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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 6/2011

01.12.2011 | Originalarbeit

Die Enkelgeneration in der familialen Pflege bei Demenz

Erfahrungen und Bilanzierungen – Ergebnisse einer lebensweltorientierten Studie

verfasst von: Dr. H.E. Philipp-Metzen

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 6/2011

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Zusammenfassung

Über die Auswirkungen familialer Pflege bei demenziellen Erkrankungen auf die Enkelgeneration liegen wenige Ergebnisse vor. Dies war Anlass zur vorliegenden Studie. Gegenstand dieser qualitativ-explorativen Studie aus der Perspektive der angewandten Gerontologie sind die subjektiven Erfahrungen und Bilanzierungen von 15 Enkeln im Nexus mit intergenerationellen Unterstützungsleistungen. Als bündelnde metatheoretische Position diente der Lebensweltansatz von Alfred Schütz.
Das Datenmaterial bildet heterogene Erfahrungsbereiche ab. Fallübergreifend dominieren positive Erfahrungen und Bilanzierungen, z. B. den personalen Wissens- und Kompetenzzuwachs sowie die familiale Solidarität und Leistungsfähigkeit betreffend. Episodische Belastungsphänomene, wie symptombedingte Verhaltensweisen der kranken Großeltern sowie der zeitliche Verpflichtungscharakter, sind integraler Bestandteil aller, auch positiv bilanzierter Settings. Dagegen führen kontinuierliche familiale Überforderungen zu einer belastungsgeprägten Bilanzierung. Zahlreiche Aspekte hinsichtlich der Assistenz der Erkrankten werden als „fraglos gegeben“ im Sinne von Alfred Schütz in individuelle Relevanzstrukturen integriert. Die Enkelgeneration benötigt altersgerechte Information über das Krankheitsbild Demenz und über einen adäquaten Umgang mit erkrankten Großeltern.
Fußnoten
1
Die Mehrgenerationenfamilie bezeichnet „zumindest drei Generationen, die durch Abstammung oder Adoption miteinander verbunden sind“ [15].
 
2
Die Idee zu dieser Studie entstand in Praxiskontexten, u. a. dem Angehörigengesprächskreis der Alzheimer Gesellschaft Münster e. V., deren Zweite Vorsitzende die Autorin ist. Ihr „begegnete“ die Enkelgeneration zwar wiederholt thematisch, physisch waren Enkel jedoch nicht präsent, wodurch ihre eigenen Ansichten, Wünsche oder Beschwerden außen vor blieben.
 
3
Als Hauptpflegeperson werden im Kurzfragebogen diejenigen bezeichnet, die „sich hauptverantwortlich und zeitlich am meisten eingebunden um den Kranken gekümmert“ [20] haben.
 
4
Alle Namen und personenbezogenen Merkmale wurden anonymisiert. Die genealogischen Zuordnungen geben die Perspektive der Enkelgeneration wieder, d. h. „Mutter“ oder „Vater“ kennzeichnen Vertreter der mittleren familialen Generation.
 
5
Die kategorialen Bezeichnungen orientieren sich dabei eng am Datenmaterial, sie greifen die „natürliche Einstellung“ [23], d. h. den lebensweltlichen Sprachduktus der Akteure, auf.
 
6
„Familialer Zusammenhalt“ wurde in der zweiten Auswertungsphase als operationalisiertes Konstrukt „Generationenbezogene familiale Solidarität“, ausgehend von einer von Bengtson und Roberts aufgestellten Taxonomie (welche die Merkmale „affection, consensus, function, association, familism, structure“ [2] enthält) und erweitert durch Merkmale von Lüscher und Liegle [17], detaillierter untersucht.
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Witzel A (1985) Das problemzentrierte Interview. In: Jüttemann G (Hrsg) Qualitative Forschung in der Psychologie. Grundfragen, Verfahrensweisen, Anwendungsfelder. Beltz, Weinheim Basel Witzel A (1985) Das problemzentrierte Interview. In: Jüttemann G (Hrsg) Qualitative Forschung in der Psychologie. Grundfragen, Verfahrensweisen, Anwendungsfelder. Beltz, Weinheim Basel
Metadaten
Titel
Die Enkelgeneration in der familialen Pflege bei Demenz
Erfahrungen und Bilanzierungen – Ergebnisse einer lebensweltorientierten Studie
verfasst von
Dr. H.E. Philipp-Metzen
Publikationsdatum
01.12.2011
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 6/2011
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-011-0234-x

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