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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 5/2015

01.07.2015 | Originalien

Demenz in Familien mit türkischem Migrationshintergrund

Organisation und Merkmale häuslicher Versorgungsarrangements

verfasst von: M. Mogar, MScPH, M. von Kutzleben, MScPH

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 5/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund

An Demenz erkrankte Menschen mit türkischem Migrationshintergrund standen bislang eher wenig im Fokus der „Public-health“- und Versorgungsforschung. Es existiert nur geringe wissenschaftliche Evidenz zur Versorgungssituation dieser Bevölkerungsgruppe. Bekannt ist, dass die Versorgung nahezu ausnahmslos in und von den Familien erbracht wird sowie formelle Hilfen dabei nur wenig in Anspruch genommen werden.
Ziel der vorliegenden Studie war es, Erkenntnisse über Organisation und Merkmale der häuslichen Versorgung von an Demenz erkrankten Menschen mit türkischem Migrationshintergrund aus Sicht der versorgenden Angehörigen zu generieren.

Methoden

Es wurden leitfadengestützte Interviews mit 7 versorgenden Angehörigen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte unter Rückgriff auf die Prinzipien der „grounded theory“.

Ergebnisse

Die selbstverständliche, bedingungslose Übernahme und Organisation der häuslichen Versorgung konnte als Hauptmerkmal identifiziert werden. Diese familiäre Entscheidung wird durch das Vorliegen einer Demenzerkrankung nicht beeinflusst, und die Versorgung wird meist, wenig informiert über die Erkrankung, übernommen. Es bestehen zahlreiche Zugangsbarrieren bei der Inanspruchnahme formeller Hilfen. Die befragten Angehörigen beklagen die mangelnde Kultursensibilität der bestehenden formellen Angebote.

Schlussfolgerung

In der Gruppe der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund besteht Aufklärungs- und Beratungsbedarf bezüglich Pflegebedürftigkeit bei Demenz. Um eine personenzentrierte Versorgung zukünftig zu gewährleisten und die Familien zu entlasten, sollten kultursensible Unterstützungsangebote etabliert werden. Diese müssen sich stärker an den individuellen, kulturellen Bedarfslagen der von Demenz betroffenen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund orientieren.
Fußnoten
1
Zu den Menschen mit türkischem Migrationshintergrund zählen alle, die die türkische Staatsangehörigkeit haben, und solche, die selber aus der Türkei eingewandert sind und durch Einbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben, des Weiteren auch Menschen, von denen eine der beiden genannten Definitionen auf mindestens ein Elternteil zutrifft [16].
 
2
Der gesamte Interviewleitfaden kann bei der Erstautorin nachgefragt werden.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Demenz in Familien mit türkischem Migrationshintergrund
Organisation und Merkmale häuslicher Versorgungsarrangements
verfasst von
M. Mogar, MScPH
M. von Kutzleben, MScPH
Publikationsdatum
01.07.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 5/2015
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-014-0802-y

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