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16.03.2020 | Ambulante Pflege | Nachrichten

Corona-Krise ambulant

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Die Corona-Krise betrifft in besonderem Maße Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Sie sind vor Ort einem hohen Risiko ausgesetzt. Wir sprachen mit Thomas Meißner, Inhaber des ambulanten Pflegedienstes Meißner & Walter in Berlin, darüber, wie er in seinem Betrieb mit der Situation umgeht.

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Welche Schutzmaßnahmen haben Sie in Ihrem Pflegedienst ergriffen?

Meißner: Zunächst ist das Wichtigste die klare Botschaft, alle hygienischen Maßnahmen besonders gründlich und kontinuierlich und in deutlich höherer Frequenz durchzuführen. Der Schutz der eigenen Gesundheit und der der Patienten muss sichergestellt werden. Weiter informieren wir unsere Mitarbeiter sachlich und kontinuierlich über neue und aktuelle Entwicklungen. Mundschutz, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung werden vom Leitungsteam strukturiert ausgegeben. Wir sensibilisieren unsere Mitarbeiter dafür, sorgsam und zielorientiert mit den bestehenden Ressourcen umzugehen. Klare und eindeutige Informationen helfen, Panik und Hysterie zu vermeiden. Das ist bei der täglichen Berichterstattung schwer, aber notwendig. Lob und Anerkennung sind wichtige Maßnahmen, um in dieser angespannten Situation die Versorgung sicherzustellen.

Wie werden Sie vom Gesundheitsamt und von den Kranken- und Pflegekassen unterstützt?

Meißner: Die Institutionen des Pflege- und Gesundheitswesens sind in der Corona-Krise völlig abgetaucht. Schon heute muss man feststellen, dass die Kranken- und Pflegekassen versagt haben, auch die Bezirksämter und zum Teil die Gesundheitsämter. Wir hätten uns – gerade für die ambulanten Einrichtungen – klare und eindeutige Maßnahmen, Handlungsempfehlungen und Absprachen gewünscht. Die Gesundheitspolitik auf Landes- und Bundesebene macht hier einen wirklich guten Job. Kranken- und Pflegekassen dagegen machen weiter wie bisher – Bürokratie, Pfennigfuchserei und Bürokratie ohne Ende, Streit um Kostenübernahmen, Leistungskürzungen und Nachweise für jede nur denkbare Regelung.

Was erwarten Sie jetzt von den Verantwortlichen?

Meißner: Bürokratie weglassen, pragmatische Ansätze verfolgen, Dialog und Verständnis für die Einrichtungen. Wir brauchen in dieser Situation kurze, klare Strategien, wenn möglich einheitlich. Kontrollen durch die Prüfdienste sollten ausgesetzt werden, ebenso alle zusätzlichen Belastungen durch Bürokratie und irrsinnige Nachweisführungen. Pflegefachkräfte, die in Behörden und Institutionen arbeiten, könnten in den direkten Einsatz am Patienten, also in die Versorgung gebracht werden –  so können neue Versorgungssicherheiten aufgebaut werden. Wir benötigen dringend Informationen für den Umgang mit dem Virus in der Pflege, wenn ein Verdacht auf das Coronavirus besteht oder die Krankheit ausbricht. Weiter muss die Versorgung mit Mundschutz und Desinfektionsmitteln für die Direktversorger in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen gewährleistet und unkompliziert umgesetzt werden. Für mittelständische Unternehmen müssen finanzielle Hilfen bereitgestellt werden. Nach der Krise erwarte ich einen klare Auswertung, wer gute und praxisorientierte Arbeit gemacht hat und wer nicht – daraus müssen dann die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Das Interview führte Heike Ottow

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