klinische Versorgung dadurch verbessern lässt. Digitale Lösungen würden als wertvolle Werkzeuge zur Steigerung der Qualität und Effizienz in der Pflege angesehen. 

Zielgerichtet und praxisorientiert fortbilden 

Dennoch sieht Paulicke einige Herausforderungen, um die digitale Transformation im Gesundheitswesen voranzutreiben:  

  • So fühlen sich nur 63 Prozent der Befragten sicher im Umgang mit Vertraulichkeitsfragen. Dies deute auf einen möglichen Schulungsbedarf im Bereich Datenschutz hin. 
  • Zudem sind immerhin 43 Prozent der Befragten unsicher oder nicht davon überzeugt, dass digitale Technologien den Gesundheitszustand der Patienten tatsächlich verbessern. Hier seien mehr Aufklärung und Best Practice-Beispiele notwendig, um die Vorteile digitaler Technologien für die Patientenversorgung zu verdeutlichen. 
  • 48 Prozent der Befragten bezweifeln, dass Patienten informiert genug sind, um ihre Daten mit digitalen Technologien selbst zu verwalten. Dies zeige „erheblichen Handlungsbedarf“ im Sinne eines mündigen Patienten und der Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen.  

Für Studienleiter Paulicke ist es jetzt wichtig, die hohe Fortbildungsbereitschaft der Pflegenden zu nutzen, zumal die Pflegeausbildung das Thema Digitalisierung nicht abbildet. Daher seien Lernstrukturen und neue Lernorte für die Digitalisierung aufzubauen wie beispielsweise Skillslabs. „Klassische Weiterbildungsformate funktionieren nicht“, so der Experte. Der Mehrwert der Digitalisierung müsse an erster Stelle stehen. 

Pflegexpertise frühzeitig in Entwicklung einbinden

Ein Problem für die Akzeptanz sieht Paulicke darin, dass bei der Entwicklung von Programmen und Anwendungen die potentiellen Anwender aus der Pflege häufig zu spät befragt und einbezogen werden. 

Viele Softwarelösungen berücksichtigen die Bedarfe in der Praxis zu wenig, bestätigte auch Thomas Meißner, Geschäftsführer eines ambulanten Pflegedienstes in Berlin. Die Folge: „Es existieren Millionen Einzellösungen, die aber nicht kompatibel sind.“ 

In der ambulanten Pflege habe die Softwarebranche in den letzten Jahren geschlafen. Obwohl die ambulante Pflege am stärksten von der Digitalisierung profitiere, fänden die meisten Entwicklungen für den Krankenhausbereich statt. Vorhandene Lösungen seien nicht anbaufähig mit neuen Anforderungen. Auch beim wichtigen Thema Cybersicherheit sieht Meißner großen Handlungsbedarf. (ne)

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