07.11.2016 | Beiträge zum Themenschwerpunkt
Bedürfnisorientierte Angebote und geschlechtsspezifische Aspekte in Pflegeeinrichtungen
Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Einrichtungsleitungen
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 8/2016
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Eine an Individualität und biografisch geprägten Vorstellungen orientierte Pflege und Betreuung erfordert u. a. Sensibilität für spezifische Bedürfnisse von Pflegebedürftigen. Dabei können auch geschlechtsspezifische Aspekte relevant sein.
Ziel der Arbeit
Eine repräsentative Befragung von Einrichtungsleitungen soll Aufschluss über die Bedeutung von geschlechtsspezifischen Aspekten in der Pflege geben.
Material und Methode
In der schriftlichen Befragung von 516 Einrichtungsleitungen stationärer Pflegeeinrichtungen in Deutschland wurden Einstellungen und Sichtweisen zum Thema, Informationen zu den allgemeinen und geschlechtsspezifischen Angeboten sowie Charakteristika der Einrichtungsleitungen erfasst.
Ergebnisse
In den Pflegeheimen sind Beschäftigungsangebote, die an spezifischen Bedürfnissen von Männern oder Frauen ausgerichtet sind (geschlechtsspezifisch; 43,1 %), wenig verbreitet. Als Gründe werden am häufigsten genannt, es bestehe keine Nachfrage für solche Angebote (57,1 %), oder dies sei bei der bestehenden Bewohnerstruktur kein Thema (47,6 %). Spezifische Bedürfnisse sehen 36,4 % der Befragten eher bei Frauen als bei Männern (18,4 %). Trotzdem wird dem Bedarf an männerspezifischen Angeboten ein relativ hoher Stellenwert eingeräumt. Die Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der Pflegeprozessplanung (57,0 %) oder die regelmäßige Reflexion geschlechtsspezifischer Fragestellungen (20,7 %) zeigt einen signifikanten Zusammenhang mit der Vorhaltung geschlechtsspezifischer Angebote, strukturelle Faktoren wie Einrichtungsgröße oder Ausbildung der Einrichtungsleitung dagegen nicht.
Schlussfolgerung
Geschlechtsspezifische Angebote sind in Pflegeeinrichtungen aktuell wenig verbreitet. Bestehende Angebote orientieren sich an traditionellen Rollenbildern. Wünschenswert wäre die Berücksichtigung der vielfältigen Lebensrealitäten und individuellen Bedürfnisse von Frauen und Männern.
Anzeige