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19.09.2021 | Demenz | Nachrichten

Demenz darf kein Tabu-Thema sein

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Anlässlich der Bayerischen Demenzwoche vom 17. bis 26. September 2021 macht das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) darauf aufmerksam, wie wichtig ein sensibler Umgang mit Menschen mit Demenz im Klinikalltag ist. Am UKR gibt es speziell geschulte Pflegekräfte, die sich als Multiplikatoren um die Versorgung dieser Patienten kümmern.

© Martin Meyer, UKRAn der Station „Mittagessen“ müssen drei Teller mit „Speisen“ angerichtet werden. Das geschieht spiegelverkehrt und ohne die eigenen Hände zu sehen.

„Für Patienten mit einer Demenzerkrankung ist ein notwendiger Krankenhausaufenthalt immer mit zusätzlichen Herausforderungen und Risiken für weitere Komplikationen verbunden. Menschen mit Demenz fällt es mit dem Fortschreiten der Erkrankung meist schwer, ihre Bedürfnisse verbal mitzuteilen oder Aussagen der Gesprächspartner zu verstehen und einzuordnen. Sie reagieren dann nicht selten unsicher, ängstlich, unruhig, wirken gestresst oder erscheinen verwirrter als zuvor“, erklärt Andrea Spiegler, Pflegeexpertin für Demenz/Delir am UKR. Eine gezielte Betreuung und Kommunikationsstrategie seien notwendig.


Vorhandene Fähigkeiten nutzen und fördern

Um dem gerecht zu werden, wurde am Universitätsklinikum Regensburg vor knapp zwei Jahren das D-Team gebildet. Es besteht aus rund 40 speziell geschulten Pflegekräften, die sich als Multiplikatoren auf die einzelnen Stationen des UKR verteilen. Auf jeder Allgemeinstation gibt es dabei einen D-Team-Beauftragten, auf einer Doppelstation zwei. Das Anliegen: das gesamte Pflegeteam auf Station im Umgang mit Patienten mit Demenz und Delir sensibilisieren. So sollen Patienten mit kognitiven Einschränkungen wie Verwirrtheitszuständen möglichst früh identifiziert werden können, um ihre Therapie entsprechend anzupassen. Um für die betroffenen Patienten im Stationsalltag Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten, stehen dem Pflegeteam sogenannte Aktivierungsboxen mit verschiedenen Materialien zur Verfügung. Die Inhalte der Boxen reichen von Bällen über Brettspiele bis hin zu Erinnerungskarten oder Seniorenrätsel. „Eine Demenz verläuft bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Bei manchen ist die Erkrankung schon weiter fortgeschritten und die Beeinträchtigung größer, bei anderen wiederum ist das Leben vor der Demenzdiagnose noch nicht so weit entfernt. Jedoch gilt in beiden Fällen: wir wollen unsere Patienten bestmöglich und ganzheitlich versorgen, und dazu gehört auch eine spezialisierte Betreuung von Patienten mit kognitiven Einschränkungen. Das ist uns in den vergangenen zwei Jahren bestens gelungen und wird auch seitens der Angehörigen sehr positiv aufgenommen“, so Pflegedirektor Alfred Stockinger über den Einsatz des D-Teams am UKR.


Demenzparcours: Gefühl für Menschen mit Demenz bekommen

Das UKR ermöglicht seinen Mitarbeitern, sich mit dem Thema praktisch und anschaulich auseinanderzusetzen, um noch mehr Verständnis für betroffene Patienten entwickeln zu können. Dazu wurde ein Demenzparcours aufgebaut, eine Leihgabe der Fachstelle für Demenz und Pflege der Oberpfalz. Dieser Parcours simuliert an verschiedenen Stationen ein Leben mit kognitiven Einschränkungen. „Demenz verändert die Wahrnehmung der Betroffenen extrem. Sehen, fühlen, greifen, schmecken oder hören. Alles scheint unter einem Milchglas verborgen zu sein, extrem getrübt und schlecht wahrnehmbar“, sagt Thomas Bonkowski, Mitinitiator der Demenzwoche am UKR und Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer der Pflege am Universitätsklinikum Regensburg e.V. (VFFP). „Durch den Aufbau eines Demenzparcours wollen wir eine gewisse Sensibilisierung schaffen, denn für viele Nichtbetroffene sind demenzbedingte Einschränkungen schlichtweg nicht vorstellbar und somit fehlt ihnen auch das Verständnis dafür.“

ukr.de

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