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13.10.2021 | Ausbildung | Nachrichten

Hohe Abbrecherquote unter Berliner Pflege-Azubis

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In Berlins Pflegeschulen haben 2021 überdurchschnittlich viele Azubis ihre Ausbildung abgebrochen. Vom Homeschooling in Pandemiezeiten bis hin zu mangelnder Praxisanleitung – die Gründe sind offenbar vielfältig.

Bis zu 40 % der Auszubildenden an einzelnen Berliner Pflegeschulen haben laut einem rbb-Bericht in diesem Jahr Kittel und Wunschberuf wieder an den Nagel gehängt. Damit liegt die Abbrecherquote deutlich über der des Vorjahres. 2020 verzeichnete das Statistische Bundesamt für Berlins Pflegeschulen bei 2.118 Neuzugängen 213 Ausbildungsabbrüche. Das waren rund 10%.

Auf der Suche nach Ursachen für die hohe Abbrecherquote äußern Auszubildende und Schulleitungen gegenüber dem Sender ein ganzes Bündel an Gründen.

So spielen für Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates und Leiterin der Pflegeausbildung beim Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe, unter anderem falsche Vorstellungen vom Beruf eine Rolle: „Pflegen könne jeder – das ist der größte Irrtum, der sich immer noch hält“, erklärte sie. Damit würden junge Menschen in den Beruf gebracht, die von vornherein scheitern müssten. „Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft ist hoch anspruchsvoll und fordernd“, betonte Vogler.

Praxisanleitung kommt zu kurz

Auch die Vorgaben aus dem Pflegeberufegesetz, das die Pflegeausbildung verbessern sollte, lassen sich offenbar oft nur schwer umsetzen. Die Praxisanleitung kommt für viele Auszubildende zu kurz: „Zehn Prozent meiner Arbeitszeit auf meiner Station hätte ich angeleitet werden müssen. Das war nicht möglich. Einfach, weil es gar nicht genug Praxisanleiterinnen gibt“, berichtet Pflegeschülerin Nina Maibohm, die anders als viele ihrer Mitschüler*innen ihre Ausbildung fortsetzt. Die geforderte Praxisanleitung funktioniere nur auf dem Papier.

Das sieht Christine Vogler ähnlich. Das Pflegeberufegesetz sei letztlich zu einer Unzeit gekommen: „Auf den Stationen sind viel zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Leute schaffen schon ihre normale Arbeit nicht.“ Dazu kämen die vielen Auszubildenden. Die würden zwar dringend gebraucht, müssten aber auch gut angeleitet werden. „Das kann keiner mehr leisten“, stellte Vogler fest.

Auch eine Folge der Pandemie?

Nicht zuletzt machen sich auch die besonderen Ausbildungsbedingungen in der Pandemie aus Sicht der Schulleitungen bemerkbar. Homeschooling kann den Unterricht im Klassenverband nicht ersetzen. „Lernen braucht Bindung", betont Gudrun Fiehöfer, Schulleiterin des Bildungszentrums für Pflegeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin (biz). Und diese entstehe im realen Leben, nicht am Computer. (ne)

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