01.05.2015 | Originalien
Aggressives und herausforderndes Verhalten gegenüber dem Klinikpersonal
Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung in den Notfallbereichen der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 3/2015
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Hintergrund
Die Notfallbereiche der Krankenhäuser sind im besonderen Maße anfällig für das Auftreten von Gewalt und Aggression durch Patienten und Angehörige. Zu Häufigkeit, Art und Umfang aggressiver und herausfordernder Verhaltensweisen in diesen Bereichen gibt es für Deutschland bisher kaum empirische Daten.
Methode
Es wurden 698 quantitative Fragebögen an das Personal (Pflegedienst, Ärzte, Hebammen, andere) vordefinierter Notfallbereiche (Notaufnahmen/Rettungsstellen, Kreißsäle, Ambulanzen) in einem großen Universitätsklinikum ausgegeben. Erfragt wurden persönlich erlebte, verbale und brachiale Aggressionen in den zurückliegenden 6 Monaten. Ferner wurden die Mitarbeiter zur Einschätzung ihrer persönlichen Vorbereitung auf eskalierende Situationen befragt.
Ergebnisse
Die Rücklaufquote betrug 51,3 %. 77,4 % der ausgefüllten Fragebögen kamen von Mitarbeitern aus dem Bereich der Notaufnahmen. Innerhalb von 6 Monaten vor der Befragung waren fast alle Antwortenden (95 %) verbalen Aggressionen ausgesetzt und ein Drittel (33%) einer körperlichen Aggression. Ärzte und Pflegepersonal scheinen ungefähr in gleichem Ausmaß verbalen Aggressionen ausgesetzt zu sein, während fast jede 2. Pflegekraft (46 %), aber „nur“ jeder 5. Arzt (22 %) angibt, eine körperliche Aggression im Betrachtungszeitraum erlitten zu haben. Jeder 5. (21 %) erlitt hierbei eine Verletzung (34 % der Pflegekräfte und 7 % der Ärzte), wobei rund ein Drittel (34 %) der Verletzungen als psychische Verletzung angegeben wurden. Durchschnittlich wurden 43 verbale bzw. 8 körperliche Aggressionen pro Antwortendem in den letzten 6 Monaten verzeichnet. Rund 70 % fühlen sich nicht entsprechend auf eine eskalierende Situation vorbereitet.
Schlussfolgerungen
Das Erleben bzw. Erfahren von Aggression und Gewalt ist ein relevantes Problem für alle Mitarbeiter in den befragten Notfallbereichen der Charité. Die Mehrzahl der Mitarbeiter fühlt sich nicht entsprechend auf eskalierende Situationen vorbereitet. Die Ergebnisse legen die Initiierung und Evaluation unterstützender Maßnahmen wie hausinterne Deeskalationsschulungen nahe.
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