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09.09.2019 | Angehörige | Nachrichten

Unterstützung für Familien

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Marion Sommerfeld ist pflegerische Leitung des FamilieNetz am Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Das FamilieNetz erhielt den Innovationspreis für interprofessionelle Projekte im Gesundheitswesen, der von Springer Pflege und Springer Medizin im Rahmen des 7. Interprofessionellen Gesundheitskongresses verliehen wurde.

Marion Sommerfeld © Universitätsklinikum Dresden / Th. AlbrechtMarion Sommerfeld ist pflegerische Leitung des FamilieNetz Dresden. 

Was verbirgt sich hinter dem FamilieNetz?

Sommerfeld: Das FamilieNetz wurde als Bereich der Psychologisch-Sozialmedizinischen Versorgung 2009 am Universitätsklinikum Dresden gegründet und ist ein Unterstützungsangebot für Eltern eines zu früh oder krank geborenen Kindes. Zum Team gehören Sozialpädagogen, Psychologen, Pflegekräfte, Stillberater und ein Arzt. Ziel ist es, elterliche Belastungen zu minimieren, die gesundheitliche Entwicklung der Kinder und die Lebensqualität der Familien zu verbessern und den Behandlungserfolg langfristig zu sichern.

Welche konkreten Leistungen umfasst das Angebot?  

Sommerfeld: Zu unseren Angeboten gehören Beratungen zur Entwicklung des Kindes, zu sozialen Fragen und die Unterstützung der Familien. Des Weiteren bieten wir ein strukturiertes Elternschulungsprogramm mit verschiedenen Kursen wie „Die Sinne meines Kindes“ an. Im Rahmen von praktischen Anleitungen können Eltern Sicherheit in vielen Bereichen der Versorgung ihres Kindes erlangen. Darüber hinaus stehen wir bei der Bewältigung von Krisen zur Verfügung. Diese Angebote unterstützen die Entwicklung elterlicher Kompetenzen, orientieren sich an familiären Ressourcen und werden in der wöchentlichen Sozialvisite mit den Stationen abgestimmt.

Wird es von den Eltern angenommen?

Sommerfeld: Wir betreuen pro Jahr ca. 900 Familien und erleben durch die Eltern eine hohe Akzeptanz. Die Familien sollen sich rasch in der neuen Lebenssituation zurechtfinden, sich früh in die Versorgung ihres Kindes einbringen, diese im Laufe des Klinikaufenthaltes übernehmen und gut vorbereitet nach Hause gehen. Ausdruck der Wertschätzung war die Verleihung des „Preises für außergewöhnliche Leistungen zum Wohle der Allerkleinsten – PauLA“ durch die Elternorganisation Bundesverband „Das frühgeborene Kind“.

Sie haben vieles erreicht: Finanzierung durch die Krankenkassen, Beschreibung in der AWMF-Leitlinie „Psychosoziale Betreuung von Familien mit Früh- und Neugeborenen“ sowie Aufnahme in den Operationen- und Prozedurenschlüssel OPS. Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden?

Sommerfeld: Wenn sich ein psychosoziales Team im Bereich der Intensivmedizin etablieren möchte, braucht es viel Geduld. Es gilt Ärzte, Pflege, Krankenkassen und Klinikleitungen davon zu überzeugen, dass von diesen Angeboten nicht nur Eltern und Kinder profitieren, sondern langfristig alle Beteiligten. So haben wir viele Prozesse evaluiert und konnten Wirkungen zeigen. Nicht einfach war es, Pflegekräfte auf diesem Weg mitzunehmen, da sich das Berufsbild der Kinderkrankenpflege derzeit stark wandelt. Sie übernimmt immer mehr die Aufgabe, Mentor für die Eltern zu sein, und lernt, dass sich in den Fokus auf die direkte Versorgung des Kindes zunehmend das sich entwickelnde Familiensystem schiebt – eine neue Quelle beruflicher Identität, die erschlossen sein will.

FamilieNetz vereint die Expertise der einzelnen Berufsgruppen,da bleiben Konflikte nicht aus. Wie werden sie gelöst?

Sommerfeld: Vor allem für uns Pflegekräfte war es eine neue Erfahrung, sich diesem multiprofessionellen Konzept zu öffnen, da die Begleitung der Eltern häufig in den Händen der Pflege lag. Wir haben durch viele Gespräche im Team gelernt, die Stärken jeder einzelnen Profession zu schätzen, Grenzen auszuloten und uns respektvoll auseinanderzusetzen.

Ziel ist es, das Angebot deutschlandweit in anderen Einrichtungen zu etablieren. Welche Ansätze verfolgen Sie dabei?

Sommerfeld: In Veröffentlichungen, Weiterbildungen und Kooperationen und auf unseren jährlichen „Dresdner Herbsttagungen“ diskutieren wir Themen der psychosozialen Versorgung deutschlandweit. Für uns war es eine besondere Aufgabe, die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e. V. zu unterstützen, dass die Ziffer 9-502 „Präventive familienzentrierte multimodale Komplexbehandlung bei Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen“ seit 2018 im OPS-Katalog steht. Hier lohnt sich ein Blick auf unsere Internetseite (uniklinikum-dresden.de/kik/familienetz). Und überhaupt: Interessierte Kollegen sind in unserem Haus zur Hospitation herzlich willkommen.        

Das Interview führte Ute Burtke.

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