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09.06.2021 | Demenz | Nachrichten

Modellprojekt: Ambulant Pflegende übernehmen ärztliche Aufgaben

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Die Betreuung von Menschen mit Demenz kann im häuslichen Umfeld oft nicht umfassend erfüllt werden. Ein Modellprojekt soll die Versorgung verbessern und setzt dabei auf eine neue Aufgabenverteilung.

Obwohl eine Übertragung ärztlicher Aufgaben auf Pflegefachpersonen seit 2008 möglich ist, hapert es an der Umsetzung. Das Modellprojekt „InDePendent“ ("Interprofessionelle Demenzversorgung: Aufgabenneuverteilung zwischen Ärzten und qualifizierten Pflegefachpersonen in der häuslichen Versorgung") setzt hier ein Zeichen. Darin untersucht das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), ob die Versorgung von Menschen mit Demenz verbessert werden kann, wenn Pflegefachpersonen Tätigkeiten übernehmen, die bisher Ärzten vorbehalten waren. Gerade im ländlichen Raum ist die Arztdichte gering und die Versorgungssituation schwierig. In Großstädten hingegen ist die Überlastung von Pflegediensten ein häufiges Problem.

Versorgungslücken schließen durch Aufgabenumverteilung

„Noch niemand hat diese erweiterte Pflegerolle in der ambulanten Versorgung umgesetzt“, erklärt Projektleiter Prof. Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher des DZNE Rostock/Greifswald. Mit der seit Jahresanfang laufenden Studie will das DZNE die Basis dafür schaffen, dass eine neue Versorgungsform für Menschen mit Demenz eingeführt werden kann, in der Pflegende eine tragende Rolle spielen. „Unser Ziel ist, bestehende Versorgungslücken durch die Aufgabenumverteilung zu reduzieren und damit langfristig die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern“, erklärt Hoffmann. Auch eine Entlastung von Angehörigen und Hausärzten wird angestrebt.

Konkret sollen speziell qualifizierte Pflegefachkräfte Pflegehilfsmittel verschreiben, psychosoziale Beratung und Betreuung leisten und sich mit anderen Berufsgruppen wie z.B. Therapeuten abstimmen. Die Pflegefachkräfte kommen dabei in fünf Ärztenetzen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen zum Einsatz.   

Unterstützung durch Pflegende mit erweiterter Pflegerolle

Von Demenz Betroffene ab 70 Jahren werden von ihrem betreuenden Arzt über die Studie aufgeklärt, nach Einwilligung aufgenommen und entweder der Interventions- oder Kontroll-Gruppe zugeteilt. Patienten der Interventionsgruppe bekommen für einen Zeitraum von sechs Monaten eine speziell geschulte Pflegefachkraft mit erweiterter Pflegerolle zur Seite gestellt. In der Kontrollgruppe erfolgt zunächst für sechs Monate die übliche Routineversorgung, danach werden auch diese Teilnehmenden durch die Pflegekraft unterstützt. Zu Beginn der Studie sowie nach zwölf Monaten erfassen die Wissenschaftler die Lebens- und Versorgungssituation der Patienten, um Unterschiede zu identifizieren. Fällt der Praxistest erfolgreich aus, soll die neue Versorgungsform deutschlandweit etabliert werden. 

Der Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) fördert das InDePendent-Projekt mit insgesamt ca. 4,3 Millionen Euro. Erste Ergebnisse werden im kommenden Jahr erwartet. (ne)


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