01.03.2023 | Editorial
Behandlung mit Psychopharmaka bei alten Menschen – zwischen Evidenzbasierung und pragmatischem ärztlichem Handeln
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 2/2023
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Die Anwendung von Psychopharmaka bewegt sich in der geriatrischen Medizin in mehreren Spannungsfeldern: Der hohen Symptomlast durch psychische Störungen steht eine schlechtere Verfügbarkeit fachärztlicher Versorgung der älteren Bevölkerung gegenüber. Dies führt dazu, dass über die Verordnung von Psychopharmaka häufig Hausärzte und Fachärzte anderer Fachrichtungen entscheiden (müssen) [4]. Gleichzeitig fehlt es an klaren altersspezifischen Leitlinien, an denen Verordner sich orientieren könnten, z. T. aufgrund der dünneren Studienlage und z. T. aufgrund der höheren Komplexität von Therapieentscheidungen bei Multimorbidität. Dies führt zu einem weiteren Spannungsfeld, das einerseits durch die pragmatische Nutzung der verschiedenen Stoffgruppen im Alltag der ambulanten und stationären Versorgung gekennzeichnet ist, andererseits durch die sich in bestimmten Kontexten stellende Frage nach der Sinnhaftigkeit psychopharmakotherapeutischer Konzepte. Diese müssen sich nämlich rechtfertigen, angesichts der Möglichkeiten anderer therapeutischer Verfahren, paradigmatisch der Psychotherapie, aber auch der erheblichen unerwünschten Wirkungen, die insbesondere bei hochaltrigen und gebrechlichen Menschen unter Psychopharmaka auftreten können, wie z. B. Delir, Stürze, Verschlechterung der Mobilität. …Anzeige