Skip to main content

10.05.2021 | Bildung | Nachrichten

Virtual Reality im Hebammenstudium

verfasst von: Friederike Aulenbacher

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Auch auf eine Notfalltokolyse, die Reanimation des Neugeborenen und die Vorbereitung einer Schwangeren auf einen Not-Kaiserschnitt müssen werdende Hebammen während ihrer Ausbildung vorbereitet werden. Aber solche Notfälle kommen nur selten vor – es fehlt also an Praxis. Augmented oder Virtual Reality kann in der hochschulischen Ausbildung unterstützen, wie auf der Fachtagung des Projekts Heb@AR der Hochschule für Gesundheit deutlich wurde.

In dem Forschungsprojekt „Heb@AR - Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung“ arbeiten Hebammenwissenschaftler*innen der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) mit dem Zentrum für Medizinische Lehre der Ruhr-Universität Bochum und den Experten für Mensch-Maschine Interaktion der Hochschule Emden/Leer zusammen. Ziel des Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ist es, durch die Erhöhung der Medienkompetenz mit Hilfe digitaler Technologien wie Virtual- oder Augmented-Reality die Hebammenkompetenzen zu fördern.

Das interprofessionelle Team aus Wissenschaftler*innen des Forschungsprojektes stellte nun im Rahmen der Fachtagung „Notfallversorgung in Augmented Reality/Virtual Reality (AR/VR)“ am 29. April 2021 den aktuellen Stand des Projektes vor und diskutierte gemeinsam mit Fachpublikum aus den Disziplinen Hebammenwissenschaft, Mensch-Maschine-Interaktion und Didaktik aktuelle Fragestellungen. Beispielsweise ermöglichte Michelle Gray (Professorin an der Edith Cowan University, Australien) den Teilnehmer*innen in ihrer Keynote einen Einblick in ihr Forschungsprojekt „The Creation, Use and Evaluation of 3D Technology in undergraduate Midwifery Education“, in dem sie physiologische Prozesse, die normalerweise im Körperinneren stattfinden, durch 3D-Technologie für die Student*innen sichtbar und erlebbar macht. Hierbei erforscht sie, ob diese zusätzliche Form der Wahrnehmung den Lernerfolg verbessert.

Notfälle mit digitalen Technologien trainieren

Die verschiedenen Bereiche des Forschungsprojekts Heb@AR wurden im Anschluss von den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der beteiligten Universitäten vorgestellt. Mit dieser Anwendung können Studierende den Ablauf beim Richten einer Notfalltokolyse mit ihrem Smartphone üben. Weitere geplante Übungsszenarien sind das Vorbereiten einer Patientin zur Sectio und die Neugeborenen Reanimation. Ziel des Projektes ist herauszufinden, wie gut in AR erworbenes Wissen in der Praxis umgesetzt, ob und wie AR ins Curriculum eingebettet werden kann und welche Unterstützung Lehrende benötigen, um AR gestützte Lernformate einsetzen zu können. 

Nachdem in Kleingruppen ein reger, kritischer und sehr konstruktiver Austausch über verschiedene hebammenwissenschaftliche, technische und didaktische Aspekte von AR in der hochschulischen Ausbildung geführt wurde, folgte eine Podiumsdiskussion zwischen verschiedenen Vertretern der Hebammenwissenschaft und in VR/AR forschenden Universitäten. Die Beteiligten diskutierten über die Möglichkeiten und Chancen für die Verbesserung der Lehre sowie die ethischen und psychologischen Aspekte der Trainings in virtuellen Welten. Sie definierten auch die Geling-Bedingungen wie das aktive Leben von interdisziplinären Arbeitsgruppen, eine positive Fehlerkultur sowie eine gute Planung und Evaluation der Projekte, die für eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Lehre und des Trainings mit VR/AR erforderlich sind.

Den Abschluss der Tagung bildete ein Vortag von Torsten Fell vom Institute for Immensive Learning: er eröffnete einen kurzen Einblick in die bestehenden Möglichkeiten des Lernens in virtuellen Welten. In anderen Ländern existieren bereits viele Anwendungsgebiete des 3D-Lernens wie das Erlernen von Operationstechniken, Grundlagen von Anatomie und Physiologie sowie Training und Verbesserung von Teamprozessen in Pflege und Notfallsituationen. Sein Appell war, mehr in die Welt zu schauen und die bereits vorhandenen Techniken vermehrt zu nutzen und den eigenen Zwecken anzupassen. „Wir sind begeistert über das große Interesse an innovativen Lehr- und Lernformen im Bereich von Notfällen in der Hebammenarbeit beziehungsweise Geburtshilfe. Hier sehen wir ein großes Potential, um gemeinsam daran weiterzuarbeiten“, erklärte abschließend Nicola Bauer, Professorin für Hebammenwissenschaft an der hsg.       

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen