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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2009

01.06.2009 | Originalarbeit

Ältere Menschen und psychotrope Substanzen im Straßenverkehr

verfasst von: Dr. S. Iwersen-Bergmann, H. Andresen, K. Püschel, A. Heinemann , W. von Renteln-Kruse

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2009

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Zusammenfassung

Die Auswertung von annähernd 40.000 bundesweit repräsentativen toxikologischen Blutbefunden von Verkehrsteilnehmern, bei denen der Verdacht auf eine Beeinflussung durch Drogen oder Medikamente bestand (Zeitraum 1998–2001) sowie von 10.000 entsprechenden Hamburger Blutbefunden der Jahre 2003–2008 zeigte, dass die absolute Zahl von Senioren, die in den letzten Jahren im Straßenverkehr auffällig wurden, sowohl bundesweit wie auch in Hamburg zwar zunimmt, bezogen auf die Anzahl aller auffällig gewordenen Kraftfahrer jedoch von 2,0% auf 1,1% (bundesweit) und von 2,3% auf 1,4% (Hamburg) abnimmt. Der zunehmende Anteil älterer Kraftfahrer wird bei den straßenverkehrsbezogenen toxikologischen Untersuchungsaufträgen nicht abgebildet. Bei den Untersuchungen, die anlässlich eines Unfallgeschehens in Auftrag gegeben wurden, sind die Senioren hingegen überrepräsentiert. Der Anteil der überprüften Fahrer mit Verdacht auf eine Beeinflussung durch Drogen oder zentralwirksame Medikamente, bei denen sich der Verdacht durch das Untersuchungsergebnis bestätigte (39% bundesweit, 43,0% in Hamburg), liegt deutlich unterhalb der Bestätigungsquoten des bundesweiten Gesamtkollektivs (73,9%). Der Grad der Auffälligkeit, der bei der anlassbezogenen ärztlichen Untersuchung dokumentiert wird, korrelierte dabei nicht mit einem tatsächlichen Substanznachweis. Obwohl in 5,6% der Blutproben von Senioren (bundesweit) und 10,6% (in Hamburg) Drogen nachgewiesen wurden kommt den zentralwirksamen Arzneimitteln, insbesondere der Gruppe der Benzodiazepine (Nachweishäufigkeit 24,5% bundessweit, 23% in Hamburg) die größere Bedeutung zu, da sie sowohl im bundesweiten Gesamtkollektiv, insbesondere aber in der Gruppe der Senioren überproportional häufig bei Unfällen nachgewiesen wurden. Angesichts der Vielzahl von Benzodiazepinverordnungen an Senioren spricht die geringe Fallzahl auffällig gewordener älterer Kraftfahrer dafür, dass die große Mehrheit der Senioren mit zentralwirksamen Arzneimitteln im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr sehr verantwortungsbewusst umgeht. Der Großteil der Hamburger positiven Benzodiazepinbefunde im Blut weist auf eine nicht therapiegemäße Einnahme hin (hohe Dosis, Kombination mit Alkohol und/oder anderen Medikamenten). Auf die Aufgabe des behandelnden Arztes bei einer Verordnung von zentralwirksamen Medikamenten über verkehrsbezogene Risiken aufzuklären sei daher an dieser Stelle noch einmal hingewiesen.
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Metadaten
Titel
Ältere Menschen und psychotrope Substanzen im Straßenverkehr
verfasst von
Dr. S. Iwersen-Bergmann
H. Andresen
K. Püschel
A. Heinemann
W. von Renteln-Kruse
Publikationsdatum
01.06.2009
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 3/2009
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-009-0038-4

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