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09.04.2019 | Digitalisierung | Nachrichten

Digitale Akte in den Startlöchern

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Digitale Modelle halten auch Einzug in die Pflege. Eine E-Akte als Teil des Konzeptes Pflege 4.0 war Thema auf einer Jobmesse in Berlin.

E-Akte © amiMesse „Gesundheit als Beruf“ (vlnr): Pfleger Andre Kindler von den Wannseeschulen für Gesundheitsberufe Professor Dr. Christoph Lippert (Chair of Digital Health & Machine Learning Hasso-Plattner-Institut & Universität Potsdam), Dilek Kolat, Gesundheits- und Pflege-Senatorin in Berlin (SPD) und Susanna Karawanskij, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie in Brandenburg (Linke).

Digitalisierung sollte im Berufsalltag des Gesundheitswesens bald zur Normalität werden, forderten Pflegekräfte, Wissenschaftler und Politikerinnen bei der Messe Gesundheit als Beruf in Berlin.

„Wir schicken Menschen zum Mond und reden über selbstfahrende Autos, aber wir kriegen es nicht hin, dass wir im Alltag auf den Krankenhausstationen digital arbeiten“, sagte Pfleger Andre Kindler. Er schätze die Arbeit mit digitalen Patientenakten. „Solche Softwarelösungen können unheimlich viel Druck aus dem therapeutischen Team nehmen.“

Kindler verwies darauf, dass damit Ärzte, Therapeuten und Pflege elektronische Daten gleichzeitig zur Verfügung hätten, eine Papierkurve aber immer nur bei einem sein könne. Zugleich schaffen die digitalen Daten Kindler zufolge für jeden Einzelnen im Team Arbeitserleichterungen.

„Ich habe mehr Zeit und kann sie effizienter nutzen“, sagte Kindler. Nicht zuletzt deshalb seien digitale Lösungen für Berufsanfänger in der Pflege ein Auswahlkriterium bei der Jobsuche.

Andere Länder sind längst weiter

„Es ist tatsächlich kein Ruhmesblatt für Deutschland, dass in anderen Ländern die digitale Patientenakte ganz normal ist und hier nicht“, so Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD). In der Hauptstadt steht die elektronische Patientenakte laut Kolat „kurz vor der Verwirklichung“.

Das werde wesentlich vom kommunalen Berliner Klinikriesen Vivantes, dem privaten Sana Klinikkonzern und der AOK Nordost vorangetrieben. Kolat: „Wir sind jetzt dabei zu gucken, welche Krankenhäuser noch mitwirken können.“

Die elektronische Patientenakte ist ein Bestandteil des Berliner Konzeptes Pflege 4.0 zur Digitalisierung der Pflege. Das Konzept umfasst die Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Pflegeausbildung, sektorenübergreifende Digitalisierung, etwa zwischen Pflegeheim und Hausarzt sowie Pflegetechniken für die Häuslichkeit.

Andere Voraussetzungen gelten für Brandenburg. „Ich wünschte mir, wir hätten 100 Prozent Netzabdeckung. Die brauchen wir für die elektronische Patientenakte“, sagte die Brandenburgische Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij.

Digitalisierung als Chance

Auch Karawanskij betrachtet die Digitalisierung als Chance, die Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen. „Wir brauchen digitale Anwendungen, damit die Menschen in den Pflegeberufen wirklich am Menschen arbeiten können.“ Nötig sei es, sämtliche Prozesse dahingehend zu analysieren, wo mehr automatisiert werden kann und wo die Entscheidung von Menschen gebraucht wird.

Beispiele für Automatisierungen zeigte Professor Christoph Lippert vom Hasso-Plattner-Institut Potsdam. „Viele Radiologen beklagen, dass sie unheimlich viel Zeit damit verbringen, Kreise auf Bilder zu malen. Das kann die Technik übernehmen“, sagte Lippert.

Wenn Algoritmen mit genug Daten gespeist werden, können sie nach seinen Angaben ähnlich zuverlässig arbeiten wie erfahrene Radiologen. Eine hohe Genauigkeit weise etwa bereits die digitale Hautkrebserkennung auf. Lippert zeigt sich überzeugt: „Systeme, die Daten analysieren, werden überall Einzug halten.“ Die Arbeit mit intelligenten Systemen werde immer wichtiger, meint der Forscher.

Die Messe Gesundheit als Beruf fand am Wochenende zum 12. Mal statt. Mehr als 60 Aussteller zeigten Schülern und Berufsanfängern Beschäftigungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen der Hauptstadtregion. (ami)

Quelle: Ärzte Zeitung


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