Die Digitalisierung in der Pflege wird noch immer durch mangelnde technische Standards und Schnittstellenprobleme ausgebremst. Was sich ändern muss, erläutern der DPR und weitere Institutionen in einem gemeinsamen Diskussionspapier.
Eine erfolgreiche Digitalisierung in der pflegerischen Versorgung steht und fällt mit der Akzeptanz aller Beteiligten. Das betonen der Deutsche Pflegerat (DPR), die Bundespflegekammer, der Bundesverband Gesundheits-IT, die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein sowie die Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen der Hochschule Osnabrück in einem gemeinsam veröffentlichten Diskussionspapier. Damit digitale Lösungen einen Mehrwert für Versorgungsqualität und den Arbeitsalltag beruflich Pflegender entfalten, sei zunächst eine möglichst reibungslose system- und sektorenübergreifende Vernetzung erforderlich, heißt es. Und daran hapert es nach wie vor an vielen Stellen, wie das Papier deutlich macht.
"Konsequente Interoperabilität" gefordert
Die Organisationen sprechen sich daher gemeinsam für eine digitale Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung auf Grundlage „konsequenter Interoperabilität“ aus. Im Kern geht es dabei um Kompatibilität der Systeme auf verschiedenen Ebenen des Gesundheits- und Pflegewesens. Insbesondere vier Aspekte sind aus Sicht der beteiligten Organisationen wichtig:
- Ausrichtung digitaler Pflegedokumente auf alle pflegerelevanten Settings:
Elektronische Dokumente müssten in allen Pflegesettings nutzbar sein, in denen die darin enthaltenen Informationen relevant sind. - Konsequente Anwendung internationaler Standards und Terminologien:
Die dahingehenden Anstrengungen des Gesetzgebers sollten fortgeführt und von allen Beteiligten unterstützt werden. - Reibungslose Integration in den Pflegealltag:
Digitale Lösungen müssten noch stärker als bisher auf praktische Nutzungsszenarien ausgerichtet werden, die gemeinsam mit Pflegenden identifiziert werden. - Ermöglichung der Datennutzung für weitere Zwecke: Nutzung von pflegerelevanten Dokumenten als Grundlage für eine sektorenübergreifende Versorgung. Dafür sei ein einheitliches Set an national und international vergleichbaren Pflegedaten erforderlich.
Prozessoptimierung unter Federführung der Pflege
Veränderungsbedarf sehen die Institutionen beispielsweise bereits bei der derzeitigen Datenerhebung in der Pflege. Diese stelle keine systematische Grundlage für eine sektorenübergreifende Versorgung dar. Kritisiert wird auch das Fehlen pflegefachlicher Nutzungskonzepte, die als Grundlage für anwenderorientierte Technologien in den Settings dienen können. „Die Pflege hat hier die Aufgabe, systematisch Versorgungsprozesse, Arbeitssituationen, Standards und Szenarien zu benennen, für die digitale Unterstützungslösungen entwickelt werden sollten“, heißt es. Eine solche Prozessoptimierung unter Federführung der Pflegeprofession sei auch vor dem Hintergrund des seit Jahren zunehmenden Pflege(personal)notstands essenziell. (ne)