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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 5/2010

01.10.2010 | Originalarbeit

Die Bedeutung der Arbeit beim vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben

verfasst von: P. Aleksandrowicz, A. Fasang, K. Schömann, U.M. Staudinger

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 5/2010

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Zusammenfassung

Viele deutsche Unternehmen haben seit Mitte der 90er-Jahre die Gelegenheit ergriffen, ältere Beschäftigte über das Instrument der Altersteilzeit (ATZ) frühzeitig auszugliedern. Häufig entspricht das den Wünschen der Beteiligten. Im vorliegenden Beitrag wurde basierend auf einer Befragung der Beschäftigten in Altersteilzeit in einem Unternehmen untersucht, ob sie gerne weiterarbeiten würden und ob sie sich eine weitere berufliche Tätigkeit im Ruhestand vorstellen können. Eine Vollerhebung dieser befragten Personen zeigt, dass frühberentete Personen (passive Phase der ATZ) häufiger den Wunsch äußern, länger zu arbeiten als Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung noch erwerbstätig sind (aktive Phase der ATZ). Weiterhin können sich erstere auch häufiger vorstellen, mit kürzeren Arbeitszeiten oder für ein befristetes Projekt noch einmal ins Unternehmen einzusteigen. Die psychologische Entscheidungstheorie und ökonomische Nutzentheorie helfen, diese Befunde zu interpretieren: Da der zukünftige Nutzen einer Handlung in der Gegenwart nicht nachempfunden werden kann, ist mit affektiven Vorhersagefehlern zu rechnen. Der Ansatz des „reflektierenden Denkens“ liefert zudem einen Hinweis darauf, dass das unterschiedliche Interesse der zwei Gruppen an einer kontinuierlichen Erwerbsarbeit durch den unterschiedlichen Erfahrungsschatz im Hinblick auf die Situation im (Vor-)Ruhestand bedingt sein kann.
Fußnoten
1
Dies war eine firmeninterne Bezeichnung der Berufs- und der Freistellungsphase der Altersteilzeit.
 
2
Der Unterschied zwischen aktiven und passiven ATZlern bleibt bestehen, wenn wir zusätzlich für die Variablen „Schulabschluss“, „Zufriedenheit mit Gesundheit“ und „Zufriedenheit mit Art und Inhalt der letzten Tätigkeit“ kontrollieren. Die Erklärungskraft dieser Faktoren für die Ruhestandsentscheidung ist in der Literatur mehrfach bestätigt worden [9, 10, 13, 18, 20].
 
3
Dies war eine Frage mit mehrfachen Antwortmöglichkeiten, die der besseren Übersichtlichkeit halber auf Inkonsistenzen geprüft und zusammengefasst wurden („Ja, auf jeden Fall“, „Ja, aber sehe keine Möglichkeit“, „Kommt darauf an“, „Nur bei entsprechender Vergütung“ zu „Ja“; „Nein, zu aufwendig“, „Nein, keine Lust“ zu „Nein“).
 
4
Es ist interessant festzustellen, dass von den 13 Personen in der Kontrollgruppe, die nicht an ATZ teilnehmen, die Mehrheit (8 Personen) sich auch vorstellen kann, im Ruhestand in begrenztem Umfang weiterhin für das Unternehmen tätig zu sein.
 
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Metadaten
Titel
Die Bedeutung der Arbeit beim vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben
verfasst von
P. Aleksandrowicz
A. Fasang
K. Schömann
U.M. Staudinger
Publikationsdatum
01.10.2010
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 5/2010
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-009-0068-y

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