18.09.2017 | Themenschwerpunkt
Alzheimer-Demenz von Auguste Deter bis heute
Fortschritte, Enttäuschungen und offene Fragen
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 7/2017
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Ziel
In der vorliegenden Arbeit soll ein kurzer Überblick über die Entdeckungsgeschichte, konzeptuelle Entwicklung sowie aktuelle Fragen in der neurobiologischen und pharmakologischen Erforschung der Alzheimer-Demenz (AD) gegeben werden. Angesichts des lange erhofften, aber bislang ausgebliebenen „Durchbruchs“ in der Therapieforschung erfolgt dies im Sinne einer kritischen Standortbestimmung.
Material und Methoden
Ausgehend von der historischen Erstbeschreibung durch Alois Alzheimer 1906 [1907] wird die Wirkungsgeschichte dieser Entdeckung bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Zentrale neurobiologische Forschungsparadigmen werden in Bezug auf ihre Bedeutung für die moderne biomarkergestützte Diagnostik und für die Entwicklung krankheitsmodifizierender pharmakologischer Strategien skizziert. Vor dem Hintergrund der jüngsten Misserfolge innovativer Medikamentenstudien wird die Rolle der Amyloid-Kaskaden-Hypothese kritisch reflektiert.
Ergebnisse
Bis in die 1970er-Jahre führte die AD als seltene Form einer präsenilen Demenz zunächst ein Schattendasein in der biomedizinischen Forschung. Durch die Verfügbarkeit moderner neurobiologischer Methoden und die empirisch begründete konzeptuelle Verschmelzung der AD mit der senilen Demenz erfuhr die AD-Forschung weltweit einen immensen Aufschwung. Ab den 1990er-Jahren kristallisierte sich die Amyloid-Kaskaden-Hypothese als führendes pathogenetisches Paradigma heraus, das in der Folgezeit die Entwicklung einer Vielzahl innovativer diagnostischer Ansätze und krankheitsmodifizierender pharmakologischer Interventionen stimulierte.
Schlussfolgerung
Vor dem Hintergrund des Scheiterns zahlreicher klinischer Studien zur Wirksamkeit antiamyloider, krankheitsmodifizierender Arzneimittel wird die zentrale Bedeutung der Amyloid-Kaskaden-Hypothese für die Ätiologie der AD zunehmend in Zweifel gezogen. Dadurch erscheint einerseits die Frage nach dem zentralen ätiologischen Paradigma der AD wieder offen, andererseits wurde eine fruchtbare Diskussion über alternative Krankheitsmodelle und die sich hieraus ergebenden Konsequenzen für zukünftige Forschungsstrategien angestoßen.
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