Ausbildungsreport Pflege Unzufriedene Pflege-Azubis: Verdi kritisiert Arbeitgeber
- 04.11.2025
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Eine aktuelle Umfrage zeigt deutliche Mängel in der Pflegeausbildung: Nur ein Drittel der Azubis erteilt den Ausbildungsbedingungen gute Noten. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Arbeitgeber in der Pflicht.
Gute Betreuung ist ein wichtiger Schlüssel zu mehr Zufriedenheit in der Pflegeausbildung.
Pflege-Azubis sind deutlich unzufriedener mit den Ausbildungsbedingungen als die in anderen Branchen. Das geht aus dem Ausbildungsreport Pflegeberufe 2024 hervor, den die Gewerkschaft Verdi vorgelegt hat. Für die Erhebung wurden zwischen Juni und Oktober 2024 mehr als 2.200 Pflegeauszubildende und -studierende befragt.
Nur gut ein Drittel der Auszubildenden (34,1 %) äußert sich mit der Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Das seien nur halb so viele wie in anderen Berufen, heißt es. Bei den Pflegestudierenden liegt der Anteil unter 50 Prozent.
Stations-Hopping und Mängel in der Praxisanleitung
Auf mögliche Gründe für die Unzufriedenheit verweisen weitere Befragungsergebnisse:
So sind unplanmäßige Versetzungen innerhalb eines Praxiseinsatzes – das so genannte Stations-Hopping – weit verbreitet. Drei von vier Auszubildenden und mehr als 60 Prozent der Studierenden erleben es häufig oder selten. Besonders betroffen ist die ambulante Pflege. Als Gründe für unplanmäßige Versetzungen geben die Befragten vor allem Personalengpässe (80,2 %) an. Deutlich seltener fehlt es an Ausbildungspersonal (22 %).
Auch bei der Praxisanleitung gibt es noch viel Luft nach oben: Weniger als zehn Prozent der Auszubildenden und Studierenden haben den Eindruck, dass Praxisanleiter*innen genügend Zeit für sie haben. Immerhin rund 37 Prozent sehen dies überwiegend erfüllt. Dennoch kommt die Praxisanleitung nach wie vor zu kurz. Nur bei gut einem Drittel der Befragten wird der gesetzlich vorgeschriebene Mindestumfang von zehn Prozent eingehalten. Bemängelt wird von den Auszubildenden und Studierenden zudem eine schlechte Verzahnung von Theorie und Praxis. Nur knapp 5 Prozent sind der Meinung, diese seien gut aufeinander abgestimmt.
Arbeitgeber werden Verantwortung nicht gerecht
Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand spricht in einer Mitteilung von einem „Armutszeugnis für die Arbeitgeber“. Viele würden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Die jungen Leute starteten hoch motiviert in die Ausbildung. „Doch statt sich ins Zeug zu legen und für eine gute praktische Ausbildung zu sorgen, treibt man die Menschen vielfach regelrecht aus dem Beruf.“
Die Gewerkschafterin sieht einen „eindeutigen“ Zusammenhang von Unzufriedenheit und mangelnder Ausbildungsqualität sowie hoher Belastung. Der Fachkräftemangel sei von den Arbeitsgebern zu einem großen Teil selbstverschuldet. Dabei gebe es durchaus Beispiele, die zeigten, dass es anders gehe. „Wo Praxisanleiterinnen und -anleiter genug Zeit für die Auszubildenden haben, sind fast drei Viertel von ihnen zufrieden oder sehr zufrieden“, so Bühler. Auch ein guter theoretischer Unterricht wirke sich positiv auf die Zufriedenheit aus.
Praxisanleitung stärken
Für die Gewerkschafterin ist gute Ausbildung daher die „wichtigste Stellschraube“ gegen den Fachkräftemangel. Bühler betont: „Einrichtungen, Pflegeschulen und die Politik müssen den Erkenntnissen endlich Taten folgen lassen – es darf keine Ausreden mehr geben.“
Um die Situation für die Auszubildenden zu verbessern, fordert Verdi mehr verpflichtende Praxisanleitung. Der Mindestumfang sei von 10 auf 30 Prozent zu erhöhen. Auch in alltäglichen Lernsituationen sei eine situative Anleitung sicherzustellen. Zudem müsse die Ausbildung stets unter Aufsicht und Anleitung einer Pflegefachperson erfolgen. Laut Befragung sind besonders in ambulanten Pflegediensten und Heimen Auszubildende oft auf sich allein gestellt. (ne)