Frauen in Afghanistan dürfen keine Kurse an medizinischen Instituten mehr besuchen. Das berichtet Human Rights Watch. Selbst neue Hebammen und Pflegerinnen soll es nicht mehr geben.
Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) haben die Taliban Frauen in Afghanistan jetzt auch die Aufnahme einer medizinischen Ausbildung verboten. Damit sei jetzt auch eines der letzten Schlupflöcher für eine weiterführende Bildung von Mädchen und Frauen geschlossen. Wie die Nachrichtenagentur dpa auf Nachfrage bei zwei Bildungseinrichtungen erfuhr, sind auch Ausbildungen zur Krankenschwester oder Hebamme „bis auf weiteres“ eingestellt.
Da es Frauen in einigen Provinzen Afghanistans verboten ist, sich von männlichen medizinischen Fachkräften behandeln zu lassen, wird das neue Dekret laut HRW zu „unnötigen Schmerzen, Elend, Krankheit und Tod führen“. Auch die BBC berichtete, dass Krankenpflege- und Hebammenstudentinnen in Afghanistan angewiesen wurden, nicht an ihre Ausbildungseinrichtungen zurückzukehren.
ICN befürchtet schwerwiegende Risiken für das Leben von Frauen und Babys
Die Präsidentin des International Council of Nurses (ICN), Pamela Cipriano, reagierte mit größter Besorgnis: "Wenn Frauen keine Ausbildung mehr zu Krankenschwestern und Hebammen machen können, wird das schwerwiegende und lähmende Auswirkungen auf das afghanische Gesundheitswesen haben." Bereits jetzt herrscht in dem Land eine massive medizinische Unterversorgung, die insbesondere Frauen und Mädchen betrifft. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist hoch. Durch das Ausbildungsverbot sieht Cipriano das Leben von Frauen und ihren Babys zusätzlich einem enormen Risiko ausgesetzt.
Der ICN forderte die Regierung Afghanistans auf, ihre Entscheidung "unverzüglich rückgängig zu machen", damit Frauen und Mädchen im Land weiterhin die grundlegende Versorgung durch Pflegefachfrauen und Hebammen erhalten.
Die islamistischen Taliban sind seit August 2021 wieder in Afghanistan an der Macht. Seitdem wurde für Frauen und Mädchen der Zugang zu Bildung immer weiter eingeschränkt. So sind ihnen weder der Besuch einer weiterführenden Schule, noch eine Hochschulbildung erlaubt. Eine Ausnahme bildete bisher das Gesundheitswesen. (ne)
Dieser Beitrag wurde aktualisiert am 9.12.2024