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Erschienen in: Heilberufe 4/2019

01.04.2019 | Pflege Kolleg Zur Zeit gratis

Hautpflege beim Lymphödem

Erschienen in: Heilberufe | Ausgabe 4/2019

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Gute Hautverhältnisse als Therapievoraussetzung Immer wieder verzögern ödembedingte Hautveränderungen die zeitnahe Therapie eines Lymphödems. Weil insbesondere ältere Patienten bei der Hautpflege professionelle Unterstützung durch Pflegefachkräfte benötigen, geben wir Tipps, worauf Sie achten sollten.
Durch ein Lymphödem ist die Haut stärksten Belastungen ausgesetzt: Doch je besser der Zustand der Haut ist, umso weniger Komplikationen treten auf. Aber allein schon das Tragen der Kompressionsstrümpfe beansprucht die Haut zusätzlich. Daher ist die Desinfektion kleinster Verletzungen unerlässlich, um ein Erysipel, also eine bakterielle Infektion der oberen Hautschichten und Lymphwege, zu vermeiden. Weil Fußpilz die Eintrittspforte für Bakterien bildet, ist eine tägliche Haut- und Fußpflege bei Lymphödemen sehr wichtig. Jedoch wird diese von älteren Patienten häufig vernachlässigt, weil sie ihre Füße aufgrund mangelnder Beweglichkeit nur schwer oder gar nicht mehr erreichen können. Tägliches Eincremen mit einer rückfettenden Creme (z.B. Eucerin®) gehört auch dazu. Da die Haut sehr empfindlich ist, sind Allergien keine Seltenheit. Es empfiehlt sich, vor der ersten Behandlung nach eventuell vorhandenen Allergien zu fragen und gegebenenfalls am Unterarm einen Test vorzunehmen. Durch gute Hautpflege kann der Hautzustand verbessert werden, jedoch ohne die "Komplexe Physikalische Entstauungstherapie" (KPE) ist eine anhaltende, drastische Verbesserung des Hautbefundes nicht möglich.

Typische Hautveränderungen

Bräunliche Plaques: Beim schlecht gepflegten Beinlymphödem zeigen sich bräunliche bis gräuliche Hautveränderungen. Dabei handelt es sich meist um eingetrocknete Lymphflüssigkeit, die aus der Haut ausgetreten ist. Viele Patienten trauen sich nicht, die entstandenen Plaques beim Waschen zu entfernen, was anfangs noch leicht möglich wäre. Die Schicht wird im Laufe der Zeit immer dicker, und die Haut darunter wird nicht belüftet. Darum müssen diese Plaques beseitigt werden. Eine solche Schicht lässt sich am besten nach großzügigem Auftragen von Vaseline und einer längeren Einwirkzeit mit der Pinzette entfernen. Bei großen Arealen ist es oft nicht möglich, alles beim ersten Mal abzutragen. Weil es dabei zu Hautverletzungen kommen kann, sollte sehr behutsam vorgegangen werden. Die Haut muss nach dem Entfernen der dunklen Plaques desinfiziert und anschließend je nach Zustand der Haut zum Beispiel mit Panthenol oder einem anderen Hautpflegemittel eingecremt werden. Je besser der Zustand des Lymphödems, umso weniger bilden sich diese bräunlichen Verfärbungen. Dem Patienten ist zu erklären, wie er zu Hause damit umzugehen hat. Bereits normales tägliches Waschen oder Duschen mit einer milden Waschlotion kann solche Veränderungen reduzieren.
Lymphzysten: Eine weitere Komplikation des Lymphödems sind sogenannte Lymphzysten. Es handelt sich hierbei um kleine erhabene Knötchen, die nicht immer nässen müssen. Besonders unangenehm sind Lymphzysten im Genitalbereich. Weil sie Eintrittspforten für Keime sind, können auch hier Entzündungen hervorgerufen werden. Daher müssen sie täglich - wenn sie nässen mehrmals täglich - desinfiziert werden (z.B. Octenisept), um eine Infektion zu verhindern. Für den Intimbereich gibt es spezielle Pflegeprodukte. Bei Verbesserung des Lymphödems können sich die Zysten teilweise oder ganz zurückbilden.
Hyperkeratosen: Hyperkeratosen, "Blumenkohl"-ähnliche Hautveränderungen, treten auf den Zehen oder im Vorfußbereich auf. Die tägliche Desinfektion der Hyperkeratosen ist unerlässlich, um Entzündungen zu vermeiden. Bei stärkerer Ausprägung kann mit 10%-Salizyl-Vaseline eine Erweichung der obersten Hautschicht erreicht werden. Ohne Verbesserung des Lymphödemzustandes durch die KPE werden sich diese Hyperkeratosen nicht verkleinern. Bestehen Falten oder Vertiefungen, müssen diese mit einem sterilen Watteträger gereinigt und anschließend desinfiziert werden. Kleben Reste von Lymphe in diesen Furchen und Falten, müssen diese mit der Pinzette entfernt werden. Oft sind die Zehenzwischenräume zusätzlich von Fußpilz betroffen. Ein strenger Geruch begleitet diese weitere Komplikation. Der Fußpilz muss mit einem Antimykotikum behandelt werden, danach folgen Desinfektion und Pflege der Haut mit Pflegecreme, dabei die Fußsohlen nicht vergessen.
Papillomatosis cutis: Bei einigen Patienten bilden sich an beiden betroffenen Unterschenkeln, selten auch bis zu den Oberschenkeln, zahlreiche kleine Warzen, die als Papillomatose der Haut bezeichnet werden. Über diese kleinen Warzen kann Lymphflüssigkeit austreten. Nisten sich in dieses feuchte Milieu Bakterien ein, resultiert ein unangenehmer Geruch. Die Patienten trauen sich oft nicht mehr, diese Areale zu waschen oder zu duschen, was die Belagbildung und die Geruchsentwicklung zusätzlich fördert. Schließlich ist alles so verkrustet und verklebt, dass die Patienten hilflos sind. Die Geruchsbelästigung ist so stark, dass sie sich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen. Auch hier gilt: Ohne KPE ist eine Verbesserung des Zustandes nicht möglich. Vor der Lymphdrainage und der anschließenden Kompressionsbandage sind täglich Fußbäder (z.B. Dermovas®) und die Reinigung der betroffenen Flächen vorzunehmen. Danach wird die eingetrocknete Lymphe mit sterilen Watteträgern und Pinzette vorsichtig entfernt. Nach jeder Reinigung wird das Bein desinfiziert und je nach Hautzustand mit einem Verband mit fettiger Gaze auf die betroffene Fläche versorgt. Da solche Reinigungen viel Zeit beanspruchen, können sie sich über mehrere Tage hinziehen. Doch dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis eine deutliche Verbesserung eintritt. Unter Kompressionstherapie und optimaler Hautpflege können sich die Warzen zurückbilden. Der Patient muss über diese Behandlungsmöglichkeiten informiert werden. Außerdem sollte er verstehen, dass bei Ödemverschlechterung die Warzen erneut auftreten können.
Stauungsdermatitis: Bei Patienten mit massiven Lymphödemen wird die betreffende Haut sehr rot, prall und glänzend und Lymph-flüssigkeit tritt großflächig aus der Haut aus. Hier handelt es sich um eine lymphostatische Stauungsdermatitis. Wie beschrieben, wagen die Patienten nicht mehr, sich die Beine zu waschen oder zu duschen. Häufig wird einfach irgendeine Creme benutzt, ohne diese wieder zu entfernen. Es bilden sich Schichten von eingetrockneter Lymphe und Creme. Unter solchen Bedingungen beginnen Sie mit gründlichem Waschen oder Duschen, um die zahlreichen Schichten zu lösen. Auch hier ist Geduld über mehrere Tage vonnöten.
Die Zehenzwischenräume werden auf eventuelle Pilzinfektionen untersucht und gegebenenfalls behandelt und desinfiziert (z.B. Octenisept®). Zusätzlich kommen bei der ausgeprägten Stauungsdermatitis cortisonhaltige Externa und Antihistaminika zum Einsatz. Erst wenn der Hautzustand stabilisiert ist, kann mit der üblichen Hautpflege und der Kompressionstherapie begonnen werden. Ohne Verbesserung des Lymphödems kann aber auch hier keine dauerhafte Verbesserung des Hautzustandes erreicht werden.

Pflege einfach machen

Beim Lymphödem findet man verschiedene ödembedingte Hautveränderungen.
Ohne zeitaufwendige Lokalmaßnahmen gelingt keine Stabilisierung der Hautverhältnisse.
Und ohne stabile Hautverhältnisse ist wiederum keine manuelle Lymphdrainage oder gar die erforderliche Kompressionstherapie durchführbar.
Somit bilden diese pflegerischen Basismaßnahmen die Grundlage einer erfolgreichen lymphologischen Entstauungstherapie.
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Metadaten
Titel
Hautpflege beim Lymphödem
Publikationsdatum
01.04.2019
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Heilberufe / Ausgabe 4/2019
Print ISSN: 0017-9604
Elektronische ISSN: 1867-1535
DOI
https://doi.org/10.1007/s00058-019-0059-3

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