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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

11. Altenpflege in der Migrationsgesellschaft

verfasst von : Hürrem Tezcan-Güntekin, Sarina Strumpen

Erschienen in: Pflege im Wandel gestalten – Eine Führungsaufgabe

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Zusammenfassung

Seit über 20 Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob und inwiefern ältere Migranten bei Pflegebedürftigkeit von Fehlversorgung betroffen sind und wie dies behoben werden könnte. Bekannt ist, dass die heterogene, wachsende Gruppe der älteren Migranten mehrheitlich von vulnerablen Lebenslagen geprägt ist. Darüber hinaus wird diskutiert, wie sich Pflegeerwartungen der Älteren mit Migrationshintergrund kulturell-, religions- und migrationsbedingt von denen der einheimischen Älteren unterscheiden – und inwiefern Gremien der Gesundheitspolitik, Akteure der beruflichen Bildung sowie Einrichtungen der Altenhilfe und -pflege darauf reagieren sollten. Im Zuge dieser Diskurse wurden Barrieren sowohl auf Seiten der älteren Pflegebedürftigen als auch der Einrichtungen identifiziert. Mit Konzepten der interkulturellen Öffnung, kultursensiblen Pflege und des Diversity Managements soll auf diese Entwicklungen reagiert werden. Die zunehmende Präsenz von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund gilt dabei als Chance.
Fußnoten
1
Im Jahr 2002 besaßen beispielsweise 84,6% der türkeistämmigen Migranten über 64 Jahre keine berufliche Ausbildung. 59,6% dieser Gruppe verfügte über keinen Schulabschluss (Özcan und Seifert 2004, S. 9 ff.).
 
2
Die geringe Wohneigentumsquote bei älteren Migranten wird sowohl über Diskriminierungen auf dem Wohnungsmarkt als auch als Ausdruck für eine Rückkehrorientierung gedeutet (Özcan und Seifert 2006, S. 42 f).
 
3
Bei der Beurteilung von wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen zu möglichen Wissens- und Informationsdefiziten von Migranten zu Pflege- und Gesundheitsleistungen ist ein Augenmerk darauf zu richten, auf welchen Personenkreis die Studie zugeschnitten war und inwiefern bei der Datenerhebung unterschiedliche Sprachkompetenzen berücksichtigt wurden. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Ergebnisse haben, wobei sich die Schlussfolgerungen wiederum ähneln. Die Erhebungen dieser quantitativen Studie wurden ausschließlich in deutscher Sprache durchgeführt, was dazu geführt haben kann, dass Migranten mit einem hierzu nicht ausreichenden Sprachstand von der Erhebung ausgeschlossen waren (vgl. BAMF 2008).
 
4
Diese Erhebung wurde in der Muttersprache der türkeistämmigen Befragten durchgeführt.
 
5
In Nachfolge dessen bietet das Forum für eine kultursensible Altenhilfe als bundesweiter freiwilliger Zusammenschluss von Verbänden, Unternehmen, Experten und Engagierten aus den Themen- und Tätigkeitsfeldern der Altenhilfe und der Migrationsarbeit. Die Mitglieder des Forums haben das „Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe“ unterzeichnet und pflegen in den Regionalgruppen Nord, Süd, West und Ost einen kontinuierlichen inhaltlichen und kollegialen Austausch zu Fragen der kultursensiblen Altenhilfe. http://​www.​kultursensible-altenhilfe.​de/​.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Altenpflege in der Migrationsgesellschaft
verfasst von
Hürrem Tezcan-Güntekin
Sarina Strumpen
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54166-1_11