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27.09.2018 | #GeKo | Nachrichten

Delir – erfahrene Pflegekräfte geben Orientierung

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Senioren sind besonders gefährdet, im Krankenhaus ein Delir zu entwickeln. Ein professionelles Delirmanagement kann verhindern, dass sich daraus eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit entwickelt. Doch das erfordert erfahrenes Pflegepersonal, das nah am Patienten ist.

Mit einem kleineren Problem ins Krankenhaus herein-, als Pflegefall wieder herauskommen: älteren und alten Patienten passiert das häufiger. „Vielen alten Menschen fällt es schwer, sich an die neue Umgebung anzupassen“, erläutert Prof. Uta Gaidys von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg. „Sie sind besonders vulnerabel, etwa weil sie unter chronischen Erkrankungen leiden, mehrere Medikamente einnehmen, Orientierungsprobleme oder Seh-, Hör- oder Sprachschwierigkeiten haben.“

Der Anteil älterer Patienten im Krankenhaus steigt, bereits über 60 Prozent sind im Rentenalter. Sie sind zum Beispiel besonders gefährdet, ein Delir zu entwickeln, also eine Verwirrtheit, die oft nicht nur vorübergehend ist. Etwa jeder zehnte bis fünfte der über 65-jährigen Patienten zeigt bereits bei Aufnahme in ein Krankenhaus Anzeichen eines Delirs. Weitere 10 bis 25 Prozent sind zu einem späteren Zeitpunkt betroffen.

Vergütung hochkomplexer Pflegemaßnahmen einfordern

Doch ein Delirmanagement ist noch längst nicht in allen Kliniken umgesetzt. „Beim Delirmanagement sind gerade erfahrene Pflegende gefragt, um ein Delir festzustellen und während des Klinikaufenthalts Orientierung zu bieten“, betont Gaidys. Dafür fehlt es allerdings oft nicht nur an Personal, sondern auch an Abrechnungsmöglichkeiten für diese zeitintensive Tätigkeit. Die Pflegewissenschaftlerin weist jedoch darauf hin, dass an dieser Stelle der Pflegekomplexmaßnahmen-Score zum Zug kommen kann – ein Instrument, um hochkomplexe Pflegemaßnahmen über die Fallpauschalen vergüten zu können. „Das müssten Pflegekräfte allerdings stärker einfordern“, hebt Gaidys hervor.

Ähnliches gelte zum Beispiel auch in den Bereichen Mobilisierung oder Essenreichen: „Originär pflegerische Aufgaben werden hier oftmals an die Physiotherapeuten beziehungsweise externe Firmen abgegeben“, so Gaidys. Auch die Überprüfung der Medikation verschwinde immer mehr aus dem pflegerischen Berufsalltag. „Doch gerade bei alten Menschen sind Pflegekräfte eine wichtige Kontrollinstanz, um Nebenwirkungen zu beobachten, Wirkungen von Tabletten zu erläutern und eine medikamentöse Fixierung etwa durch Benzodiazepine zu vermeiden.“ Die Pflegeprofessorin fordert die Krankenhäuser und insbesondere die Pflegekräfte dazu auf, die Komplexität patientennaher Aufgaben gerade in der Versorgung alter Patienten wahrzunehmen und sichtbar zu machen.

Schwerpunktthema: Senioren im Akutkrankenhaus

Der ältere Patient im Akutkrankenhaus ist ein Schwerpunkt-Thema auf dem 16. Gesundheitspflege-Kongress, der am 2. und 3. November 2018 in Hamburg stattfindet. Veranstalter des Kongresses ist Springer Pflege – in Kooperation mit der HAW, dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und großen Kliniken aus der Region. Hauptsponsor ist wie in den Vorjahren auch das forschende Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb.

Weitere Themen des 16. Gesundheitspflegekongresses: Pflege-IT, Change-Management, gesunde Führung, neue Wege in der Praxisanleitung, Beratung pflegender Angehöriger oder Anti-Ärger-Strategien. Im Forum Pflegende Angehörige, das sich auch an professionelle Pflegefachkräfte richtet, wird die Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs diskutiert.

http://www.gesundheitskongresse.de/hamburg/2018/

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