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2019 | Altenpflege/Lebensqualität erhalten | Buch

Betreutes Wohnen

Perspektiven zur Lebensgestaltung bei Bewohnern und Betreuungspersonen

verfasst von: Prof. Dr. Thomas Boggatz

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Betreutes Wohnen ist eine Wohn- und Versorgungsform für ältere Menschen, die ein selbständiges Leben auch bei entstehendem Unterstützungsbedarf ermöglichen soll. Durch das Zusammenwohnen mit Gleichaltrigen können soziale Kontakte im Alter gefördert werden. Trotz der zunehmenden Verbreitung dieser Wohnform ist bislang kaum etwas darüber bekannt, wie die Nutzer ihren dortigen Alltag erleben und in welchem Umfang das Betreute Wohnen die selbst gesetzten Ziele erreichen kann. Dieses Buch gibt einen guten Überblick zur dortigen Lebensgestaltung und untersucht dabei die Erfahrungen von Bewohnern und Betreuungspersonen im Betreuten Wohnen am Beispiel von Einrichtungen im Bundesland Salzburg. Dabei kommen erstmalig im deutschsprachigen Raum Bewohner und Betreuungspersonen zu Wort, um aus ihrer jeweiligen Perspektive vom Zusammenleben und dem Umgang mit der entstehenden Pflegebedürftigkeit zu berichten. Das Buch geht dabei den Fragen nach, welche Erwartungen ältere Menschen an das betreute Wohnen haben, wie sie sich ihre Betreuung und Pflege vorstellen, welche Möglichkeiten es zur Gestaltung von sozialen Beziehungen gibt und wie Betreuungspersonen sie in ihrer Lebensgestaltung unterstützen können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
In diesem Buch geht es um das Thema Lebensgestaltung im Alter – insbesondere um ihre Möglichkeiten im Rahmen einer Wohn- und Versorgungsform, die für ältere Menschen geschaffen worden ist: das Betreute Wohnen.
Thomas Boggatz
2. „Assisted Living“ und Betreutes Wohnen – Eine Begriffsklärung
Zusammenfassung
In mehreren Ländern sind neben dem Pflegeheim weitere Wohn- und Versorgungsformen für ältere Menschen entstanden. Beispielhaft werden hier die Modelle aus den USA, sowie aus Großbritannien, Deutschland und Österreich vorgestellt. „Assisted Living“ in den USA soll im Rahmen seiner Grundleistung die pflegerische Versorgung seiner Bewohner sicherstellen und dabei eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen. In der Praxis haben sich allerdings recht unterschiedliche Wohnformen unter der Bezeichnung „Assisted Living“ etabliert. Im deutschsprachigen Raum hat sich das Betreute Wohnen verbreitet. Dessen Versorgungsangebot beschränkt sich allerdings auf Beratung, Vermittlung von Dienstleistungen und Kontaktförderung unter den Bewohnern. Pflegerische Versorgung ist hier eine Wahlleistung, die zusätzlich eingekauft werden muss.
Thomas Boggatz
3. Wohn- und Betreuungsformen für ältere Menschen im Spiegel der Forschung
Zusammenfassung
Zum „Assisted Living“ in den USA liegen zahlreiche Studien vor. Im Gegensatz dazu wurde das Betreute Wohnen im deutschsprachigen Raum bislang kaum erforscht. Auf der Grundlage der verfügbaren Studien lässt sich beschreiben, in welchem Ausmaß Pflegebedürftigkeit in beiden Arten von Einrichtungen vorhanden ist und welche Einstellungen und Erwartungen ältere Menschen zu einem Einzug dort und zur Inanspruchnahme von Pflege haben. Studien zum „Assisted Living“ vermitteln zudem einen Einblick in die Art und Weise, wie die dortigen Bewohner ihre sozialen Beziehungen untereinander, zu Angehörigen, Freunden und Bekannten außerhalb, sowie zum Betreuungspersonal gestalten.
Thomas Boggatz
4. Die Methoden der Untersuchungen
Zusammenfassung
Zur Beantwortung der Frage, welche Erfahrungen ältere Menschen und Betreuungspersonen, im Betreuten Wohnen machen, wurden drei aufeinanderfolgende Studien durchgeführt. In einer qualitativen Studie wurden zunächst die Bewohner zu ihren Erwartungen bezüglich des Betreuten Wohnens und der Inanspruchnahme von Pflege sowie zu ihren Beziehungen zu Mitbewohnern, Angehörigen, Freunden, Bekannten und der Betreuungsperson befragt. In einer weiteren qualitativen Studie wurden dann die Betreuungspersonen gebeten, von ihrer Wahrnehmung der Bewohner und ihren Erfahrungen mit der Betreuungsarbeit zu berichten. In dritten Studie wurde schließlich eine quantitative Erhebung zum Ausmaß der Pflegebedürftigkeit, der sozialen Kontakte und der Nutzung von sowie Zufriedenheit mit der Betreuungsleistung durchgeführt. Dieses Kapitel beschreibt die Durchführung und Auswertung der Studien sowie die Charakteristika ihrer Teilnehmer. Die Resultate der Studien werden thematisch geordnet in den Kapiteln 4–7 vorgestellt und diskutiert.
Thomas Boggatz
5. Einstellung zum Betreuten Wohnen
Zusammenfassung
Ältere Menschen haben unterschiedliche Einstellungen zum Betreuten Wohnen. Wenn sie im eigenen Zuhause leben, lehnen sie es zum Teil ab, zum Teil haben sie ein bedingtes Interesse oder sie sind zwiespältig-unentschlossen. Bewohner sind teilweise proaktive Nutzer, die aus Gründen der Vorsorge oder Entlastung dort eingezogen sind, teilweise aber auch Personen, die durch externe Umstände zu einem Einzug veranlasst wurden. Den Betreuungspersonen zufolge ist nicht jedem zu einem Einzug zu raten. Sehr selbstständige Personen benötigen die dort gebotene Betreuung nicht, müssen sie aber trotzdem bezahlen. Sehr Pflegebedürftige können unter Umständen nicht ausreichend versorgt sein. Betreutes Wohnen ist eine Zwischenlösung zwischen selbstständigem Leben und Pflegeheim. Fehlender Informiertheit über diesen Charakter kann dazu führen, dass nach einem Einzug entweder ein Übermaß oder ein Mangel an Betreuung wahrgenommen wird. Eine Beratung vor dem Einzug kann klären helfen, ob Betreutes Wohnen zu den individuellen Bedürfnissen passt.
Thomas Boggatz
6. Auseinandersetzung mit Pflegebedürftigkeit
Zusammenfassung
Befragt man ältere Menschen danach, welche Vorstellungen sie für den Fall ihrer Pflegebedürftigkeit haben, bringen sie zumeist negative Erwartungen zum Ausdruck. Für sie ist dieser Fall mit der Erwartung verbunden, in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, wo sie ihre Privatsphäre und Selbstbestimmung verlieren. Sie zeigen dabei eine Tendenz, die Auseinandersetzung mit möglicher Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Diese Tendenz wird auch von Betreuungspersonen wahrgenommen. Durch Vertrauensbildung und nicht-direktive Beratung versuchen sie, die Akzeptanz von Pflege zu fördern, ohne das Selbstbestimmungsrecht der älteren Menschen zu verletzen. Pflegebedürftigkeit ist im Betreuten Wohnen bislang gering ausgeprägt, es lässt sich aber eine Tendenz zur Zunahme mit steigendem Alter erkennen. Auch wenn in Einzelfällen eine Versorgung pflegebedürftiger Personen erfolgen kann, stellt sich die Frage, wo die durchschnittliche Grenze für die Toleranz von Pflegebedürftigkeit im Betreuten Wohnen liegt.
Thomas Boggatz
7. Soziale Kontakte im Betreuten Wohnen
Zusammenfassung
Soziale Kontakte im Betreuten Wohnen sind ähnlich wie bei zuhause lebenden älteren Menschen ausgeprägt. Es gibt unterschiedliche Typen, die von einer vielseitigen Integration bis hin zu eingeschränktem Kontakt reichen. Bewohner im Betreuten Wohnen tendieren dazu sich innerhalb der Wohneinrichtung zusammenzuschließen und ihre Kontakte zu Personen außerhalb der Einrichtung zu reduzieren. Soziales Engagement zeigt sich bei ihnen vor allem in gelegentlicher Hilfe. Kontakte innerhalb der Einrichtung werden wesentlich durch gemeinschaftliche Aktivitäten gefördert, welche die Betreuungsperson organisiert. Betreuungspersonen nehmen sich dabei als Motor des Soziallebens in der Einrichtung wahr. Ihre Aktivität eröffnet einen sozialen Freiraum, in dem die Bewohner eigenständig ihre sozialen Kontakte gestalten können. Das soziale Wohlbefinden ist insgesamt hoch ausgeprägt. Am stärksten ist es bei vielseitig integrierten Bewohnern. Bei Bewohnern ohne familiäre Anbindung ist es etwas schwächer ausgeprägt. Kontakte innerhalb der Einrichtung können fehlenden familiären Kontakt teilweise kompensieren.
Thomas Boggatz
8. Die Beziehung zur Betreuungsperson
Zusammenfassung
Ältere Menschen im Betreuten Wohnen nehmen Betreuungspersonen zunächst als Dienstleiter wahr. Einige haben eine kritisch distanzierte Beziehung zu ihnen, andere bauen jedoch eine persönliche Beziehung zu ihnen auf, die es ihnen erlaubt, sich auch im Krisenfall an sie zu wenden. Die Betreuungspersonen selbst bemühen sich darum, durch den Aufbau einer zweckfreien Beziehung zu den Bewohnern, durch aktives auf sie Zugehen und aktives Zuhören, ihr Vertrauen zu gewinnen. Dies ermöglicht es ihnen, im Bedarfsfall auf sie Einfluss zu nehmen. Das grundlegende Prinzip der Betreuungsarbeit besteht darin, eine Balance zwischen der Fürsorge für die Betreuungsempfänger und der Achtung vor ihrer Selbstbestimmung zu finden. Die Bedeutung der Beziehungsarbeit im Betreuten Wohnen spiegelt sich auch darin wieder, dass von den Bewohnern am häufigsten die Angebote zur Gestaltung des Soziallebens in Anspruch genommen werden. Diese sind ein wesentlicher Beitrag zur Förderung ihrer Lebensqualität.
Thomas Boggatz
9. Betreutes Wohnen im Kontext gerontologischer Theorien
Zusammenfassung
Betrachtet man Betreutes Wohnen im Kontext etablierter gerontologischer Theorien, so zeigt sich, dass es diesen nur bedingt entspricht. Es lässt sich weder als eine Institution für aktives Altern noch als eine Institution für Disengagement verstehen. Vielmehr ist es darauf ausgerichtet, dass seine Bewohner ihre individuelle Balance zwischen Aktivität und Disengagement finden können. Dies setzt allerdings voraus, dass sie bei bestehendem Betreuungs- oder Pflegebedarf die Tendenz, sich selbst zu behaupten und Kontrolle über Pflege- oder Betreuungspersonen auszuüben, mit einer Tendenz zur Rücksichtnahme auf deren Bedürfnisse in Übereinklang bringen. Pflege- und Betreuungspersonen auf der anderen Seite müssen für eine ausgewogene Betreuung ihre Tendenz zur Fürsorge mit einer den Betreuungsempfänger gewähren lassenden Nachlässigkeit und ihre Tendenz zur Selbstbehauptung mit einer Tendenz zur Rücksichtnahme auf seine Selbstbestimmung in Übereinklang bringen. Die Einstellungen der Pflege- und Betreuungspersonen und -empfänger bedingen sich gegenseitig und ihre Beziehung hängt von persönlichen Voraussetzung und Umständen sowie von institutionellen Rahmenbedingungen ab.
Thomas Boggatz
10. Zusammenfassung
Zusammenfassung
In diesem Buch ging es um die Frage nach den Möglichkeiten der Lebensgestaltung im Alter bei einem Einzug ins Betreute Wohnen. Betreutes Wohnen ist eine Wohn- und Versorgungsform für ältere Menschen, die ein selbstständiges Leben bei einer gleichzeitigen Versorgungssicherheit im Fall von Unterstützungs- oder Pflegebedarf ermöglichen soll. Darüber hinaus soll es die soziale Einbindung und Teilhabe seiner Bewohner fördern. Vorläufer dieser Wohn- und Versorgungsform finden sich im englischsprachigen Raum – vor allem in den USA, wo das sogenannte „Assisted Living“ zu einer umfangreichen Versorgungsindustrie für ältere Menschen geworden ist. Bei diesen Einrichtungen ist eine pflegerische Versorgung durch rund um die Uhr anwesendes Assistenzpersonal fest in das Konzept integriert, während sich beim Betreuten Wohnen im deutschsprachigen Raum die Versorgung auf eine zeitlich begrenzte Anwesenheit einer Betreuungsperson beschränkt und Pflegeleistungen in der Regel von externen Anbietern hinzugekauft werden müssen.
Thomas Boggatz
Backmatter
Metadaten
Titel
Betreutes Wohnen
verfasst von
Prof. Dr. Thomas Boggatz
Copyright-Jahr
2019
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-58405-7
Print ISBN
978-3-662-58404-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58405-7