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27.04.2021 | Altenpflege | Nachrichten

Corona-Impfung live in Baden-Württemberg

verfasst von: Sabine Hindrichs

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COVID-19-Impfungen sind ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Pandemie. So lautet eine zentrale Botschaft der Europäischen Impfwoche. Für Pflegeeinrichtungen war der Start der Bewohnerimpfungen daher ein langersehntes Ereignis. Das AWO-Seniorenzentrum Weststadt Ulm in Baden-Württemberg gibt Einblick in die enormen logistischen Herausforderungen eines Impftages.

Freitag, 5. Februar 6:30 Uhr: In Kolonne geht es mit dem Impfstoff der Firma Moderna aus Stuttgart Richtung Ulm. Dieser Tag stellte für alle Beteiligten bereits im Vorfeld eine große organisatorische Herausforderung dar. Organisation des Impftermins, Impfinformation, Einverständniserklärung und schließlich Registrierung und Meldung der zu impfenden Personen mussten erledigt werden. Aber auch der Ablauf der Impfung selbst, inklusive des Hin- und Abtransports der unterschiedlichen Personengruppen unter Einhaltung aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen, erforderte einen erheblichen logistischen und zeitlichen Aufwand.

Checkliste Impfen © Sabine HindrichsChecklisten für die Vorbereitung des Impftages.
 

Gute Vorbereitung ein Muss

Nach Empfehlung und Rücksprache mit dem Mobilen-Impf-Team (MIT) wurde das Haus vom 3. bis 7. Februar für externe Besucher geschlossen, um das Risiko einer Infektion der Bewohner auf der Zielgeraden so gering wie möglich zu halten.

Hierzu hatte die Einrichtung offen mit der Außenwelt kommuniziert und an prominenter Stelle Aushänge gemacht, telefonische Sprechzeiten für die Angehörigen und Betreuer eingerichtet und Informationen auch per Mail versendet. In den vier Wohnbereichen wurden ab dem 3. Februar 2021 zusätzlich zu der normalen pflegerischen Versorgung die Vitalwerte (Temperatur /Blutdruck /Puls /Sauerstoffsättigung) ermittelt. Am Impftag selbst führte eine freiwillige Pflege-Reservistin (Pflegefachperson) der #pflegeresereve - bei jedem Bewohner, Tagespflegegast und Mitarbeiter einen PoC-Antigen Schnelltest durch. Die Ergebnisse wurden in von der Verwaltung vorbereitete Listen eingetragen und unmittelbar vor Impf-Beginn den Unterlagen der Impflingen hinzugefügt, so dass alle erforderlichen Daten bei der Impfung gebündelt vorlagen. Um 7.30 Uhr war in der AWO-Einrichtung so weit alles vorbereitet, der Wartebereich war eingerichtet, es gab zwei parallele Impf-Straßen für die zwei Impf-Teams, die als Einbahnstraße konzipiert waren. Die Einrichtung war startklar.

Um 8.30 Uhr trafen dann die beiden Mobilen Impfteams in der Einrichtung ein – mit dem Impfstoff für die Bewohner und Pflegekräfte im Gepäck. Im separaten Vorbereitungsraum übernahmen einige Kollegen des MIT die Vorbereitung des Impfstoffes, während andere im Impf-Raum die zwei Impf-Straßen einrichten. Unmengen Kisten mit Material wurden verteilt und auch die Pflegekräfte der Einrichtung packen ordentlich mit an. „Die Einweisung und Absprache mit den beiden Hausärzten, die unsere Bewohner seit über einem Jahr betreuen, hat hervorragend funktioniert. „Interprofessionelle Zusammenarbeit wird hier bei uns gelebt“, erklärt Einrichtungsleiter Ulrich Rommel . Und diese gute Zusammenarbeit war auch notwendig, denn hier wurden 165 Menschen an diesem Tag geimpft.

Auf die Plätze, fertig, los

Um 10 Uhr fiel dann der Startschuss: Spätestens jetzt zeigte sich, dass sich die gute Vorbereitung gelohnt hatte. Die ersten Bewohner warteten mit gebührendem Abstand und Mund-Nasen-Schutz mit personeller Begleitung vor dem Impf-Bereich. Die Anspannung und Aufregung war überall zu spüren. Vielerorts überwog die Freude, alte „Freunde“ wiederzusehen, was ja in der Pandemie auch im Alten- und Pflegeheim nicht möglich war.

Das fröhliche Gerufe und Geschnatter führte dazu, dass der ursprüngliche Plan über Bord geworfen werden musste. Es war nicht mehr daran zu denken, die Bewohner einzeln aus den Wohnbereichen nach unten zu begleiten. Denn: Alle wollten schnell drankommen und bei dem „Happening“ dabei sein.

„Die Halle hatte sich binnen Minuten zu einem Bienenstock entwickelt“, erinnert sich Einrichtungsleiter Ulrich Rommel. Jetzt war schnelles Handeln erforderlich. Die Pflegedienstleitung Gabriela Endres organisierte flexibel und schnell alles um und beorderte alle verfügbaren Mitarbeiter der Einrichtung, auch die Betreuungskräfte und Servicekräfte, zum Impf-Begleitdienst. Schnell hatte jeder Bewohner, der vor dem Impf-Tresen wartete, eine Begleitperson, die ihn durch die gesamte Impfung begleitete. Das vorab ausgeklügelte Einbahnstraßensystem führte die Bewohner nach der Impfung durch den Garten zurück in ihren Wohnbereich.

Das Einmaleins des Impfens

Die Bewohner wurden registriert und in die Impf-Laufliste eingetragen. Anschließend bekam der Begleiter die Impf-Unterlagen für das Impf-Team ausgehändigt. Nun endlich konnte der Bewohner in die eigentliche Impf-Zentrale treten. Die beiden Kollegen am Impf-Tresen erfassten die Daten der Bewohner und stellten die Impfbescheinigung der ersten Impfung aus. Diese Impf-Bescheinigung verblieb bis zum zweiten Impf-Termin in der Einrichtung und wurde dann an jeden Impfling ausgegeben. Und dann endlich erhielten die Bewohner den lang ersehnten Piks, der für sie Schutz bedeutet. 

Step by Step

„Während die Bewohner nach und nach geimpft wurden, waren die Mitarbeiter des ambulanten Dienstes und der Tagespflege dabei, die Tagespflegegäste mit ihren Unterlagen in die Einrichtung zu bringen“, erinnert sich Endres. Auch diese Impflinge mussten sich beim Betreten der Einrichtung dem obligatorische PoC-Antigen Schnelltest an der zentralen Test-Station unterziehen. Pflege-Reservistin Dinah Reitz von der #pflegeresereve und zwei Bundeswehrsoldaten waren an diesem Tag im Dauer-Test-Einsatz. „Ohne deren Unterstützung beim Testen und Impfen wäre dieser Impf-Tag so nicht möglich gewesen“, ergänzt Rommel. Nach dem Testen erfolgten auch bei den Tagespflegegästen Registrierung, Eintragung in die Impf-Laufliste und schließlich nach identischem Prozedere die Impfung. 

Die Tagespflege hat ihren Schwerpunkt in der interkulturellen Pflege und Betreuung im Quartier; die Mehrzahl der zu Betreuenden hat einen türkischen Migrationshintergrund. Daher arbeitet die Einrichtung seit über einem Jahr eng mit der Praxis Dr. Bora Akyürek zusammen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Klienten können in ihrer Muttersprache pflegerisch und medizinisch optimal versorgt werden. Am Morgen wurde eine deutschsprachige und eine türkischsprachige Impf-Straße mit entsprechendem Personaleinsatz des Mobilen-Impf-Teams eingerichtet. Das vermittelte gerade am Nachmittag den Impflingen aus dem Quartier sehr viel Sicherheit während des ganzen Impfvorgangs.

Als alle Bewohner und Klienten durchgeimpft waren, kamen die Mitarbeiter aus Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft an die Reihe. 165 Impfdosen später war die Einrichtung einen Schritt in Richtung Normalität weitergekommen. „Der zweite Impftermin ist mittlerweile auch gut verlaufen und wir könnten nun, da unsere Einrichtung durchgeimpft ist, eigentlich mit den Lockerungen für die Bewohner anfangen“, sagt Rommel. Eigentlich: Denn die Politik ist noch nicht soweit. Derzeit werden in Baden-Württemberg teilweise mehrmals am Tag Verordnungen erlassen, die sich zum Teil auch noch selbst widersprechen. Es bleibt spannend, wann – trotz Impfung – in den Einrichtungen zumindest wieder ein Stück Normalität einziehen kann.


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