01.06.2010 | Kontrakturenprophylaxe | Originalarbeit
Erworbene Kontrakturen der Gelenke im höheren Lebensalter
Eine systematische Literaturanalyse
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2010
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Hintergrund
Die freie Beweglichkeit in den Gelenken, insbesondere der Extremitäten, ist eine Grundlage ungehinderter Mobilität und Autonomie im hohen Alter. In internationalen Publikationen wird eine Kontrakturprävalenz von 15% bis über 70% bei älteren Patienten im Krankenhaus genannt. Die spezifischen Merkmale der untersuchten Populationen und Settings, aber auch unterschiedliche Definitionen und Methoden der Datenerhebung dürften für diese Variation verantwortlich sein. Kontrakturen führen zu zusätzlichem Pflegeaufwand. Die unlängst verabschiedeten Transparenzkriterien für die Qualitätsbeurteilung der stationären Altenhilfe beinhalten auch Items zur Einschätzung des Kontrakturrisikos und zur Kontrakturprophylaxe. Hierzu bedarf es einer einheitlichen Definition der Kontraktur. Die Literaturanalyse hatte zum Ziel, die in klinischen Studien zugrunde gelegte Definition der Kontraktur zu sichten.
Methoden
Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, CINAHL, Embase und Cochrane Library nach kontrollierten Studien, die Kontraktur als primären, sekundären oder unerwünschten Ergebnisparameter definierten, in englischer oder deutscher Sprache verfasst und nach 1985 publiziert wurden. Zwei Reviewer sichteten die Abstracts und Volltexte unabhängig voneinander und extrahierten die Daten. Fehlende Übereinstimmungen wurden im Konsensusverfahren unter Einbeziehung eines dritten Reviewers gelöst.
Ergebnisse
Insgesamt 37 kontrollierte Studien entsprachen den Einschlusskriterien. Die Studien waren vorwiegend im Krankenhaus durchgeführt worden und hatten Patienten im Alter von 18 bis über 90 Jahren eingeschlossen. In nur 5 Publikationen wurde eine Kontraktur präzise definiert. Jedoch wichen diese Definitionen bezüglich der Merkmale zur Erfassung einer Kontraktur voneinander ab. In 31 Studien wurden vorwiegend diagnostische Kriterien angeführt. Eine Studie nannte weder eine Definition noch diagnostische Merkmale.
Schlussfolgerung
Die Mehrheit der kontrollierten Studien, die eine Kontraktur als Ergebnisparameter untersuchten, verwendeten keine präzise Definition. Diese Diversität von Definitionen und Erhebungsmerkmalen macht eine Vergleichbarkeit von präventiven und therapeutischen Therapieeffekten unmöglich. In diesem Zusammenhang erscheint es außerordentlich problematisch, den nicht definierten Zustand der Kontraktur im Rahmen von Qualitätssicherungsprogrammen nach § 113 SGB XI in Heimen zu erfassen.
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